Fabian Biasio «AUTOMANIA – von A nach B», Feature Dokumentarfilm
Regisseur Fabian Biasio steckt im Dilemma: Als städtischer Velofahrer konstatiert er bei sich einen latenten Autohass. Seine Verletzlichkeit kompensiert er durch eine grosszügige Auslegung der Verkehrsregeln. Kaum sitzt er jedoch selbst am Steuer eines Autos, wird er zum Autofahrer mit Leib und Seele. Er fragt sich, woher diese Lust kommt und entdeckt ihm bisher verborgene Welten: «Automania» befasst sich mit diesen Welten – diesseits und jenseits der Windschutzscheibe. Der innere Konflikt treibt den Regisseur zur Suche nach Strategien zur sichereren und nachhaltigeren Verkehrsteilnahme für alle.
Julius Lange «FINDING A COMMON SENSE», kurzer essayistischer Dokumentarfilm
Format: 16mm, s/w und/oder Farbe
Länge: max. 20 Minuten
Kamera: Arriflex 16s, Bolex H16 Rex 5
Ton: Mono, aufgenommen auf 1/4"-Band mit NAGRA
Während die neue radikale Rechte in Italien an Macht gewinnt, bietet uns Antonio Gramscis Theorie der kulturellen Hegemonie eine mögliche Erklärung und Lösung.
Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg hat eine postfaschistische Partei in Italien politische Handlungs- und Entscheidungsmacht. Um eine mögliche Erklärung dafür zu finden, wie sich konservative Narrative - die ständig durch gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Ereignisse ausgelöst werden, wie etwa eine mögliche Wirtschaftskrise (Frank 2012; Hochschild 2016), die Angst vor dem Anderen (Stichweh 2010) und die Bedrohung durch den Verlust der Identität unserer imaginierten Gemeinschaft (Anderson 2006) - immer wieder reproduzieren, bietet uns Antonio Gramscis Theorie der kulturellen Hegemonie (1971) einen Weg zu verstehen, wie soziale Bewegungen entstehen und wie eine hegemoniale Klasse versucht, ihre Macht zu erhalten. Dies geschieht durch die Etablierung eines Common Sense, der die untere, subalterne Klasse glauben lässt, sie befinde sich in der bestmöglichen aller Welten. Gramscis Theorie der Fragmentierung erklärt uns, wie Narrative entstehen, wo sie zu finden sind und wie sie in einen Common Sense münden, der sie immer wieder wiederholt. Aber Gramsci bietet auch einen Ausweg, indem er erklärt, wie dieser Common Sense durch das Auftauchen neuer, organischer Intellektueller und die Schaffung neuer Formen des Wissens. Rechtspopulistische Parteien bezeichnen sich selbst gerne als soziale Basisbewegungen von Aussenseitern, wie die amerikanische Tea Party - oder wie Giorgia Meloni von Fratelli d'Italia, die sich selbst als Underdog bezeichnet. Aber sehr oft werden sie von neoliberalen und grossunternehmerfreundlichen Parteien orchestriert und tun daher nichts anderes, als die gleichen konservativen Narrative zu wiederholen (Crehan 2016) - durch Steuersenkungen, Abbau des Wohlfahrtsstaates, Privatisierungen,...
Dies ist ein reflexiver und essayistischer Dokumentarfilm über Gramscis Theorie und das Aufkommen der neuen radikalen Rechten in Italien.
Simona Koch «SOY JOLI» (span. Ich bin Joli), Dokumentarfilm, 20 - 30 Min.
Jolanda, von Freunden Joli genannt, eine starke, emanzipierte Frau aus der Dominikanischen Republik, lebt seit fast 30 Jahren in der Schweiz. Sie arbeitet sieben Tage die Woche als Reinigungskraft, um ihre beiden Söhne und ihren Mann in ihrem Heimatland zu unterstützen. Ihr Wunsch, als Familie in der Schweiz zusammen zu leben, ist gescheitert und Joli hat oft das Gefühl, versagt zu haben, vor allem als Mutter. In den letzten zwölf Jahren hat sie ihre Arbeit an verschiedenen Orten ausgeübt. Trotz ihres unermüdlichen Einsatzes lebt sie am Existenzminimum. Joli begnügt sich mit zwei Wochen Urlaub im Jahr, um ihre Familie zu besuchen. Bei mehreren Arbeitgebern und Vertretungen schafft sie es nicht, mehr als das zu bekommen. Jeden Tag kämpft sie mit Schmerzen in ihrem Bein, aber sie fehlt nie bei der Arbeit. Bei ihren Arbeitgebern gilt Joli als gute Seele und loyale Arbeiterin. Frühmorgens wird sie von Musik und Nachrichten aus ihrem Herkunftsland begleitet, um ein Stück Heimat zu spüren, denn sonst würden die Arbeitstage noch länger werden, als sie es ohnehin schon sind. Trotz ihres strengen Arbeitsplans ist Jolanda sehr stolz auf ihre Arbeit. In den Pausen und am Ende des Arbeitstages gönnt sie sich ein paar Dosen Bier und telefoniert mit Verwandten. Einer ihrer grossen Träume ist es, in ein arabisches Land zu reisen. Um sich diesen Wunsch erfüllen zu können, spielt sie regelmässig Lotto.
Im Dezember 2023 will sie für immer in ihr Heimatland zurückkehren. Dieser Termin wurde schon mehrmals verschoben. Meistens aus Geldgründen. Sobald sie wieder mit ihrer Familie vereint ist, möchte sie endlich Gitarre spielen lernen und einen Führerschein machen.
Simon de Diesbach: «Limites»
In einem Wald, den er aus Angst vor seinem Verschwinden digitalisiert hat, läuft Simon. Dieser Wald hat sein Erwachsenwerden begleitet und ihm in Phasen der Verunsicherung Halt gegeben. «Limites» ist eine dreiteilige Suche, die die Beziehung zwischen einem Jogger und einem Wald heraufbeschwört, um unsere Beziehung zur lebendigen Welt, die Grenzen der Materie und die der Digitalisierung der Natur zu hinterfragen.
«Limites», der experimentelle Dokumentarfilm (CH 2022, 7'30") ist der erste Teil einer Trilogie. «Limites» feierte seine Weltpremiere auf dem Locarno Film Festival 2022 und wurde unter anderem im Programm der Ars Electronica 2022 gezeigt.
Die Natur ist hier aus Punkten gebaut, die nach dem Willen des Designers bearbeitet und visualisiert werden können. Die Technik basiert auf einem visuellen Paradoxon: Einerseits erlaubt sie es, eine fotorealistische Form von zu erreichen und die Natur intakt darzustellen. Andererseits fragmentiert sie die Realität in eine Punktwolke, eine blosse Ansammlung von undefinierten und formbaren Markierungen, die die Natur im Wesentlichen angreifbar macht. Derart verflüssigt, beginnt der Wald auf den rennenden Protagonisten - auch er ist eine fliessende Masse von Punkten - zu reagieren, seine Oberfläche verschiebt sich sichtbar mit der Annäherung des Läufers, wechselt die Farbe, verändert die Größe seiner Körnung – unser Verhältnis zur Natur als scheinbare, oft romantische Konstruktion(en) wird sichtbar.
«Limites» wurde als Zusammenspiel verschiedener bildgebender Verfahren konzipiert: Der Wald wurde mit einem 3D-Laserscanner erstellt, der Läufer mit Hilfe eines ortsunabhängigen Motion-Capture-Anzugs in diese digitalisierte Umgebung eingefügt. Die reale Natur und das reale Laufen übersetzt in eine faktengetreue und zugleich hochsynthetisierte Darstellung eines existierenden Ortes, des Chaney-Waldes in Rossens im Kanton Freiburg. So bewahrt «Limites» die Erinnerung an diesen existierenden Ort, kann aber den eigentlichen Wald nicht vor der drohenden Zerstörung durch eine nahe gelegene Kiesgrube bewahren. Welche Rolle spielen unsere audiovisuellen Medien bei der Bewahrung der Natur?
Die Trilogie umfasst eine Ausstellung von Drucken, die mit der gleichen Technik hergestellt wurden (präsentiert an der 74. Biennale für zeitgenössische Kunst des Kunstmuseums La Chaux-de-Fonds) und ein VR-Projekt, das den Innovation support Cinéforom am Geneva International Film Festival/Genf Digital Market erhielt.
Jürgen Buchinger: «The Housing Question: An Odyssey», 4-Kanal-Videoinstallation
Thinking about housing and the economies behind it means to unravel the intricate weaving of company structures or the acknowledgement of statistical evidence. To actively imagine a different way of living in the cities we must also think about what dwelling means to us, what a house is and what it entails, to be living in it. In my work I want to immerse viewers into a topic that affects all of us. To make housing a subject to speculative debate, to questions of how we want our dwellings to be instead of taking the status quo for granted. Mehr von Jürgen Buchinger
Zur Wohnungsfrage: Eine Odyssee, solo exhibition, Ausstellungsraum Klingental, Basel (CH), January 2022 – February 2022
Werkschau, screening, School of Art and Design, Online (CH), June 2021
R.I.P. Altes Haus, screening, öffentlicher Raum, Basel (CH), May 2021
Zur Wohnungsfrage: Eine Odyssee, solo exhibition, Fabrikraum, Vienna (AT), May 2021
Zur Wohnungsfrage: Eine Odyssee, solo exhibition, Mattenstrasse 74/76, Basel (CH), November 2020
Werkschau Kompakt, group exhibition, School of Art and Design, Lucerne (CH), September 2020
Zur Wohnungsfrage: Eine Odyssee, solo exhibition, Walls & Hedges, Basel (CH), August 2020
Colm Molloy: «Known to Services», Mixed Media Video/Documentary
The homelessness crisis in Ireland is the worst in the history of the state. At the same time Ireland has evolved to become one of the most powerful economies in the world per capita.
Known to Services started out as a documentary short exploring homelessness on the streets of Dublin City. However, getting to know the the people and the situation it became a documentation of my personal struggle with what I saw. More about the series
Noemi Müller: «stuckinmymind», Videoinstallation, 2020
Ein Teppich aus dunklen sphärischen Klängen im nächtlichen Wald. Abstrakte Projektionen verwandeln ihn in ein leuchtendes Universum.
Die Arbeit zeigt ein experimentelles Live-Musikvideo mit dem Schweizer Musikduo mischgewebe und die Innensicht eines sehr persönlichen emotionalen Prozesses der Regisseurin Noemi Müller.
stuckinmymind taucht ein in eine verworrene Traumwelt voller Melodien, leuchtenden Strukturen und inneren Konflikten. Mehr von Noemi Müller
Marco Egger: «Manifest: Dataismus WIP», analoge und digitale Kunstausstellung (Augmented Reality)
Das Projekt entstand in einer Kooperation des Künstlers Aramis Navarro und des Filmemachers Marco Egger. Ihre Arbeiten treffen in einer Kunstausstellung zum Thema Dataismus (Big Data) aufeinander.
Die Ausstellung Manifest: Dataismus WIP kann sowohl analog als auch digital betrachtet werden. Zu jedem (analogen) Kunstwerk gehört ein Kommentar, welcher sich in einer virtuellen Ebene mit dem künstlerischen Artefakt auseinandersetzt. Mehr von Marco Egger
Victoria Holdt: «Layer after Layer after Layer»
Layer after Layer after Layer ist das Resultat einer künstlerischen Auseinandersetzung mit Materialien und eine Reflektion darüber, wie wir Menschen damit umgehen. Vaseline: Das transparente Material taucht als Stoff in der Installation auf, bildet aber auch die Basis der Tonspur, in welcher computergenerierte Stimmen Fragmente von im Internet gefundenen Texten zu Herkunft und Geschichte vorlesen. Vaseline hüllt den Körper ein, schützt ihn aber verbirgt ihn nicht. Vaseline kann die Haut geschmeidig machen, lässt sie jedoch nicht atmen. Mehr von Victoria Holdt
Christophe Merkle: 360 Grad - About Bourbines & Welsch in VR Episode 1: Le Bonn
Carl Karton, der unverhoffte Zuschauer einer unglaublichen Geschichte hat im Bad Bonn etwas einzigartiges erlebt . Er war am kartenspielen, als sein Mitspieler Patron plötzlich vom Barmaid Olivia aufgrund eines mysteriösen Gegenstands unterbrochen wird. Dank seinen Spinnenaugen hat er alles in 360° und mit 3D Ton aufgezeichnet. Der Zuschauer hat die Möglichkeit, seinen Blickwinkel in diesem Chaos zu wählen und die Geschichte durch die sieben Augen und Ohren von Carl Karton mitzuverfolgen.
Mehr von Christophe Merkle - «Voll im Film» - «Virtuelle Welten im Bourbaki» - «Filmemacher Christophe Merkle produziert 360-Grad Filme»
Hyo-Song Becker: «Kontrapunkt»
Sarah Bühler: «Schlafwandel»
In der Nacht erschlaffen unsere Körper, die Gedanken schweifen ab und allmählich schwindet das Bewusstsein. Doch es ruhen längst nicht alle in der Nacht. Einige müssen Schichtarbeit leisten, andere werden erst zur später Stunde aktiv. Der Webdoc begleitet Menschen in durchwachten Nächten und zeigt ergänzend die Sicht von Expert/innen auf den verschobenen Schlaf-Wach-Rhythmus. Mehr von Sarah Bühler / Schlafwandel
Animationsfilme aus der Vertiefung Short Motion
Jonathan Müller: «Eduardo Spelterini»
Vor mehr als 100 Jahren zieht der Schweizer Opernsänger und Lebemann Eduard Spelterini aus, um als Luftschiffer die Welt zu erobern. Mit seinen spektakulären Auftritten, atemberaubenden Luftbildaufnahmen und dem ersten Flug über die Alpen wird er zum Popstar seiner Zeit, in der alles möglich schien: Der Sohn aus einfachen Ostschweizer Verhältnissen wird zum gern gesehenen Gast der europäischen Aristokratie. Spelterinis Höhenflug scheint grenzenlos, bis er mit dem Ausbruch des ersten Weltkriegs ein abruptes Ende findet.
Eduard Spelterini wird heute nicht nur als Luftfahrtpionier erinnert, sondern auch wegen der spektakulären Luftbildaufnahmen, die er auf seinen Flügen machte. Die nachgelassenen Fotografien sind von der ETH Bibliothek in Zürich hochauflösend digitalisiert und öffentlich zugänglich gemacht worden. Dieser Grundstock an Bildern gab den Anlass für dieses animierte Porträt einer einzigartigen Lebensgeschichte an der Wende vom 19. zum zwanzigsten Jahrhundert.
Kurzfilm Animation, 2021, 16’00“
Support: SRF / Gabriela Bloch Steinmann, Zürcher Filmstiftung, Kanton St.Gallen, Kanton Appenzell Ausserrhoden, Gemeinde Kirchberg, Dorfkorporation Bazenheid, Thur Kultur, Stadt St.Gallen
Produktion: Zeitraumfilm / Ines Meyer Döring
Ausgezeichnet mit dem Förderpreis der zeugindesign-Stiftung
Franziska Moltenbrey: «Insectum»
Insectum – Einschneidende Ereignisse ist eine Trilogie animierter Kurzfilme, welche
das Thema des Insektensterbens behandeln. In jeweils ca. 2 Minuten wird das Leben eines Insekts und dessen unerwarteter Tod gezeigt. Als wachsende Serie von Porträts gefährdeter Tiere sollen diese kleinen Vignetten die Vielfalt und die Schönheit dieser Tiere zeigen aber auch auf die Zerbrechlichkeit ihres vom Menschen immer stärker beeinträchtigten Ökosystems hinweisen. Die CutOut-Animationen sind mit Linoldruck auf Graspapier entstanden und in eine Umgebung eingebettet, welche als Schattentheater inszeniert wurde. Die Produktion beruhte auf möglichst nachhaltigen Arbeitsprozessen und einer sorgsam ausgewählten Verwendung von Materialien.
Drei Insekten folgen ihrem Instinkt, auf der Erde, in der Luft und unter Wasser. Auf seiner kurzen Reise verliert der Pillenwälzer seine Kotkugel und kommt unerwartet in Schwierigkeiten. Der Nachtkerzenschwärmer wird immer wieder vom Licht angezogen und der Regen kommt für die Larve der Speer-Azurjungfer viel zu spät. Die Geschichten zeigen das Leben von Insekten, die durch den Eingriff der Menschen in das Ökosystem gefährdet sind.
CH 2022, Animierte Kurzfilme
"sisyphus schaefferi": 2' 20"
"proserpinus proserpina": 2' 08"
"coenagrion hastulatum": 2' 17"
Gabriel Möhring: «IOA»
IOA handelt von einer verzweifelten Sprechmaschine, die bei einem despotischen Gesangslehrer ihr Dasein fristet. Der Animationsfilm wurde als Abschlussarbeit in der Vertiefung Short Motion eingereicht.
Rahel Landolt: «Flirt»
Beim Wäscheaufhängen gehen Hemd und Kleid auf Tuchfühlung und der Besitzer des Hemdes kommt seinem Glück näher. Zeitraumfilm