Mit Beiträgen von Barbara Basting, Rambert Bellmann, Peter Burri,Gabriela Christen, Georg Franck, Hedy Graber, Silvia Henke, Pius Knüsel, Judith Kuckart, Charles Moser, Heike Munder, Beat Schläpfer, Veronika Sellier, Urs Staub, Till Velten, Ulf Wuggenig
Publikationsreihe Organ: Ausgabe 4
2010, 88 Seiten mit Fotografien von Charles Moser
CHF 35.– / € 22.–
ISBN 978-3-906413-75-4
Wir leben in einer Zeit der permanenten Überprüfung und Evaluation von Standards, während die Kriterien selber immer mehr auf quantifizierbare Testgrössen schrumpfen. Was bedeutet das für das kulturelle und künstlerische Schaffen, was für die Diskussion darüber und was für die Politik der Förderung? Was gut und was schlecht sei, wird in den Medien zunehmend zu einer Angelegenheit subjektiven Empfindens – sofern die Beurteilung der Werke der Bildenden Kunst, der Musik, Literatur, der Aufführungen auf der Bühne nicht ohnehin den PR-getexteten Vorankündigungen der Stadtmagazine überlassen wird. Auch ein anderes bedeutendes Segment professioneller Kulturbeurteiler, jenes der Kulturförderer, läuft Gefahr, sich vermehrt auf die Kriterien quantifizierbaren Messens zurückzuziehen, wenn es um Entscheide über die Förderungswürdigkeit von Gesuchen geht. Erstaunlicherweise geraten auch die Künstler selbst und in ihrem Umfeld die Veranstalter in Verlegenheit, wenn sie nach Kriterien ihrer Qualitätseinschätzung selbst jener Produktionen gefragt werden, die sie verantworten und ins Publikum tragen. Oft sind es ausserkünstlerische Überlegungen wie die zu erwartende Auslastungsziffer des Zuschauerraums, das kalkulierte Medienecho oder der erhoffte Absatz der Auflage, die über Realisierung oder Verzicht auf eine Produktion entscheiden. Unter dem Eindruck einer zunehmenden Unterwerfung kulturellen Schaffens unter die Bedürfnisse eines noch immer alles absorbierenden Marktes ist es unerlässlich, dass Kulturwissenschaftler wie auch Kulturveranstalter und Kulturschaffende, angefangen bei Künstlerinnen und Künstlern, sich einer unentfremdbaren Bedeutung kulturellen Schaffens bewusst werden. Kultur kann sich nur dann als solche halten, wenn sie von «interesselosem Wohlgefallen» geleitet wird, fern von einem baren Verwertbarkeits- und Nutzdenken. Der Begriff Qualität bedarf einer substantiellen Diskussion – die Beiträge des Bandes unternehmen dies auf dem je eigenen Gebiet der Beiträger und Beiträgerinnen und tragen damit ein Stück bei zur theoretischen Errichtung kultureller Kriterien als einem argumentativen Widerlager zur zeitgeistigen Aneignung der Kultur.