Kurz erklärt: um was ging es bei eurer Arbeit?
Stefan Grob: Wer in einem Eigenheim wohnt, muss den «Eigenmietwert» als Einkommen versteuern. Dieser Wert richtet sich nach dem Betrag, den ein Dritter unter gleichen Verhältnissen als Miete zu bezahlen hätte. Im Gegenzug dürfen Schuldzinsen und Kosten für den Unterhalt für selbstbewohntes Wohneigentum steuerlich in Abzug gebracht werden. Auf politischer Ebene wird die Abschaffung dieses Eigenmietwerts diskutiert. Wir haben die steuerlichen Folgen eines solchen Systemwechsels untersucht.
Und was habt ihr herausgefunden?
Stefan Grob: Bei anhaltend tiefen Zinsen profitiert der durchschnittliche Wohneigentümer von einem Systemwechsel. Mieterinnen und Mieter würden bei einem Systemwechsel relativ betrachtet zu den Verlierern gehören. Genauso gehörten die Banken zu den Verlierern, da wohl Hypothekarschulden schrittweise amortisiert würden. Dem Staat würden bei einem Zinsniveau von 1.5 Prozent nach einem Systemwechsel Steuereinnahmen von rund CHF 4.7 Milliarden entgehen. Unsere Studie hat also hohe politische Implikationen.
Wie seid ihr das Thema methodisch angegangen?
Stefan Grob: Wir haben die momentane Gesetzgebung sowie den Reformvorschlag genau analysiert und eine detaillierte Literaturrecherche durchgeführt. Im Anschluss erstellten wir auf Basis der Steuerrechnung der Stadt Luzern ein Modell, welches es uns erlaubte, die steuerlichen Auswirkungen einer Abschaffung des Eigenmietwerts zu evaluieren. Im Modell lassen sich sämtliche Variablen beliebig verändern, ausserdem sind Hochrechnungen anhand von Durchschnittswerten möglich.
Wie seid ihr auf das Thema gestossen?
Stefan Grob: Das Thema befand sich im Themenpool für die 9 ECTS-Arbeit im Modul 11 «Applied Research Projects». Glücklicherweise haben wir von unserer Referentin Prof. Dr. Yvonne Seiler-Zimmermann dann auch den Zuschlag erhalten.
Wie kam es dazu, dass der Artikel in «Die Volkswirtschaft» veröffentlicht wurde?
Stefan Grob: Nach Abgabe der Arbeit schlug unsere Referentin, Prof. Dr. Yvonne Seiler-Zimmermann aufgrund der politischen Brisanz des Themas vor, einen Artikel in der «Volkswirtschaft» über unsere Arbeit zu schreiben. Wir reichten unsere Anfrage ein. Da die Redaktion hierzu gerade ein Dossier zu dieser Thematik plante, hatten wir zusätzlich etwas Glück mit dem Timing.