Aufzeichnung: Eva Schümperli-Keller
«Die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit und ich sind alte Bekannte: Ich bin gelernte Kauffrau und habe neun Jahre lang in verschiedenen Funktionen dort gearbeitet, unter anderem als Direktionsassistentin und als Projektleiterin, als die Evento-Schulsoftware neu eingeführt wurde, in der von den Adressen bis zu den Noten alles verwaltet wird. Während dieser langen Zeit habe ich einen tiefen Einblick ins Studium der Sozialen Arbeit bekommen. Die Studienrichtung Soziokultur hat mich am meisten angesprochen, und es wurde für mich immer klarer: Irgendwann studiere ich das.
Als gute Schülerin wäre ich gerne ins Gymnasium gegangen; doch meine Eltern wünschten sich, dass ich eine Lehre mache. Die Idee, ein Studium aufzunehmen, behielt ich aber immer im Hinterkopf. Im Herbstsemester 2016 startete ich endlich in die Ausbildung zur Soziokulturellen Animatorin. Ich bin Mutter eines 22-jährigen Sohnes und einer 16-jährigen Tochter. Um für unseren Lebensunterhalt zu sorgen, musste ich neben dem Studium, das ich in Teilzeit absolvierte, immer hochprozentig arbeiten. Das war oft sehr streng, und ich musste meine Familienpflichten, Arbeit und Studium gut organisieren, damit alles unter einen Hut passte, und auf vieles verzichten, etwa auf meine geliebten Bergwanderungen. Zum Glück habe ich organisatorisches Geschick und viel Erfahrung in der Projektleitung; das hat sicher geholfen. Ideal wäre für mich das berufsbegleitende Studium gewesen, doch dann hätte der Verdienst unsere Lebenskosten nicht gedeckt.
Vom Studium habe ich nicht nur fachlich, sondern auch in Sachen Allgemeinbildung stark profitiert. Ausserdem kenne ich mich selbst heute noch besser als vor dem Studium, weil ich mich und meine Handlungen immer wieder reflektieren musste. Die Beratungsgespräche, die ich in meiner heutigen Funktion als Sozialdiakonin oft führe, packe ich mit einem gut gefüllten Methodenrucksack und mit viel Selbstvertrauen an, da ich im Studium das Handwerk des Beratens von Grund auf lernen und in vielen Übungen vertiefen konnte.
Ich bin als Sozialdiakonin bei der reformierten Kirchgemeinde Affoltern angestellt. Es kommen aber bei Weitem nicht nur Gemeindemitglieder zu mir. Zu meiner Arbeit gehören Sozialberatungen für Menschen in schwierigen Lebenslagen wie Armutsbetroffene oder Arbeitslose. Weiter organisiere ich das Deutsch-Café, wo Migrantinnen und Migranten ihre Sprachkenntnisse verbessern können. Zudem koordiniere ich zwei Teams an Freiwilligen. Einerseits die Familienbegleitung ‹Mitenand›, andererseits den Besuchsdienst, wo es vor allem darum geht, ältere Menschen zu besuchen, die einsam sind. Ich arbeite die Freiwilligen ein, begleite sie und koordiniere ihre Einsätze. Ich mache aber auch Schulungen zu Themen wie Einsamkeit oder Depression im Alter oder feile mit ihnen an der Gesprächsführung. Während des Corona-Lockdowns, wo Besuche nicht mehr möglich waren, musste ich zusammen mit den Freiwilligen Wege finden, um trotzdem Kontakt zu den Klientinnen und Klienten zu halten. Besonders herausfordernd war das mit dementen Personen, mit denen etwa ein Telefonat nicht einfach so möglich ist. Über meine Arbeit schreibe ich auch immer wieder im Mitteilungsblatt unserer Kirchgemeinde, weil ich es wichtig finde, dass unsere Aktivitäten wahrgenom men werden. Etwas sehr Schönes an meiner Arbeit ist: Ich kann einfach einmal eine Stunde zuhören, wenn jemand ein offenes Ohr braucht, und ich habe den Eindruck, das wird geschätzt. Zudem entspricht es meinem Naturell, dass kein Tag gleich ist wie der andere.
Nun habe ich im September mein Studium abgeschlossen mit einer Arbeit zur Spielanimation, die ich interdisziplinär mit einem Kommilitonen aus der Sozialpädagogik geschrieben habe. Ich freue mich darauf, wieder mehr Zeit für Familie und Freundschaften zu haben. Auch für meine eigenen Interessen wünsche ich mir mehr Musse: Ich möchte in einem Gemeinschaftsgarten mitarbeiten und mich bei der Grünen Partei mehr engagieren. Ein Master-Studium? Ganz ausschliessen möchte ich es nicht, denn ich würde liebend gerne forschen.»
Bachelor in Sozialer Arbeit, Teilzeitstudium
Das Bachelor-Studium vermittelt das Basiswissen für alle Bereiche der Sozialen Arbeit und fokussiert dann auf die drei Studienrichtungen Sozialarbeit, Soziokultur und Sozialpädagogik. Das Teilzeitstudium eignet sich für Quer-, Um- und Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger, die neben der Ausbildung Zeit für die Erwerbs- und Familienarbeit benötigen.