Neuer Master an der HSLU: Design meets Nachhaltigkeit
Wie kann Design dazu genutzt werden, die grossen sozialen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Masters Eco-Social Design der Hochschule Luzern. Das neue Studium startet 2022 und wird am 26. November 2021 an den Info-Tagen Design & Kunst vorgestellt. Ebenfalls 2022 führt die HSLU die Weiterbildung CAS Green Consultant im Film-Business ein.
Als «wicked problem» wird ein Problem bezeichnet, das besonders schwierig zu lösen ist, weil es komplexe, teils widersprüchliche Facetten aufweist. Ein aktuelles Beispiel mit besonders weitreichenden Folgen: Können wir den menschengemachten Klimawandel stoppen, ohne die ökonomische Entwicklung ärmerer Länder zu ersticken? Wie man solche wicked problems mit den Mitteln des Designs angeht, lernen ab Herbst 2022 die Studierenden des neuen Masters Eco-Social Design. Der erste Master seiner Art in der Schweiz ist am Departement Design & Kunst der Hochschule Luzern angesiedelt. Es handelt sich um eine Vertiefung des bestehenden Master-Studiengangs Design.
«Wicked problems sind schwierig zu lösen, weil sie tiefgreifende Verhaltensänderung von Einzelnen, Organisationen oder der ganzen Gesellschaft erfordern», sagt Jan-Christoph Zoels, Leiter a.i. des neuen Masters. Ökosoziale Designerinnen und Designer setzen bei diesem Verhalten an. Sie entwerfen beispielsweise nachhaltigere Produktionsabläufe in Unternehmen, fördern eine an sozialen und ökologischen Kriterien ausgerichtete Stadtplanung oder unterstützen Outreach-Projekte von NGOs und Stiftungen. Dazu nutzen sie die ganze Bandbreite des Design-Instrumentariums: von Produkten über Visualisierungen bis zur Entwicklung von Services und Prozessen in Betrieben und Verwaltungen.
Von alten Matratzen und fairen Schuhen
Nachfolgend veranschaulichen drei Abschlussarbeiten aus dem Master-Studiengang Design die Vielfalt ökosozialer Designprojekte – Arbeiten dieser Art werden Studierende künftig in der Vertiefung Eco-Social Design realisieren:
Catalina Jossen Cardozo (Abschluss 2016) entwickelte die Online-Plattform «By Maria», die kolumbianische Schuhmacherinnen mit Designern und der Kundschaft zusammen-bringt. Das Ziel von By Maria: Schuhe fair vermarkten, ohne Mensch und Umwelt auszubeuten. Bild: SNF
Joel Hügli (Abschluss 2022) arbeitet mit der Firma Roviva an einem Recycling-Konzept für Matratzen, Prototyp inklusive. Hintergrund ist der Umstand, dass in der Schweiz jährlich bis zu einer Million Altmatratzen verbrannt statt wiederverwertet werden. Bild: HSLU
Meri Zirkelbachs Abschlussarbeit (2019) bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Design und Materialforschung: Sie analysierte im Projekt WhiteWood die Anwendungsmöglichkeiten eines von der ETH Zürich entwickelten ökologischen Werkstoffs auf Holzbasis. Bild: HSLU
Öko-soziale Designerinnen und Designer lösen nicht im Alleingang die Probleme der Welt, wie diese Auswahl zeigt. Vielmehr arbeiten sie mit Expertinnen und Experten aus Forschung, Kultur, öffentlichem Sektor und Industrie zusammen. Dabei steuern sie neue, ungewohnte Perspektiven auf Fragestellungen der ökologischen und sozioökonomischen Nachhaltigkeit bei.
Entsprechend richtet sich der neue Master an Personen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen, wie Leiter Jan-Christoph Zoels ausführt: «Unsere Studierenden können von Haus aus IT-Profis, Sozialarbeiter, Architektinnen oder Mitarbeitende von öffentlichen Verwaltungen sein. Hauptsache, sie haben eine Affinität für Design und suchen gerne über die Disziplingrenzen hinweg nach neuen Lösungsansätzen für die wicked problems unserer Zeit.»
Mehr Informationen finden sich auf der Website des Master Eco-Social Design.
Filme nachhaltiger produzieren: Weiterbildung Green Consulting
Im Frühjahr 2022 startet am Departement Design & Kunst der Hochschule Luzern der CAS Green Consulting; die schweizweit erste Weiterbildung ihrer Art. Teilnehmende werden darin zu Green Consultants ausgebildet. Green Consultants beraten Studios, wie sie den ökologischen Fussabdruck von Filmproduktionen verringern können. Im Fokus steht der gesamte Produktionsprozess, vom Catering, über den Transport und das Film-Equipment bis hin zum Recycling der eingesetzten Materialien. Zum Schluss wird der gesamte Fussabdruck der Produktion berechnet und reflektiert.
Nachhaltiges Design an der Hochschule Luzern
Nachhaltigkeit nimmt auch in bereits bestehenden Studien-Angeboten an der HSLU im Bereich Design eine wichtige Rolle ein. Zwei aktuelle Beispiele entsprechender Studierendenprojekte:
Ästhetisch und trotzdem praktisch: bedruckte Solarpaneele
Seit kurzem zieren bedruckte Solarpaneele die Fassade des NEST-Forschungsgebäudes der Empa und der Eawag. Das Design stammt aus einem interdisziplinären Wettbewerb der Hochschule Luzern mit der Empa. Das Siegerprojekt «Glasklar» von Lynn Balli, Studentin des Bachelor Textildesign, zeigt, wie sich Photovoltaik-Module visuell in Gebäude integrieren lassen und die architektonische Qualität verbessern. Das Projekt soll die Akzeptanz von Solaranlagen an Fassaden erhöhen und so den Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion in der Schweiz fördern.
Glaskaraffen für eine unterschätzte Selbstverständlichkeit
Trinkwasser ist vielerorts ein knappes Gut. Im Projekt «The Value of Tap Water» veranschaulichen Studierende des Bachelor Objektdesign den Wert von Wasser mittels irritierender Glaskaraffen. Die Gefässe nehmen beispielsweise die Gestalt von Alpengletschern an, die im Zuge des Klimawandels geschmolzen sind. Oder sie sind so geformt, dass es besonders schwierig ist, an das Wasser darin zu kommen. Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit dem Gastronomie-Unternehmen Steinbeisser. Die Karaffen werden im Sommer 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt.
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