Im Interview beantwortet Christina Meier, Leiterin Nachhaltigkeit SBB AG, drei Fragen zu ihrem Referat am 19. IGE-Seminar vom 15. März 2023.
Frau Meier, welche Aufgaben bearbeiten Sie als Nachhaltigkeitsverantwortliche im Grossunternehmen SBB?
Mein Team und ich sind zuständig für die fachliche Führung Umwelt, die Klimastrategie der SBB inklusive Konzernziel ökologische Nachhaltigkeit, das Kompetenzzentrum Kreislaufwirtschaft sowie die interne Verankerung und das Reporting. Zudem gibt es in den Divisionen weitere Umweltteams, mit denen wir eng zusammenarbeiten und gemeinsam die Nachhaltigkeit bei der SBB vorantreiben.
In welchen Bereichen ist die SBB ganz konkret in Sachen ökologische Nachhaltigkeit aktiv?
In Sachen Klimastrategie sind wir der Science based Targets Initiative beigetreten und wollen unsere betrieblichen Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber 2018 halbieren. Dazu setzen wir ein Paket von über 200 Massnahmen im Bereich Energiesparen und erneuerbare Energien um.
Zudem wollen wir die Kreislaufwirtschaft zum Standard machen. Unser Kompetenzzentrum unterstützt die Linie bei der Umsetzung von Projekten und bringt die Ansätze der Kreislaufwirtschaft in Prozessen und Anforderungen ein.
Biodiversität ist ein grosser Hebel der SBB. Entlang unserer Gleise gibt es viele Habitate mit hoher Artenvielfalt. 20 Prozent unserer Flächen sollen naturnah bewirtschaftet werden.
Unsere Immobilien bauen wir nach den Standards SNBS Gold oder Minergie P Eco. Und Nachhaltigkeit fliesst natürlich auch in unsere Beschaffung ein.
Wo liegen aktuell die grössten Herausforderungen und wo möchte die SBB in Sachen Nachhaltigkeit in zwanzig oder dreissig Jahren stehen?
Im Bereich Klimastrategie haben wir uns ambitionierte Ziele gesetzt. Hier liegen die Herausforderungen bis 2040 darin, zum Beispiel für die dieselbetriebenen Baustellenloks eine Ersatzlösung zu finden, die keine CO2-Emissionen verursacht. Hierzu müssen wir mit der Industrie zusammenarbeiten, damit rechtzeitig mit erneuerbaren Energien angetriebene Loks zu Verfügung stehen.
Kreislaufwirtschaft erfordert ein neues Denken, nicht nur bei der SBB, sondern auch bei den Lieferanten und in der Gesellschaft. Wir werden daran noch Jahrzehnte arbeiten müssen, um Kreislaufwirtschaft flächendeckend umzusetzen.
Und bei der Biodiversität haben wir ein grosses Potenzial zur Vernetzung und Förderung der Artenvielfalt der Schweiz. Es erfordert aber einiges an finanziellen Mitteln, um sie zu stärken.