In der Übersicht
Untersucht wird, wie Marketingtexte aus der Tourismusbranche die Phantasiearbeit der Leserinnen und Leser durch sogenannte Leerstellen aktivieren. Unsere Studie knüpft dabei an Ergebnisse einer empirischen Studie an (Wehrli et al., 2013). In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass sich gewisse sprachliche Strategien besonders gut eignen, um nachhaltige Tourismusprodukte zu vermarkten.
Das Konzept der Leerstellen geht auf den Literaturwissenschaftler Wolfgang Iser zurück und wurde bis anhin vorwiegend zur Analyse der Wahrnehmungsbedingungen von fiktionalen Texten gebraucht. Die Anwendung des Konzepts auf Textsorten der Tourismusindustrie ist gewinnbringend, da auch Marketingtexte aus der Tourismusbranche – z.B. Broschüren – sprachlich daraufhin angelegt sind, einen utopischen Raum entstehen zu lassen. Oft bildet die Phantasiearbeit der Leserinnen und Leser bei der Rezeption der entsprechenden Texte die Voraussetzung für einen späteren Kauf des Produkts.
Untersucht werden sollen zum einen die im Rahmen unseres Vorprojekts getesteten Texte (Wehrli et al., 2013) unter dieser neuen Perspektive, andererseits wollen wir auch multimodale Texte in die Untersuchung miteinbeziehen. Iser stellt nämlich das imaginäre Potential von multimodalen Formen wie Filmen wegen ihrer Überdeterminiertheit in Frage. Ausgehend von Isers Kritik soll untersucht werden, ob und wie auch multimodale Texte Phantasiearbeit ermöglichen.