Immer mehr Frauen gründen in der Schweiz ihr eigenes Unternehmen. Die Bedeutung von Female Founders für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der schweizerischen Volkswirtschaft ist unbestritten, dennoch bleibt insbesondere die Finanzierung eine grosse Herausforderung für Gründerinnen. Viele frauengeführte Startups bieten interessante Investitionsmöglichkeiten, erfordern jedoch oftmals ein Umdenken von Investoren. Das Projekt «Funding Female Founders» der Hochschule Luzern untersucht die besonderen Hürden, die viele frauengeführte Startups auf dem Weg zur Finanzierung meistern müssen und zeigt auf, welche Massnahmen zur Gleichstellung von Gründerinnen beitragen. Das Projekt wird unterstützt durch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann.
Frauen innovieren anders
Frauen innovieren nicht weniger oder weniger gut, sondern anders: Die neusten Fruchtbarkeits-Apps, Periodenunterwäsche mit Membrantechnologie oder die angenehmsten Milchpumpen werden heute von Frauen entwickelt. Doch Gründerinnen sind nicht nur führend bei Femtech-Innovationen, sondern bringen auch disruptive Innovationen im Bildungswesen, Gesundheitssektor und Sozialwesen hervor (Global Entrepreneurship Monitor 2018-2019).
Dies bedeutet jedoch, dass sich Gründerinnen oftmals ausserhalb der gängigen Innovationsbereiche bewegen und dass dadurch der Wert weiblicher Innovationen oftmals unterschätzt wird. Dadurch entgehen nicht nur den Investoren einzigartige Investitionsmöglichkeiten, sondern es fehlt den Gründerinnen oftmals die adäquate Finanzierung, um ihre Innovationen weiterzuentwickeln.
(Un)bewusst benachteiligt
Trotz steigender Anzahl treten Schweizer Gründerinnen mit dem Start ihres Unternehmens nach wie vor in eine Männerwelt ein. Auf der Suche nach Coaches, Mentoren und Investoren treffen sie vorwiegend auf Männer. Dadurch kommen wichtige Mechanismen ins Spiel, die oftmals zur Benachteiligung von Frauen im Finanzierungsprozess führen. Beispielsweise mögen wir Leute, die uns ähnlich sind. Das führt dazu, dass sich Männer tendenziell leichter mit Männern und Frauen mit Frauen vernetzen. Eine Frau muss daher oftmals vielmehr Aufwand betreiben, um ihren Platz in dem männlich dominierten Netzwerk von Unternehmern, Investoren, Mentoren und Coaches zu finden. Gerade in krisengeplagten Zeiten, wie wir sie heute erleben, greifen Investoren auf ihre bekannten und bewährten Netzwerke für Empfehlungen zurück.
Ein weiteres Beispiel betrifft das Pitching, auch hier gewinnen Frauen im Vergleich zu Männern selten: Ein Experiment zeigte, dass Investoren die Pitches von männlichen Kapitalnehmern bevorzugen, selbst wenn sie den gleichen Inhalt präsentieren wie die Gründerinnen.
Frauen haben zudem die Tendenz ihre Fähigkeiten, Expertise und Ideen unterzubewerten, während Männer ihre Expertise und die Erfolgsaussichten ihrer Unternehmensidee tendenziell überschätzen. Gerade in hoch kompetitiven Situationen wie bei einem Pitch führt dies oftmals zu negativen Investitionsentscheiden für Gründerinnen.
Bewusst entscheiden hilft
Viele der Mechanismen, die zur Benachteiligung von Female Founders im Finanzierungsprozess führen, haben also ihren Ursprung in unbewussten Beurteilungsfehlern und sogenannten «Blind Spots». Es gilt daher männliche Investoren zu sensibilisieren sowie alternative Formate aufzubauen, die den informellen Austausch zwischen Investoren und Gründerinnen fördern. Denn es lohnt sich – für beide Seiten.
Möchten Sie Ihre Expertise nutzen, um in Female Founders zu investieren oder sind Sie auf der Suche nach Investor*innen? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme auf: www.fundingfemalefounders.ch
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Veranstaltungsreihe Female Founders Luncheon
Gesprächsreihe als monatliche Inspiration für Gründerinnen und Frauen, die sich mit dem Thema Unternehmertum beschäftigen. In Diskussionen, Vorträgen und Fragerunden mit Gründerinnen werden Themen wie die Gründung eines Unternehmens, Verhandlungsgeschick und Finanzierung behandelt.
Termine: 29. April, 27. Mai, 24. Juni 2021, jeweils 12:30 bis 13:30 Uhr.