Was hat Sie dazu bewogen, ein Austauschsemester in Finnland zu machen?
Seit jeher faszinieren mich das Reisen und das Kennenlernen von anderen Ländern, Kulturen und Menschen. Die Möglichkeit, ein Austauschsemester zu machen, wollte ich mir daher nicht entgehen lassen. Auch wenn Finnland sich kulturell nicht gross von der Schweiz unterscheidet, hat es mich gereizt, ein halbes Jahr im «hohen Norden» zu verbringen. Ausserdem hat das finnische Bildungssystem einen sehr positiven Ruf. Mit dem Austauschsemester wollte ich die Möglichkeit wahrnehmen, mir ein eigenes Bild davon zu machen.
Was waren Ihre Erwartungen an das Austauschsemester und wurden diese erfüllt?
Die Erwartung, durch das Auslandsemester neue Leute und Orte kennenzulernen, hat sich ganz klar erfüllt. Durch Helsinkis gute Lage hatte ich die Möglichkeit, viele neue Orte wie Russland, Lappland oder die baltischen Staaten zu erkunden. Zudem konnte ich neue Freunde aus aller Welt gewinnen.
Die Erwartung, durch das Austauschsemester schulisch weiterzukommen, hat sich nur teilweise erfüllt. Da seit längerem keine anderen Studierende mehr für ein Semester in Finnland waren, konnte ich keinerlei Referenzen einholen. Dies erschwerte die Planung des Semesters. Als ich im Januar in Vantaa mit dem Studium begann, merkte ich relativ schnell, dass ich unterfordert war. Die Module, die in der Schweiz vier Wochentage füllen würden, füllten dort gerade mal rund einen Tag pro Woche. Es gab auch Wochen, in denen kein Unterricht stattfand. Die Laurea University arbeitet mit dem «Learning by Developing – Ansatz». Dazu gehört auch vermehrt das Selbststudium. Auch wenn dieser Ansatz viel Gutes aufweist, war er für mich aus Austauschstudentin weniger vorteilhaft, denn er erschwerte den direkten Austausch mit anderen Studierenden. Trotzdem habe ich meinen Austausch sehr genossen und würde diese Erfahrung nicht missen wollen!
Welches war Ihr persönliches Highlight während diesem halben Jahr? Und was war die grösste Herausforderung?
Neben der Erfahrung des Austauschsemesters als Ganzes war das Mitwirken am World Village Festival in Helsinki als Volunteer eines der Highlights. Im Modul «Global Challenges and Possibilities» wurden wir über einige Wochen auf das Festival vorbereitet. Während dem Festival hatte ich dann neben verschiedenen Volunteer-Aufgaben die Möglichkeit, die verschiedensten NGOs weltweit kennenzulernen. Ergänzt wurde das Ganze durch Musik, Shows und Essen aus aller Welt. Ein weiteres Highlight war der Umgang zwischen den Studierenden und den Dozierenden. Das Klima an der Laurea University ist sehr familiär, freundschaftlich und herzlich. Die Austauschstudierenden werden bestens informiert und in den Studiums-Alltag miteinbezogen. Somit habe ich mich von Anfang an sehr wohlgefühlt.
Eine Herausforderung war die Anfangszeit in Finnland. Als ich Mitte Januar in Helsinki ankam, zeigte sich die Sonne höchst selten. Kaum wurde es hell, wurde es auch schon wieder dunkel. Dies schlug teilweise auf meine Stimmung. Ich fühlte mich energielos und manchmal auch etwas einsam.
Wie hat es sich angefühlt, alleine in einer fremden Stadt zu leben?
Da ich bereits vor dem Austauschsemester viele Erfahrungen im Ausland sammeln konnte, war es für mich kaum ein Problem, in einer fremden Stadt zu leben. Dadurch, dass ich mit zwei Finninnen in einem zentralen Stadtteil von Helsinki lebte, konnte ich auch Kontakt zu den Einheimischen knüpfen und die Stadt mit anderen Augen kennenlernen. Besonders mit dem Anbruch des Frühlings und den länger werdenden Tagen kam dann auch die Lebensenergie zurück!
Welchen Rat geben Sie Studierenden, die vor der Entscheidung für ein Austauschsemester stehen?
Ich würde auf jeden Fall – auch trotz anfänglichen Zweifel – dazu raten, ein Austauschsemester zu machen. Es ist eine Möglichkeit, die sich so vielleicht nur einmal im Leben bietet. Ich würde zudem unbedingt anstelle eines Studentenwohnheims eine private Unterkunft suchen. Denn so besteht viel eher die Möglichkeit, auch Kontakt zu den Einheimischen zu knüpfen.
Portrait Annina Stocker
Annina Stocker ist Studentin der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit mit der Studienrichtung Sozialpädagogik. Sie hat ihr 6. Semester in einem Austauschsemester an der Laurea University of Applied Sciences in Vantaa absolviert.
Annina Stocker hat in verschiedenen Volunteer-Projekten – u.a. in Nepal und Südafrika – mitgewirkt. Ihre berufliche Fokussierung nach dem Studium steht noch relativ offen. Sie interessiert sich besonders für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie Personen mit Migrationshintergrund.
Module zur Internationalisierung
Die Module 150 Field Practice und 160 Auslandssemester ermöglichen Studierenden im Rahmen ihres Studiums der Sozialen Arbeit, einen längeren Auslandsaufenthalt zu machen.
Während im Modul 150 Field Practice ein Einsatz in einer Praxisorganisation im Rahmen von mindestens neun Wochen stattfindet, besteht im Modul 160 Auslandssemester die Möglichkeit, an einer der Partnerhochschulen der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit ein Auslandssemester zu absolvieren.
Die Praxisorganisationen im Modul 150 Field Practice werden gemeinsam mit den Modulverantwortlichen Annette Dietrich und Ivica Petrušić sorgfältig überprüft. Sie sind für die Studierenden während des Field Practice die erste Ansprechperson der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Die gemachten Erfahrungen werden in einem Auslandbericht und einem Aftermathworkshop reflektiert.
Im Modul 160 Auslandssemester werden Module an der Partnerhochschule ausgewählt, die das eigene Portfolio gut ergänzen. Gemeinsam mit dem Modulverantwortlichen Johannes Küng werden die Module der Partnerhochschule auf die Vergleichbarkeit mit den Modulen der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit geprüft.
Beide Module eröffnen spannende, vielseitige und interessante Erfahrungen der Sozialen Arbeit im Ausland.