Lukas Küng, die OSTRAL ist zuständig für die Stromversorgung der Schweiz in ausserordentlichen Lagen. Diesen Winter wurde eine Strommangellage befürchtet. Wie bereitet man ein Land auf ein solches Szenario vor?
Für die schweizweite Kommunikation ist der Bundesrat zuständig. Er hat die Schweizer Bevölkerung im letzten Jahr an mehreren Medienkonferenzen informiert. Die OSTRAL und damit alle 600 Netzbetreiber haben ihre Kundinnen und Kunden mit Flyern und online über die möglichen Bewirtschaftungsmassnahmen, das sind zum Beispiel Kontingentierungen oder Netzabschaltungen, orientiert, die grossen Industriekunden besucht und Seminare für Wirtschaftsverbände angeboten. Dank der grossen Resonanz in den Medien ist die Botschaft überall angekommen. Bei der OSTRAL selber haben wir diverse Übungen durchgeführt, und ich darf sagen: Wir waren noch nie so gut auf eine Strommangellage vorbereitet wie heute.
Diesen Winter ist die Strommangellage nicht eingetreten. Was sind die Gründe dafür?
Im Sommer war es sehr trocken, die Schweizer Stauseen waren leer, viele französische Kernkraftwerke ohne konkrete Wiedereinschaltzeit vom Netz, die Gasspeicher in Europa noch nicht gefüllt. Entsprechend hoch waren die Strompreise. Der Herbst fiel dann allerdings sehr nass aus, die Stauseen konnten gefüllt werden, viele französische Kernkraftwerke wurden wieder ans Netz geschaltet, die Gasspeicher konnten gefüllt werden, der Winteranfang war mild. Zudem führten die Sparappelle des Bundes und die hohen Strompreise dazu, dass Strom gespart wurde. Bei Primeo Energie haben wir einen Rückgang von fünf Prozent verzeichnet.
Als wie realistisch schätzen Sie eine Strommangellage in den kommenden Jahren ein und wie könnten wir sie allenfalls verhindern?
Eine Einschätzung ist schwierig, weil sehr viele Faktoren mitspielen. Beim Strom müssen Angebot und Nachfrage jederzeit stimmen. In den letzten Jahren war das Angebot immer höher als die Nachfrage, die Strompreise waren sehr tief, kurzfristig sogar negativ. Höhere Strompreise sollten den Kraftwerksbau beschleunigen und das Energiesparen fördern. In der Schweiz gibt es zudem diverse Initiativen, die Bewilligungsprozesse für neue Kraftwerke zu beschleunigen. Eine Einschätzung zur zukünftigen Lage zu geben, wäre also reine Spekulation.