INHALT
Erfundenes produziert Realität – Tatsachen verwandeln sich in Fiktionen – die wiederum Fakten hervorbringen können – usw. Als magisches Medium dazwischen setzen wir Bilder in allen denkbar möglichen gestalterischen Prozessen.
Zum Einstieg in diese produktive Dynamik tauchen wir ab ins Archiv der 7'000’000 materiell existierenden Bilder aus dem Medienkonzern Ringier, die dieser dem Kanton Aargau überlassen hat. Im RBA ruhen also Pressebilder, d.h. fotografische Aufnahmen von Fakten – Ereignissen, Menschen und anderen Wesen –, jeder Art und jeden Inhalts der Zeit von 1930 bis 2000, dem Ende der Analogfotografie im Journalismus. In diesem Fundus suchen die Teilnehmenden individuell ihr Bild (oder ihre Bilder) und werden es/sie sich aneignen, um es/sie sozusagen ins Leben zurück zu bringen.
Diese Wiederbelebung von Bildern und womöglich von Fakten ist bereits der Anfang des individuellen Projekts. Mit den gewonnenen Erfahrungen lässt sich aber auch an eigenen (Fakten-)Bildern neu ansetzen.
Im Anschluss daran öffnen gezielte Übungen und spielerische Experimente mit zeichnerischen und fotografischen Verfahren mannigfaltige Felder, wo Bilder neue Charaktere annehmen und daher wiederum andersartige Potenziale für eigene Narrative hervorbringen werden.
Das Zeichnerische und das Fotografische sind als in sich bereits vielfältige Verfahren im Modul gegeben; die weitere Material- und Medienwahl liegt in der Hand jedes/r Teilnehmers/in – im Rahmen der D&K-Gegebenheiten (Werkstätten und Skills).
Getrieben oder gezogen wird jedes individuelle Projekt von einer Neugier (Fragestellung) resp. einer Intention, die sich in der Anfangsphase herauskristallisiert.
Eine eigens entwickelte Strategie mit poetisch-künstlerischen wie auch mit konventionell-wissenschaftlichen Elementen trägt dann den Prozess der Bild-Transformationen. Dabei kann mit sowohl verschiedenen, auch unvorhergesehenen Archivfunktionen als auch diversen Bildbegriffen experimentiert werden.
ZIELSETZUNG
Die Studierenden gewinnen einen Erfahrungsschatz an originalen produktiven Bildbewegungen vom Faktischen ins Fiktionale ins Faktische etc. Sie haben Kenntnis einschlägiger Begriffe in den Paradigmen von Faktizität und Fiktionalität sowie eine Vorstellung von deren vielfältigen Relationen zueinander.
Konventionelle Archiv- und Bild-Konzepte sowie Archiv-/Bild-Funktionen finden im individuellen Projekt eigenwillige Interpretationen. Die Studierenden sind sensibel für disziplinspezifisches Potenzial der Inhalte (in freier Kunst, in Produktdesign, in visueller Kommunikation). Sie wenden die vermittelten Begriffe in der kritischen Auseinandersetzung mit Bildern an – evaluieren sie in den oben genannten Paradigmen. Sie verfügen über methodische Modelle für Recherchen, für die Entwicklung und Durchführung eines gestalterischen Projekts.
Selbstverantwortung im eigenen Projekt ist ihnen selbstverständlich.
DOZIERENDE
Corina Flühmann (MV), Cécile Hummel, Gäste
Caecilia E. Anderhub lehrt Kunsttheorie und Schreiben in diversen Bereichen von Design & Kunst. Mit Studienabschlüssen in Kunstgeschichte und Germanistik sowie zusätzlich in Philosophie gelangte sie über die Lehre am Gymnasium und freien Journalismus für die archithese, den Tages Anzeiger und vielerlei andere Institutionen 1999 an die Hochschule Luzern. Ihre Schwerpunkte liegen in den Themen: Empathie als Grundlage der Kunstästhetik und des Kunstverstehens, Grenzverwischung und -ziehungen zwischen künstlerischen Disziplinen, Erkenntnispotenziale der Visualität und im Reisen.
Corina Flühmann hat ein Diplom in Angewandter Psychologie IAP und einen Studienabschluss als Visuelle Gestalterin mit Fachrichtung Fotografie der HGKZ. Sie realisiert Auftragsarbeiten und freie Projekte, welche in den Bereichen Porträts und Reportagen angesiedelt sind. www.corinafluehmann.ch
Cécile Hummel studierte Kunst und Vermittlung in Basel. Daran schlossen Studienaufenthalte in San Francisco, Paris und Berlin. Von 1990 bis 2000 lebte und arbeitet sie nach einem Atelierstipendium am Schweizerinstitut als freie Künstlerin in Rom. Ab 2001 verlegte C.H. Atelier und Wohnsitz nach Basel. Neben der eigenen künstlerischen Arbeit und kuratorischen Projekten unterrichtet sie an verschiedenen Kunsthochschulen der Schweiz, unter anderem seit 2006/7 an der Hslu Luzern, seit 2008 an der hkb Bern. www.cecilehummel.ch