Was ist ein Raum? Dieser scheinbar schlichten Frage haben sich Studierende der Innenarchitektur, des Objekt- sowie Textildesigns während des Herbstsemesters 2015 der Hochschule für Design und Kunst in Luzern gewidmet. In einem interdisziplinären Projekt entwickelten sie Konzepte und konkrete Entwürfe für die Gestaltung eines Teils des Foyers des neuen Standorts der Hochschule Luzern. Der neue Campus entsteht derzeit in einem ehemaligen Industrieareal der Viskoseproduktion an der Kleinen Emme in Luzern. Die Gestaltungsaufgabe bestand darin, für eine Fläche zwischen verschiedenen räumlichen Nutzungen, wie einer Bibliothek, einer Cafeteria, einem Kino und einem Ausstellungsraum einen spezifischen Raum zu entwickeln, der auf den Bedarf von den Studierenden zugeschnitten ist. Es sollte eine Form und ggf. eine Möblierung für die betreffende Fläche entwickelt werden. Die oben genannte Frage nach dem Raum bildete dabei den Ausgangspunkt und gewissermassen das Zentrum der Diskussionen. Die Zimmer einer Wohnung werden als Räume bezeichnet. Auch für das Feiern von Festen werden Räume gemietet. Bars oder Restaurants halten Gasträume bereit. All diesen Räumen eines gemeinsam: Sie sind begrenzt und definieren den Status des Drinnen oder Draussen physisch. Raum wäre, so gesehen, einfach der Raum, in dem wir uns befinden und aus dem wir heraustreten können. Auch wenn diese Umschreibung des Begriffes „Raum“ durchaus richtig ist, benutzen wir ihn doch wesentlich vielfältiger.
Leute können sich raumgreifend verhalten, es gibt Freiräume, Zeiträume, Umraum und Abraum. Wir können sogar Dingen oder Gedanken Raum geben. In diesen, vielleicht metaphorisch wirkenden Verwendungen des Raumbegriffs liegt jedoch sowohl sein Potential als auch seine unsichtbare Dimension. Das Räumliche ist nicht nur ein Phänomen, das wir wahrnehmen, es ist vielmehr eine Grundbedingung unseres Seins. Wir kennen gar keine Existenz, die ohne Räumlichkeit auskommt. Jede Vorstellung von Dingen oder Lebewesen ist zwangsläufig an Volumina gebunden. Das Räumliche ist also nicht nur, wie bei den Räumen einer Wohnung, nach aussen begrenzt, sondern konstituiert sich gewissermassen in unserem Denken von innen. Entsprechend ist auch die Gestaltung von Räumen keineswegs als ein möblieren einer Fläche zu denken, es muss, und das wird in den vielen Projekten dieses Semesters sichtbar, als Atmosphäre gedacht werden. Räume sind relationale Verhältnisse, die entstehen und vergehen können. In einem Transitraum, wie dem Eingangsbereich einer Hochschule kann folglich die Gestaltung von Räumen immer nur als ein Angebot an seine Nutzer_Innen verstanden werden. Sie sind es auch, die die im Semester gestellte Frage nach fliessenden Übergängen und Grenzen sowie der Weite des „Hier“ beantworten können.