Zielsetzung
Durch das forschende Experimentieren mit Material und seiner Wirkung reflektieren die Studierenden ihre eigene und die vorherrschende Materialkultur. Sie lernen einen material- und kontextgetriebenen Entwurfsansatz kennen, in dem das Material mit seinen charakteristischen Facetten als zentrales Element in den Arbeiten wirkt. Die Arbeitsweise einer co-kreativen Gestaltung, d.h. das aktive Eingehen auf vorhandene Bedingungen, Kräfte, Mitwirkende, wie auch Mitstudierenden wird kultiviert. Durch Vertreter:innen des Neuen Materialismus wird diese Haltung theoretisch unterlegt und refelektiert. Die Studierenden schärfen ihre Wahrnehmung für die Wirkung physischer Artefakte und wie diese ihr eigenes Tun beeinflussen, sie reflektieren Materialflüsse und den Umgang mit Ressourcen. In dieser forschenden Auseinandersetzung werden unterschiedliche Forschungssettings ausprobiert.
In unterschiedlichem Tun der praktischen Untersuchung (Verschiebungen, Gegenüberstellungen, Assemblagen, Verarbeitungsschritten, Veredlung, Alterung, etc.) und im Prozess mit dem Material wird das darin enthaltene «tacit knowledge» erweitert und das enthaltene Potential entdeckt. Durch die kollektiven Auslegeordnungen und den regelmässigen Austausch schärfen die Studierenden ihre Wahrnehmung.
Unterstützt wird die praktisch-gestalterische Auseinandersetzung durch Theorieinputs und angeleitete Übungen zur Phänomenologie und Sematik von Materialien sowie zu deren atmosphärischen Qualitäten in Raum und Zeit. Die Studierenden erweitern aktiv ihre methodischen Fähigkeiten im hands-on Entwerfen und ihr Vokabular zur Beschreibung der sinnliche Wirkung ihrer Arbeiten. Der kollektive Erkenntnisgewinn wird kultiviert.
Inhalt
Das Eigensinnige von Materialien und das Interagieren mit diesem wird zur produktiven Ausgangslage. Das Material wird im Sinne des Neuen Materialismus als aktives Gegenüber verstanden, dessen «eigensinnige» Bedingungen den Prozess massgeblich prägen. Durch Bearbeitungs- und andere Interaktionsprozesse, Assemblagen, räumlichen Zueinander- oder Gegenüberstellungen setzen wir uns vertieft mit der Wirkung von Material auf Raum und Mensch auseinander. Das Besorgen, Sammeln, sprich die Materialflüsse von Material, sind zu Beginn ein zentrales Thema. Es wird mit bereits vorhandenen, aussortierten oder weggeworfenen Materialien und Restposten gearbeitet, die in ihrem früheren Kontext an Bedeutung gewonnen und ihren Eigensinn erprobt haben.
Materialexplorationen, angeregt durch unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen, führen zu einer Vielzahl von (Material-)Skizzen und eröffnen den Studierenden zu Beginn ein kollektives Experimentier- und Forschungsfeld. In dieser situativen Auslegeordnung werden Erkenntnisse diskutiert, die als Anregung dienen eine prozessorientierte Fragestellung in Gruppen zu formulieren. Erlaubt sind alle Be- und Verarbeitungstechniken, zu denen bereits Grundkönnen vorliegt. Die vertiefte Auseinandersetzung kann zu Artefakten, räumlichen Anordnungen, performativer Auseinandersetzung, Verarbeitungsprozessen, bis hin zu Videoarbeiten führen und ist offen angelegt. Der Prozess des Tuns ist zentral. Gemeinsam wird eine theoretisch und methodisch abgestützte Reflexion über den Umgang mit Materialien/ Ressourcen und die Gegenüberstellung von unterschiedlichen Ansätzen kultiviert.
Unterrichtssprache
Deutsch
Dozierende
Cornelia Gassler, Fabienne Immoos, Dagmar Steffen, Martin Huwiler, Till Hillbrecht
Bild: Mittlerer Teil: Underwater explosions, Environmental aspects: Schematisches Modell auf S. 86: Goertner, J., (1978). Dynamical model for explosion injury to fish: Onlinequelle. Letzter Teil: Concretely Blog