«Ich glaube, ich glaube»
Innerhalb des Moduls «Jesus, Buddha, Mohammed & Co.» beschäftigten wir uns mit der Schnittfläche zwischen verschiedenen Religionen und dem damit einhergehenden Konfliktpotenzial. Da ich Religion an sich bereits als emotional aufgeladenes Feld empfinde, wollte ich mich mit einer persönlichen, nicht provokativen Arbeit beschäftigen. Während meiner Recherche stiess ich auf die Gebetskette – eine Hilfe während des Gebetes sich in einen meditativen Zustand zu versetzen und mit Gott in Kontakt zu treten. In diversen Religionsgemeinschaften sind solche Gebetshilfen vertreten: Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus. Neben Unterschieden haben alle Gebetsketten eins gemein: in der Anzahl der Glieder und deren Beschaffenheit ist ein tieferer Grund enthalten. Meist handelt es sich hierbei, um Begriffe/Namen für den jeweilig anzubetenden Gott. Ich fand die Vorstellung, dass Objekte Bilder in den Köpfen der Menschen durch deren reines Abtasten und Zählen generieren können, faszinierend. Die Basis meines Projektes war mein subjektiver Glaubensansatz – an was glaube ich? Ich versuchte meine Denk- und Glaubensansätze innerhalb eines «Glaubensbekenntnisses» zu verbalisieren. Hierbei stehen primär Emotionen im Zentrum. 33 Gefühle/Zustände symbolisieren innerhalb meiner Arbeit meinen Glauben. Basierend auf der vorhergehenden Recherche entschied ich mich, eine haptisch erfahrbare Gebetskette mit 33 Komponenten, welche für jeweils ein bestimmtes definiertes Gefühl stehen, zu erarbeiten. Hierfür experimentierte ich mit Materialien wie Gips, Ton und Porzellan. Innerhalb von verschiedenen Versuchen Oberflächenstrukturen zu generieren, entwickelte ich eine persönliche Formensprache.
Dank eines Inputs meiner Dozentin Nika Spalinger ging ich noch einen Schritt weiter und stellte 33 Einzelteile für bestimmte Personen her, welche in der Material- und Formenwahl dem Charakter des jeweiligen Trägers entsprechen. Entstanden ist eine Sammlung an Gliedern aus Porzellan, Cybatool, Speckstein und Strohhalmen, welche durch Modellieren, Schleifen und kombiniertem Arbeiten mit Epoxid-Harz, einen passenden Gesamteindruck am Träger entstehen lassen.
Das IDA Modul war zusammenfassend eine lehrreiche, aber auch intensive Zeit. Ich stiess oft an Grenzen und musste immer wieder mit Abstand meine Arbeit betrachten. Dank vielen Inputs/Gesprächen mit Personen in meinem Umfeld und unaufhörlichem Experimentieren entstand eine kleine Kollektion an Gliederteilen, die mir zu vielen neuen Ideenansätzen verhalfen, welche ich in kommenden Projekten fortsetzen kann.
Text: Chiara Davanzo