Zu Beginn der Veranstaltung führte Dr. Michael Kaufmann, Dozent an der Hochschule Luzern – Informatik, ins Thema Big Data ein und stellte verschiedene Definitionen für Big Data vor. So zum Beispiel die Definition von IBM, die Big Data gemäss den vier V-Kriterien Volume, Variety, Velocity und Veracity definieren. Ähnlich ist auch die Definition vom National Institute for Standards and Technology, wo anstatt von Veracity von Variability gesprochen wird. Nach dem Modell von Demchenko kommt zu den bestehenden vier Kriterien noch ein fünftes hinzu: Value. Darauf aufbauend, erklärte Dr. Kaufmann Management-Modelle für die Schaffung von Werten aus Daten, ganz im Sinn des Interdisziplinären Schwerpunkt Datenwelten, und zeigte dies anhand praktischer Beispiele auf.
Big Data unterstützt die Stadtplanung
Nach der Einführung zeigte Victor Schlegel, Senior Manager Big Data Solutions, auf, wie Swisscom mit Hilfe von Big Data ihren Kunden die Entscheidungsfindung erleichtert. Er stellte zwei Projekte vor, die auf Mobilitätsdaten der Swisscom-Mobilfunknutzerinnen und -nutzer basierten. Diese Daten werden aufgrund von anonymisierter und aggregierter Mobilfunk-Signalpositionierung gewonnen:
- ASTRA: Stauentwicklung
Um Stauvorhersagen für das Bundesamt für Strassen (ASTRA) machen zu können, wurden die Mobilitätsdaten (z.B. die Geschwindigkeit) von Autofahrerinnen und Autofahren auf der Autobahn ausgewertet.
- Montreux: Parkhaus
Die Bewegungsdaten der Besucherinnen und Besucher von Montreux wurden auf verschiedene Fragestellungen hin untersucht, um zu entscheiden, ob der Bau eines neuen Parkhauses notwendig ist oder nicht. So hat man die Besucherströme beispielsweise nach Herkunftsort oder nach Transportart untersucht. Kommen die meisten mit dem Auto oder mit dem Zug? Die Mobilitätsdaten lieferten Antworten, die für die Entscheidung 'Pro/Contra Neues Parkhaus' sehr hilfreichen waren.
Artificial Intelligence erleichtert die Arbeit
Den Abschluss des dritten Big Data Seminars bildete der Vortrag von Dr. Michael Baeriswyl, Head of Software-as-a-Service and Enabler bei Swisscom, zum Thema Artificial Intelligence und deren Anwendung innerhalb von Swisscom. Er startete mit der Begriffsdefinition von Artificial Intelligence: Ein Zusammenspiel von Rechenleistung, Algorithmen und Daten – drei Faktoren, die momentan exponentiell wachsen. Das erkläre auch, weshalb das Thema Artificial Intelligence so aktuell ist.
Gemäss Baeriswyl gibt es viele Stimmen, die in Artificial Intelligence einen Ersatz für Arbeit sehen, er hingegen sieht es als Hilfe, um mit der Flut an Daten besser umgehen zu können. Wie Artificial Intelligence bei Swisscom Unterstützung bietet, stellte er anhand von drei Use Cases vor:
- Stimmungsbarometer Kundinnen und Kunden
Sämtliche Interaktionen zwischen Swisscom und Kunden/-innen werden gesammelt, aggregiert und den Mitarbeitenden in grafischer Form zur Verfügung gestellt. So kann jederzeit die Stimmung der Kundinnen und Kunden zu bestimmen Themen abgefragt werden (z.B. wie ist die Haltung zum Thema TV heute im Vergleich zu vor vier Wochen?).
- Incident Notifications
Kundenfeedbacks, zum Beispiel auf Social Media, werden laufend analysiert und im Falle von sich anhäufenden, negativen Stichworten (z.B. „Kein Signal“) wird eine automatische „Incident Notification“ an die zuständige Stelle gesendet. Diese Hilfestellung ermöglicht Swisscom, allfällige Probleme möglichst früh zu erkennen.
- Lösungsfindung im Call-Center
Mit Hilfe von Artificial Intelligence werden den Agentinnen und Agenten im Call-Center zu ihrer aktuellen Problemstellung – resp. derer ihrer Kunden – auf Basis ihrer Suchabfrage mögliche Lösungsvorschläge angezeigt. Die Agenten können so vom Wissen ihrer Kolleginnen und Kollegen profitieren und mittels Bewertung der Lösungsvorschläge auch gleich dafür sorgen, dass die Maschine im Hintergrund immer mehr dazu lernt.
Im Anschluss an die drei Referate tauschten sich die rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Apéro zu aktuellen Fragestellungen aus Forschung und Wirtschaft im Bereich Big Data, Data Science und Artificial Intelligence aus.
Das Big Data Seminar ist eine Veranstaltungsreihe, die halbjährlich von der Hochschule Luzern organisiert wird.