In den Sektoren Industrie und Gebäude konnten in den letzten Jahren in der Schweiz viel klimaschädliche Kohlenstoffdioxide (CO2) eingespart werden. Gemäss dem Nachhaltigkeitsjournal 2023 der Zug Estates AG wurden Einsparungen auch im Areal Suurstoffi erreicht: Zum Beispiel wird die Energie fürs Heizen und Kühlen in der Suurstoffi durch Erdspeicher und Gebäudewärme generiert und der Strom wird durch die Solaranlagen geliefert. Der Verkehrssektor verursacht jährlich einen Drittel der 13 Millionen Tonnen CO2-Emissionen in der Schweiz. Durch das Pendeln zur Arbeit und zurück werden dabei knapp vier Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursacht. In der Schweiz fällt pro arbeitnehmende Person ein durchschnittlicher CO2-Ausstoss von rund 761 kg pro Jahr für den Arbeitsweg an. Tendenziell verursacht der Verkehrsbereich über die Jahre gleichbleibend viel CO2. Somit ist er heute noch nicht auf dem erhofften Absenkpfad und bleibt in der Schweiz wie auch in der Suurstoffi eine Herausforderung.
Das Kompetenzzentrum für Mobilität der Hochschule Luzern – Wirtschaft untersuchte gemeinsam mit weiteren Forschungseinrichtungen im Rahmen des Förderprogramm SWEET – «SWiss Energy research for the Energy Transition» des Bundesamts für Energie (BFE) im Konsortium SWICE -(Sustainable Wellbeing for the Individual and the Collectivity in the Energy transition), angeleitet durch die EPFL Lausanne, wie hoch der durchschnittliche CO2-Ausstoss für den Arbeitsweg bei den Bewohnenden der Suurstoffi ist. Um zu wissen, wie viel CO2-Emissionen die Bewohnenden heute auf ihrem Arbeitsweg generieren, haben wir im Herbst 2022 eine Umfrage in der Suurstoffi durchgeführt. Die Umfrage wurde auch zusammen mit der Gemeinde Risch-Rotkreuz entwickelt.
Um den CO2-Ausstoss des Arbeitsweges zu berechnen, haben wir unter anderem die Angaben zur Anzahl Arbeitstage bei der Arbeitgeberin vor Ort, die Distanz des Pendelwegs und das Verkehrsmittel kombiniert. Daraus berechnet sich ein durchschnittlicher CO2-Ausstoss von rund 740 kg für den Arbeitsweg pro Person und Jahr. Dies entspricht ungefähr dem Schweizer Durchschnitt. Die Ergebnisse aus der Umfrage zeigen, dass vor allem die Arbeit im Home-Office bei den Suurstoffi-Bewohnenden beliebt ist: Rund 60% der Bewohnenden arbeiten regelmässig von zuhause aus. Beliebte Homeoffice-Tage sind Montag und Freitag. Weitere wichtige Einflussfaktoren für den CO2-Ausstoss sind die Wahl des Verkehrsmittels, der Standort des regulären Arbeitsplatzes (in ländlicher oder städtischer Umgebung), und die Gründe für die Wahl des Wohnortes (zum Beispiel die Nähe zum öffentlichen Verkehr oder der Autobahn), sowie die Einstellung zum Auto und öffentlichen Verkehr. Wer zum Beispiel öfter zuhause arbeitet, in einer Stadt arbeitet, mit dem öffentlichen Verkehr pendelt und den öffentlichen Verkehr als praktisch empfindet, hat im Durchschnitt einen geringeren CO2-Ausstoss für den Arbeitsweg als Bewohnende, die lange Distanzen mit dem Auto pendeln. Die Berechnungen zeigen diesen Zusammenhang. Wer zum Beispiel einen Tag mehr im Home-Office arbeitet, kann dadurch durchschnittlich 120 kg CO2 pro Jahr für den Arbeitsweg einsparen. Das entspricht in etwa dem CO2-Verbrauch eines Autos für 300 km Fahrstrecke. Eine Bewohnerin oder ein Bewohner des Areals Suurstoffi, die oder der 50% der Arbeitswoche im Home-Office arbeitet, verbraucht somit insgesamt ca. 500 kg CO2 pro Jahr für den Arbeitsweg.
Im Projekt wollen wir nun das Potential von Interventionen in der Suurstoffi untersuchen, um nachhaltige Mobilität zu fördern. Die Ergebnisse aus der Umfrage zeigen, dass Veränderungen im Arbeitsverhalten erheblich zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen können. Eine Massnahme, um die CO2-Emissionen zu reduzieren, ist die Arbeit zuhause im Home-Office oder in einem nahegelegten Coworking-Space. Diese anderen Arbeitsorte tragen dazu bei, dass Hauptverkehrsspitzen gemieden werden können und nicht alle Beschäftigten gleichzeitig die Verkehrsinfrastruktur nutzen. Eine andere Möglichkeit ist, dass sich Bewohnende zum Pendeln mit dem Auto zusammenschliessen und eine Fahrgemeinschaft bilden. Zudem zeigt die Forschung, dass es wichtig ist, sich den eigenen Mobilitätsmustern für Arbeits- und Freizeitwege bewusst zu sein. Eine Mobilitäts-App in der Suurstoffi könnte dieses Bewusstsein schaffen.