Mehrere Prominente, unter ihnen Tesla-Gründer Elon Musk und die US-amerikanische Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey, haben öffentlich gemacht, dass sie «Abnehmspritzen» zur Gewichtsreduktion verwenden. Seitdem ist ein regelrechter Hype um diese Medikamente ausgebrochen, die aber nicht gegen Übergewicht, sondern als Diabetes-Therapie entwickelt wurden.
Expertinnen und Experten warnen vor diesem Weg des Gewichtsverlustes mithilfe von «Abnehmspritzen». Sie raten Personen, die abnehmen wollen dazu, erst einmal die Ernährung umzustellen und Sport zu treiben, anstatt vorschnell zu diesen Medikamenten zu greifen. Aber wie lässt sich ein gesunder Lebensstil auf Dauer aufrechterhalten?
Das haben Forschende der Hochschule Luzern – Wirtschaft gemeinsam mit Kolleginnen der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und Praxispartnern in einem Innosuisse-Projekt untersucht. Insbesondere ging es dabei um die Frage, wie das «Dranbleiben» an einem gesunden Lebensstil aus Sicht der Motivationspsychologie und der Dienstleistungsforschung unterstützt werden kann. Die Ergebnisse, die auf der bestehenden Literatur sowie auf empirischen Erkenntnissen des interdisziplinären Forschungsprojekts aufbauen, sind in einer Publikation erschienen, die unter anderem eine praxisorientierte Toolbox enthält.
Die Rolle der Motivation
Die gemeinsame Forschungsarbeit bestätigt die zentrale Rolle der Motivation bei der Veränderung und Aufrechterhaltung eines gesunden Lebensstils. Insbesondere die intrinsische Motivation – also die Motivation, die aus persönlichem Interesse oder der Übereinstimmung mit persönlichen Werten entsteht – ist entscheidend für langfristige Verhaltensänderungen im Gesundheitsbereich. Dies sollte bei der Ausgestaltung von Massnahmen zur Förderung des gesunden Lebensstils berücksichtigt werden. Die quantitative Befragung von Betroffenen offenbarte eine Präferenz für Massnahmen, die individuell angepasst und ohne externe Unterstützung (z.B. Fachpersonen oder das persönliche Umfeld) umgesetzt werden können. So sollte beispielsweise das Tempo, bis wann bestimmte Ziele erreicht werden sollen, von den Betroffenen selbst festgelegt werden. Dies unterstreicht die Bedeutung der Autonomie und erhöht die Selbstwirksamkeit.
«Dranbleiben» ist ein iterativer Prozess
Ein nachhaltig gesunder Lebensstil stellt sich nicht gewohnheitsmässig «von allein» ein. Er erfordert immer wieder die Festlegung individueller Ernährungs- und Bewegungsziele, die kontinuierliche Umsetzung der geplanten Aktivitäten, deren Integration in den Alltag sowie die Überprüfung des Fortschritts. Hier spielen technische Hilfsmittel, wie Schrittzähler oder gesundheitsunterstützende Apps, eine zunehmend wichtige Rolle. Optional können Feedbacks (beispielsweise von Dritten) und Belohnungen als zusätzliche Motivationsquellen integriert werden.
Komplexes Gesundheitsökosystem
Eine nachhaltige Lebensstiländerung gelingt in vielen Fällen nicht allein, sondern gemeinsam und abgestimmt mit Partnerinnen und Partnern. Das Gesundheitsökosystem funktioniert als ein komplexes Service Business System, in dem diverse Anbieterinnen und Akteure zusammenarbeiten. Der Staat und die Krankenversicherungen spielen eine entscheidende Rolle, indem sie durch gesetzliche Rahmenbedingungen und das Prämiensystem die Aktivitäten und Ressourcen anderer Akteure im Gesundheitsökosystem massgeblich beeinflussen. Jedoch zeigt sich, dass das derzeitige System eher kurativ als präventiv ausgerichtet ist, was die Notwendigkeit einer stärkeren Fokussierung auf präventive Massnahmen unterstreicht. Auch das soziale Umfeld der Betroffenen, zB. andere Familienmitglieder und der Freundeskreis, sind wichtige Akteure im Gesundheitsökosystem. Ihr Potenzial, eine aktive Rolle in der Aufrechterhaltungsphase des Lebensstils einer Person zu übernehmen, wird heute noch nicht ausreichend genutzt. So macht es beispielsweise Sinn, dass nicht nur die Betroffenen selbst lernen, wie sich eine gesunde Mahlzeit zusammensetzt, sondern auch ihre Partnerinnen und Partner in diesen Lernprozess aktiv eingebunden werden. Eine intensivere Kollaboration zwischen verschiedenen Akteuren, z.B. Ärztinnen und Ernährungsberatern oder Ärzten und Apotheken, hätte das Potenzial die Wirksamkeit von Interventionen für Betroffene zu erhöhen und gleichzeitig zu Kosteneinsparungen im Gesundheitssystem zu führen. Diese Interprofessionalität schafft eine win-win-Situation nicht nur für die Betroffenen chronischer Erkrankungen wie Adipositas oder Diabetes, sondern für alle Beteiligten, einschliesslich der Gesellschaft.