Der Strich - ein einzige Linie, ein kurzer Moment, eine kleine Bewegung. So klar, schlicht und einfach. Dennoch öffnet der Strich eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten, eine neue Gedankenwelt, ein neues Bild. Sei es der zeichnerische Strich oder die Beobachtung der Linien in der Natur. Das Wachsen von Gräsern und das Altern von Bäumen, das Reisen des Lichtes und das Verfliessen von Zeit; das Überbrücken von Hindernissen. Die Linien, die uns kontinuierlich helfen, Zusammenhänge zu schaffen, einen Sinn zu suchen, einen Sinn zu finden. Die Linie, die wir ziehen wenn wir laufen und dennoch nicht sehen. Die Linie als effektivste Verbindung von Punkten.Die kleinste nur denkbare, lebendige Einheit bewegt sich, und zieht somit eine Linie. Jeder Strich ist Bewegung, ist Rhythmus, ist Leben. Jeder Strich hinterlässt eine Spur, ist eine Spur, beeinflusst den nächsten Strich.Die Arbeit geht der Frage nach, was ein Strich auf einem weissen Blatt Papier bedeutet. Es ist eine Suche nach dem innigsten, ehrlichsten Strich, den es nicht mehr gibt sobald er gesetzt worden ist, denn mit jedem gesetzten Strich geht eine Veränderung einher.Die Auseinandersetzung mit dem Strich ist eine nicht endende Suche, die ständig neue Fragen aufwirft und ständig die gleiche neu stellt: Was bedeutet ein Strich auf einem weissen Blatt Papier? Die zeichnerische Arbeit wird durch eine Performance unterstützt, in der die Performende ihre Gedanken zum Strich den Betrachter/innen näher bringt. Die Ausstellungssituation ermöglicht der Performenden intuitiv neue Linien zu sehen, Erkenntnisse herauszustreichen und neue Assoziationen zwischen den Strichbildern, den Betrachter/innen und sich selbst zu schaffen. Die Sprache ist somit das Bindeglied zwischen dem Strich, der Performenden und den Betrachter/innen.
Text: Zita Buess-Watson