Bild: Unterzeichnung der «Berliner Erklärung» im Herbst 2015. 1. Reihe v.l.: Die drei Rektoren Hans-Rudolf Schärer (Pädagogische Hochschule Luzern), Paul Richli (Universität Luzern) und Markus Hodel (Hochschule Luzern). 2. Reihe v.l.: Die Projektleitung der Hochschule Luzern: Gabriela Niederberger, Michael Wanner und Ulrike Zika.
Ulrike Zika, wo liegt der Ursprung von Open Access?
In den 1990er-Jahren explodierten die Abonnementskosten für Fachjournale. Darunter litten vor allem Bibliotheken. Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wiederum ist der Zugriff auf Fachpublikationen essenziell. Als Antwort auf die Krise setzen sich vor allem europäische Forschende für die freie Verbreitung von wissenschaftlichen Publikationen ein. Dabei bietet das Internet neue Möglichkeiten.
Welche Bedeutung hat Open Access heute für die Wissenschaft?
Es gibt weltweit fast 11’000 Open-Access- Zeitschriften mit hohen Qualitätsanforderungen für die eingereichten Beiträge. Wissenschaftler können dort ihre Arbeiten einem grossen Publikum zugänglich machen. Auch die dahinterstehende Institution, ob Hochschule oder Forschungseinrichtung, wird sichtbarer. So kann sich die Wissenschaftswelt national und international besser vernetzen.
Was hat die breite Öffentlichkeit davon?
Wissenschaftliche Publikationen beruhen auf Forschungen, die öffentlich gefördert wurden. Mit Open Access wird verhindert, dass dieses Wissen teuer von den Verlagen zurückgekauft und erneut von der Allgemeinheit finanziert werden muss. In der «Budapest Open Access Initiative» wurde 2002 zudem festgelegt, dass Wissenschaftler ihre Werke gratis veröffentlichen. Ein Jahr später wurden die Grundsätze in der «Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen» erweitert. Die Hochschule Luzern hat sie kürzlich als 520. Institution weltweit unterzeichnet.
Aber irgendwie muss dieses Modell ja finanziert werden…
Viele Open-Access-Zeitschriften verlangen von den Autoren Gebühren, die aber wesentlich tiefer sind als die Kosten für eine Veröffentlichung in einem konventionellen Fachjournal. Vereinfacht gesagt, zahlt jetzt nicht mehr die Leserin oder der Abonnent selbst, sondern der Wissenschaftler oder die ihn unterstützende Organisation. Durch diese Umverteilung wird auch der Marktzugang für kleinere Fachgebiete vereinfacht. Auch die Hochschule Luzern hat eine Open-Access-Plattform.
Wie funktioniert diese?
Die praktische Umsetzung findet in einem Repositorium statt, das die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern verwaltet. Das Repositorium ist wie ein Archiv und eignet sich vor allem für die nachträgliche Veröffentlichung, quasi als Selbstarchivierung. Alle können ihre Arbeiten einspeisen und mit dem jeweiligen Personenprofil auf der Website der Hochschule verbinden.
Was ist mit dem Urheberschutz, wenn alle Zugriff auf die Werke haben?
Die Forschenden behalten die Hoheit über ihre Werke, auch wenn diese weiterverwendet werden. Es gibt Nutzungslizenzen, die Autoren für ihre Arbeiten vergeben können. In jedem Fall behalten sie das volle Urheberrecht und müssen immer referenziert und korrekt zitiert werden. Die grösste Herausforderung liegt sicher darin, die Bedenken hinsichtlich der Weiterverwendung zu überwinden. Nachfolgende Generationen werden das Teilen von Wissen ganz selbstverständlich finden.
Mehr unter: www.hslu.ch/open-access
Interview: Simone Busch