Er nennt sich einen «Stör-Musikanten», weil er als begehrter Multiinstrumentalist schon bei unzähligen Formationen «aushilfsweise» mitgewirkt hat, sei es auf der Bühne oder im Tonstudio. Berufsmässig ausgebildet ist er als Kontrabassist und Klarinettist. Ueli Mooser, geboren 1944 in Birmensdorf bei Zürich, studierte nach dem Lehrerseminar die beiden Instrumente am Konservatorium Zürich, um darauf seinen Lebensunterhalt als freischaffender Musiker zu verdienen. Die Begeisterung für Ländlermusik fand er über Thomas Marthalers und Josias Jennys Kapelle Zoge-n-am-Boge, später über Peter Zinsli. Mooser selbst eignete sich als Interpret schon bald eine umfassende Kenntnis und Fertigkeit an, die ihm bisweilen auch eine «experimentelle» Auseinandersetzung mit der Ländlermusik gewährten: Produktionen wie «Wundertüte – Rocktümlicher Volk-n-Roll», «Ueli’s Rasselbandi» oder «Dirty Ländler» belegen dieses Schaffen, das ebenso geprägt ist von seiner Vorliebe für ausländische Folklore. Heute ist er vorwiegend traditionell unterwegs, spielt mit der Hanneli-Musig und mit seiner Konzert- und Tanzkapelle Ueli Mooser auf.
Bis zu seiner Pensionierung war Mooser als Redaktor und Produzent von volkstümlichen Musiksendungen bei Schweizer Radio DRS 1 (heute SRF 1) tätig. Seine 1989 erstmals erschienene Anleitung «Die instrumentale Volksmusik» ist längst zu einem Grundlagenwerk geworden. Und 2010 wurde ihm für seine langjährige musikalischen Verdienste der Goldene Violinschlüssel verliehen, die höchste Auszeichnung im Bereich der Schweizer Volksmusik. Mooser pflegt über all die Jahre seines Wirkens eine eigene umfangreiche Sammlung an Musikalien.
David Koch, Fachreferent Musikbibliothek
Wysel Gyr (1927–1999) war Redaktor, Moderator und Präsentator beim Schweizer Fernsehen. Er wurde von der Boulevard-Presse «Ländlerpapst» genannt, weil er massgeblich zur Förderung der Schweizer Folklore bei der SRG beigetragen hat. In seiner Freizeit beschäftigte er sich neben Hobby-Filmen und Reisen mit dem Sammeln von z.B. Pinguinen, Masken, Schellen usw. aber vor allem von Tonträgern. Er wurde zwar als Medienschaffender von den Schweizer Volksmusik-Produzenten reichlich mit Gratis-Rezensionsexemplaren versorgt, aber er kaufte auf seinen zahlreichen Reisen rund um den Erdball auch kiloweise Schallplatten aus internationalen Musikproduktionen ein. Dabei bevorzugte er Instrumentalmusik aus allen Musiksparten ausser Pop-Musik. Zuhause stellte er die Platten nach Reise-Destinationen geordnet und mit Kaufdatum versehen in seine Regale. Es dürften etwa insgesamt zwischen 30'000 und 40'000 Exemplare gewesen sein. Ich wusste über seine Sammlung Bescheid.
Nach seinem Tod konnte ich meinen Vorgesetzten Heinrich von Grünigen (den damaligen Programmleiter Schweizer Radios DRS 1) überzeugen, die Gyr-Sammlung zu kaufen und in die Kellerräume des Studio Zürich zu transportieren. Ich bekam den Auftrag diese Sammlung zu bewirtschaften, d.h. mit dem Plattenmaterial Sendungen zu produzieren, was mir grosse Freude bereitete. Zuerst musste ich natürlich die LPs aufwändig anders gruppieren. Aus der «Reisedestinations-Ordnung» entstand eine Einteilung nach Musiksparten, Regionen, Instrumentierungen, Stilistiken usw. Meine Musiksendungen betitelte ich als «So tönts im 2. UG rechts» oder «So tönts im Wysel Gyr-Archiv». Die Auswahl der Musiktitel war amüsant und lehrreich. Wysel Gyr benotete sie auf manchen Platten nach einer Viertelnoten-Skala von 3 (schlecht) bis 6 (sehr gut). Oft schrieb er Bemerkungen dazu, wie z.B. «leider mit Gesang» oder «leider mit Gesang, trotzdem gut»! Gyrs Urteile deckten sich oft nicht mit meiner Meinung.
Nach einigen Jahren wurden die Kellerräume im Studio Zürich anderweitig benötigt. Was sollte mit der Wysel Gyr-Sammlung nun geschehen? Ich anerbot der Programmleitung das Plattenmaterial zu kaufen und bei mir daheim ins eigene, auch ansehnliche Tonträger-Archiv zu integrieren. Dem Angebot wurde stattgegeben unter der Bedingung auch weiterhin bis zu meiner Pensionierung Sendungen zu gestalten. So stellte ich die notwendige Infrastruktur in Form von stabilen Plattenregalen her. Für mich uninteressante Tonträger wie z.B. «Allerwelts-Schlager-Platten» gab ich auf den Flohmarkt. Klassik-Platten verschenkte ich an meine Musikredaktions-Kollegen oder liess sie von der Schweizerischen Landesphonothek in Lugano abholen. Zurück blieben Tonträger aus den Bereichen konventionelle U-Musik, leichte Klassik, Internationale Folklore, Jazz, Blasmusik und Schweizer Volksmusik bzw. Folklore.
Seit meiner Pensionierung 2007 benötigte ich die LP-Sammlung nur noch punktuell als Informationsquelle. 2020 fragte mich Nadja Räss (Dozentin für Jodel und Leiterin des Studienbereichs Volksmusik HSLU) ob sie Platten für Schulungszwecke ausleihen dürfe. Ursprünglich hatte ich vor, die Schweizer Volksmusik-LPs der Schweizerischen Landesphonothek in Lugano zu vermachen. Nach reiflicher Überlegung kam ich aber zum Entschluss, dass die Tonträger im Archiv der HSLU sinnvoller gelagert und besser zugänglich sein würden. Die «Helvetika-Vinyls» sollen als Info- und Studienmaterial dienen, aber auch den Studierenden und externen Interessierten (in der digitalen Audio-Welt) haptisch, optisch und akustisch Freude bereiten.
Ueli Mooser
Birmensdorf, im Oktober 2021