In der Übersicht
«Compliance» gilt heute als Grundvoraussetzung für die «license to operate» und ist daher für Organisationen eine kritische Managementfunktion mit einer hoher Ressourcenbindung. Zahlreiche Unternehmensskandale in Zusammenhang mit Compliance-Verstössen lassen vermuten, dass Unternehmen nicht immer in der Lage sind, das unternehmensweite Compliance-Risiko adäquat zu managen. Dies liegt u.a. daran, dass es bisher kein etabliertes Verfahren zur Quantifizierung der Wirksamkeit der Compliance gibt. Daraus folgt ein Legitimationsproblem für die verantwortlichen Führungskräfte, da die (hohen) Compliance-Ausgaben nur schwierig zu rechtfertigen sind (Chen und Soltes 2018). Das vorliegende Projekt adressiert diese Herausforderung: Das Ziel des Forschungsprojekts ist es, die Wirksamkeit und den Wertbeitrag der Compliance in mittelständischen und grossen Schweizer Unternehmen zu messen.
Ausgangspunkt für das Forschungsprojekt ist ein auf wissenschaftlicher Literatur basierendes Compliance-Modell. Dieses theoretische Modell wird zusammen mit den Umsetzungspartnern in der Praxis getestet, weiterentwickelt und anschliessend im Rahmen einer quantitativen Analyse schweizweit validiert. Die Entwicklung dieses Compliance-Modells adressiert die Zusammenhänge zwischen Faktoren wirksamer Compliance und den Auswirkungen auf den unternehmerischen Erfolg, wodurch ein «Paradigmenwechsel im Umgang mit Compliance» angestrebt wird. Es gilt, mögliche Stellhebel zu identifizieren, welche das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Compliance-Massnahmen positiv beeinflussen. Diese Stellhebel werden wirksam und nachhaltig die Compliance von Schweizer Unternehmen verbessern. Ferner sollen die Unternehmen in der Lage sein, den Wertbeitrag der Compliance quantifizieren zu können, sodass Compliance nicht nur als Kostenfaktor, sondern als Mehrwert (z. B. zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit) verstanden wird.