Unterstützt durch die UBS Optimus Foundation
Ungenügende Datenlage in der Schweiz
Die UNO-Kinderrechtskonvention verpflichtet die Schweiz, Kinder vor Gewaltanwendung, Misshandlung und Verwahrlosung zu schützen. Dazu soll sie auch Daten zur Verbreitung von Kindeswohlgefährdung sammeln und auswerten. Nur: Es fehlen verlässliche Zahlen, wie viele Kinder im Land Vernachlässigung, körperliche oder psychische Misshandlung, Missbrauch und weitere Formen der Kindeswohlgefährdung erfahren.
Es gibt keine vollständigen Statistiken dazu, wie viele dieser Kinder von dafür zuständigen Organisationen begleitet und in welcher Form sie betreut werden. Auch fehlen beispielsweise Angaben dazu, ob bestimmte Risikogruppen unterversorgt sind. Diese Wissenslücke der Schweiz hat die UNO im Rahmen der Umsetzung der
Kinderrechtskonvention angemahnt.
Obschon Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens wie beispielsweise Kinderkliniken oder Opferberatungsstellen, die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) sowie strafrechtliche Einrichtungen bereits heute solche Daten sammeln, fehlt ein Überblick über die verschiedenen Versorgungssysteme hinweg. Das kann dazu führen, dass Lücken in der Versorgung oder regionale Unterschiede in der Anzahl und Art der anhängigen Fälle nicht erkannt und entsprechend nicht angegangen werden.
Gemeinsame Studie der Hochschule Luzern und der Universität Lausanne
Im Rahmen der Optimus Studie werden nun erstmals für die ganze Schweiz Daten zu Kindeswohlgefährdung gesammelt und ausgewertet. Die Studie «Kindeswohlgefährdung in der Schweiz: Häufigkeit, Unterstützungsmassnahmen, Schutz- und Hilfsangebote» will die Datenlage zu Kindeswohlgefährdungen in der Schweiz verbessern und dazu beitragen, dass Unterstützung, Hilfe und Schutz für die betroffenen Kinder und Jugendlichen in der Schweiz optimiert werden.
Ein Studienteam der Hochschule Luzern und der
Universität Lausanne trägt Fälle von Kindeswohlgefährdungen von unterschiedlichen Organisationen zusammen und untersucht diese auf Angaben zu Häufigkeit, Merkmalen und Angaben zu Unterstützungs-, Schutz- und/oder Hilfsangeboten hin. Dazu werden Daten verwendet, die bereits von Organisationen aller Kantone erfasst wurden. Diese Daten werden in einer Studiendatenbank zusammengetragen und vereinheitlicht. Dadurch können die bestehenden Daten zu Kindeswohlgefährdungen in der Schweiz besser miteinander verglichen und ausgewertet werden.
Bereits im Sommer 2016 setzt das Studienteam eine Begleitgruppe aus Entscheidungsträgerinnen und -trägern in Politik, Verwaltung und Wissenschaft ein. Es wird darauf hingearbeitet, nach Abschluss der Studie eine nationale Datenbank zu etablieren, welche Kindeswohlgefährdungen auch künftig über verschiedene Organisationen hinweg erfasst und eine Trägerschaft auf nationaler Ebene hat. Dadurch können Versorgungslücken geschlossen werden und es wird sichergestellt, dass die eingesetzten Ressourcen auch tatsächlich diejenigen erreichen, die sie am meisten brauchen.
Ergebnisse
Das dreijährige Forschungsprojekt wurde 2018 abgeschlossen. Erfasst wurden Fälle, die bei Organisationen zwischen September und November 2016 neu eingegangen sind. Die zentralen Ergebnisse dieser Analyse wurden in der Broschüre zur Studie (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch) veröffentlicht.