Markus Steinmann, Ihr Vortrag am Schweizer Bauforum dreht sich um nachhaltiges Bauen. Wann ist Bauen nachhaltig?
Eine Baute ist dann nachhaltig, wenn sie der Umwelt keinen kurz- und langfristigen Schaden zufügt, ihre Energiebilanz positiv ist und die Kreisläufe der Baumaterialien geschlossen sind.
Sie sagen, für nachhaltiges Bauen müssten die Prozesse neu gedacht werden. Was heisst das genau?
Nachhaltige Bauten plant man mit Fokus auf die Materialien und ihre Kreisläufe. Im Auge behalten sollte man lokale Ressourcen sowie die Trennbarkeit der Materialien, damit sie später wiederverwendet werden können. Es muss viel früher als heute klar sein, was wie gebaut wird. Deshalb müssen wir die Planungsprozesse ähnlich wie bei der Digitalisierung anpassen.
Wo sehen Sie die Schweizer Bauwirtschaft auf diesem Weg?
Für den Betrieb der Gebäude wurde schon sehr viel getan. Hier besteht die Herausforderung, dass die Gebäude auch wirklich so betrieben werden, wie sie geplant wurden. Bei den Materialien stehen wir hingegen ganz am Anfang. Das ist auch einer der Gründe, weshalb die Bauwirtschaft die grösste Abfallverursacherin der Schweiz ist. Wir benötigen Geschäftsmodelle, bei denen der Rückbau nachhaltiger Bauten einen substanziellen Wert generiert. Voraussetzung dafür ist, dass die Bauteile inventarisiert, zerstörungsfrei rückgebaut und wiederverwendet werden können.