Dozierende: Caecilia Anderhub (MV), Corina Flühmann, Cécile Hummel
INHALT
Erfundenes produziert Realität – Tatsachen verwandeln sich in Fiktionen – die wiederum Fakten hervorbringen können – usw. Als magisches Medium dazwischen setzen wir Bilder in allen denkbar möglichen gestalterischen Prozeduren. Zum Einstieg in diese produktive Dynamik tauchen wir ab ins Archiv der 7'000’000 materiell existierenden Bilder aus dem Medienkonzern Ringier, die dieser dem Kanton Aargau überlassen hat. Im RBA ruhen also Pressebilder, d.h. fotografische Aufnahmen von Fakten – Ereignissen, Menschen und anderen Wesen –, jeder Art und jeden Inhalts der Zeit von 1930 bis 2000, dem Ende der Analogfotografie im Journalismus. In diesem Fundus suchen die Teilnehmenden individuell ihr Bild und werden es sich aneignen, um es sozusagen ins Leben zurück zu bringen.Diese Wiederbelebung eines Bildes und womöglich eines Faktums ist bereits der Anfang des individuellen Projekts. Mit den gewonnenen Erfahrungen lässt sich aber auch an eigenen (Fakten-) Bildern neu ansetzen. Im Anschluss daran öffnen gezielte Übungen und spielerische Experimente mit zeichnerischen und fotografischen Verfahren mannigfaltige Felder, wo Bilder neue Charakter annehmen und daher wiederum andersartige Wirkungen hervorbringen werden. Das Zeichnerische und das Fotografische sind als in sich bereits vielfältige Verfahren im Modul gegeben; die weitere Material- und Medienwahl liegt in der Hand jedes/r Teilnehmers/in – im Rahmen der D&K-Gegebenheiten (Werkstätten und Skills). Getrieben oder gezogen wird jedes individuelle Projekt von einer Intention resp. einer Neugier (Fragestellung), die sich in der Anfangsphase herauskristallisiert.Eine eigens entwickelte Strategie mit poetisch-künstlerischen wie auch mit konventionell-wissenschaftlichen Elementen trägt dann den Prozess der Bild-Transformationen. Dabei kann mit sowohl verschiedenen, auch unvorhergesehenen Archivfunktionen als auch diversen Bildbegriffen experimentiert werden.Der individuelle Projektprozess erhält besondere Beachtung, einerseits im Sinn einer Selbstorganisation, die für spätere Projekte als adaptierbares Modell beigezogen werden kann, andererseits durch Reflexion der individuellen Erfahrungen darin, sowie durch einen interdisziplinären Austausch.
ZIELSETZUNG
Die Studierenden untersuchen originale produktive Bildbewegungen vom Faktischen ins Fiktionale und zurück ins Faktische etc.
Sie haben Kenntnis einschlägiger Begriffe in den Paradigmen von Faktizität und Fiktionalität sowie ein Begriff von deren prekären Relationen zueinander.
Sie entwickeln Sensibilität für disziplinspezifisches Potenzial der Inhalte (in freier Kunst, in Produktdesign, in visueller Kommunikation) und wenden die vermittelten Begriffe in der kritischen Auseinandersetzung mit Bildern – deren Evaluation in den oben genannten Paradigmen an.
Die Studierenden entwickeln im individuellen Projekt eine urheberrechtliche Interpretation der konventionalen Archiv- und Bild-Konzepte sowie Archiv-/Bild-Funktionen und verstehen den Projektprozess als methodisches Modell.
Sie sind in der Lage sich aktiv konstruktiv in interdisziplinäre Teamarbeiten einzubringen und übernehmen Verantwortung im eigenen Projekt.