«Schon mein Vater war begeisterter Hobbyfussballer und hat sich als Schiedsrichter sowie Trainer engagiert», erzählt Christian Wandeler, der heute als Geschäftsführer von Fanarbeit Schweiz tätig ist. Auch Wandeler war bereits als Kind ein angefressener «Tschütteler» und fieberte bei zahllosen Bundesliga-Spielen mit. «Das ist wohl der Grund, weshalb ich heute auch für Deutschland fäne», meint er lachend. «Paul Breitner, Franz Beckenbauer – das waren meine Helden!» Sein Tipp für die Fussball-WM? «Deutschland wird Weltmeister. Oder Frankreich.»
Dem Rasen blieb Wandeler auch während seiner ersten Ausbildung treu: Er lernte Gärtner. Nach diversen Jobs und Reisen zog es ihn in die Jugendarbeit. Berufsbegleitend absolvierte er an der Hochschule Luzern die Ausbildung zum Soziokulturellen Animator.
Gemeinsam mit einem Kollegen schrieb er eine Projektarbeit über Fanarbeit. «Damals gab es das nur in Deutschland ». In seiner Bachelorarbeit baute er das Thema weiter aus. Dabei knüpfte er wichtige Kontakte und schuf sich so seine erste Stelle: 2007 wurde Wandeler zum ersten offiziellen Fanarbeiter Luzerns. «Ein Fanarbeiter agiert als Mittler zwischen Fans, Clubs, Polizei, Sicherheitspersonal, Medien und anderen Anspruchsgruppen », erklärt Wandeler. Bei dieser Tätigkeit habe er von seiner Ausbildung sehr profitieren können.
Dennoch hat er schon brenzlige Momente erlebt. Etwa dann, wenn es zu Auseinandersetzungen zwischen Fanmob und Polizei gekommen ist. «Als Fanarbeiter versuche ich jeweils, zwischen die Fronten zu gehen und Lösungswege einzubringen, um die Situation zu beruhigen.» Dafür brauche es viel Vertrauen von Seiten der Polizei und der Fans. «Das hatte ich zum Glück.» Aber es brauche auch auf beiden Seiten die Bereitschaft und den Willen, die Situation zu lösen. «Das ist nicht immer so.»
Trotz solcher Gewaltszenen ist Wandeler zutiefst begeistert von der Fankultur. «Die kreativen Gesänge und Fahnenchoreografien, die diese aus allen Gesellschaftsschichten zusammengesetzte Gruppe entwirft, sind grossartig!» Massnahmen gegen Gewalt, die in Kollektivstrafen oder Fahnenverboten münden, seien übertrieben und gefährden aus seiner Sicht diese Kultur.
Als Geschäftsführer von Fanarbeit Schweiz ist Wandeler nicht mehr so oft mitten im Getümmel, sondern auf nationaler Ebene tätig. «Im Moment schauen wir zum Beispiel, wie es mit den Extrazügen für Fans weitergehen soll. Zudem befassen wir uns intensiv mit den neuen Richtlinien für Stadionverbote.»
Autorin: Mirella Wepf
Bild: Martin Vogel