Willy Burkhard (1900 - 1955) zählt zu jenen Schweizer Komponisten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, deren Schaffen auch international die grösste Ausstrahlung erreichte. Seine Musik bewegt sich zwischen spätromantischen Ausdrucksformen und der Ausweitung tonaler Mittel weitgehend abseits damaliger avantgardistischer Strömungen. Davon zeugt der Werkkatalog mit einer Gewichtung von Kammermusik und Chormusik. Geboren bei Biel, studierte Burkhard Klavier und Komposition in Bern, später in Leipzig (bei Robert Teichmüller und Sigfrid Karg-Elert), München (Walter Courvoisier) und Paris (Max d’Ollone). Es folgte eine erste Anstellung als Theorielehrer in Bern. 1933 wurde bei Burkhard ein Lungenleiden diagnostiziert, was andauernde Aufenthalte in den Luftkurorten Montana und Davos nötig machte. Nach der Genesung siedelte er 1942 nach Zürich über, wo er bis zu seinem Tode am dortigen Konservatorium als Lehrer für Theorie und Komposition tätig war. Unter Burkhards Schülern sind insbesondere Klaus Huber und Rudolf Kelterborn als Protagonisten der nachkommenden Schweizer Komponistengeneration zu nennen.
Durch eine private Schenkung ist die Musikbibliothek der Hochschule Luzern in den Besitz einer Sammlung von Briefen des Komponisten an Adelheid und Fritz Indermühle gelangt. Es sind rund 180 Briefe und 40 Postkarten aus dem Teilnachlass der Familie Indermühle (die Antwortschreiben der Familie befinden sich im Burkhard-Nachlass in der Paul Sacher Stiftung, Basel). Sie geben sich insofern aufschlussreich zu Leben und Wirken Burkhards, als sie einerseits an enge Vertraute adressiert sind (siehe Abbildung oben: Fritz Indermühle [links] und Willy Burkhard). Andererseits dokumentieren die Briefe einen Lebensabschnitt des Komponisten von über drei Jahrzehnten vom ehrgeizigen Studenten bis hin zum renommierten Repräsentanten seines Fachs, was mit zur Komplementierung der biografischen und künstlerischen Wahrnehmung Burkhards beiträgt. Ein wesentlicher Teil der Briefsammlung schildert die langwierige Krankheitsgeschichte Burkhards. In Kooperation mit dem Institut für Forschung und Entwicklung (Forschungsschwerpunkt Musikpädagogik) wurde die Briefsammlung projektmässig inhaltlich erschlossen, inventarisiert und archiviert. Eine Auswahl der Briefe ist untenstehend in digitaler Form einsehbar.
David Koch