Vor Palermo machte ich mir Gedanken darüber, was mich an einem neuen Ort interessieren könnte. Schnell wurde mir klar, dass ich es jeweils besonders spannend finde Frauen zu beobachten. Ich nahm mir vor, mich intensiver mit deren Leben auseinanderzusetzen und zu lernen, ob und wie sich dieses vom Leben einer Frau in der Schweiz unterscheidet. Als ich dann aber in Palermo ankam, fokussierte ich mich auf das Zusammenspiel der verschiedenen Rollen – der Frauen, der Männer, der Tiere, der Verkehrsmittel und des ganzen Umfeldes – und wie sich diese tagtäglich wie ein komödienähnliches Theaterstück vor mir ausbreiteten.
Ich möchte hier anmerken, dass ich nie zuvor ein gestalterisches Projekt realisiert hatte und mich somit nie eingehend mit einem gestalterischen Medium auseinandergesetzt habe. Das Zeichnen bedeutet für mich seit jeher die natürlichste Form um Erlebtes auf Papier zu übersetzen. So entschied ich mich fürs Zeichnen und zeichnete alle Momente, die mir aus diesem Schauspiel im Gedächtnis blieben. Ich konnte nur ein Bruchteil von all den Situationen widergeben, doch in meinen Augen waren diese genug, um den Zuschauern – und vor allem auch mir – ein Gefühl der Atmosphäre von Palermo zu übermitteln und diese in meinen Erinnerungen festzuhalten. Gleichzeitig nahm ich Palermos Tonkulisse auf. Sie unterscheidet sich nämlich sehr stark von den Geräuschen in der Schweiz. Mit der Konzentration auf die Klänge der Stadt, fiel mir auf wie die Töne des Hafens, der Strassen, der Vögel und sogar die Stille, von Ort zu Ort verschieden sind.
Nach meiner Rückkehr in die Schweiz versuchte ich weiter zu zeichnen, schaffte dies jedoch nicht mehr im gleichen Ausmass. Meine Zeichnungen wirkten nicht mehr so authentisch auf mich, fast sahen sie aus, als hätte ich jemand ich das Werk einer anderen Person imitiert und die Begebenheiten nie selber erlebt.
So entschied ich, die in Palermo gesammelten Zeichnungen und Klänge zu einem Film zusammenzuschneiden und projizierte diesen dann an eine aufgehängte Wäscheleine. Die Wäscheleine spiegelt für mich einen Teil des Alltags in Palermo. Mit dem durch das Fenster kommenden Wind flatterte sie wie jeweils so wie in den Strassen von Palermo.
Ich möchte meine Reisen zukünftig vermehrt in zeichnerischen Reisetagebüchern dokumentieren, denn nur so kann ich meine Erinnerung lange mittragen.