Viele Angestellte öffentlicher Verwaltungen arbeiten seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie zum ersten Mal regelmässig von zuhause aus. Laut einer Umfrage der Hochschule Luzern war die Hälfte der Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zuvor noch nie im Homeoffice tätig. Die Studie untersucht, inwiefern sich Homeoffice in der öffentlichen Verwaltung bewährt hat und welche Hürden Verwaltungsmitarbeitende dabei erleben. Rund 600 Kantons- und Gemeindeangestellte aus der Deutschschweiz haben an der Umfrage teilgenommen.
Skepsis gegenüber Homeoffice abgebaut
Trotz der Skepsis und Hürden ist den Verwaltungen die Umstellung auf Homeoffice gut gelungen. Über 80 Prozent der Befragten haben sich zu Hause schnell eingerichtet, gut organisiert und konnten produktiv und effizient arbeiten. In den Kantonsverwaltungen schätzen knapp 60 Prozent der Mitarbeitenden ihre Arbeit effizienter ein als im Büro. In den Gemeindeverwaltungen sind es mit 44 Prozent etwas weniger. Gut funktioniert hat bei den meisten auch die Organisation innerhalb des Teams – trotz räumlicher Distanz.
Rund 60 Prozent der befragten Kantonsangestellten geben an, während der Covid-19-Pandemie im Homeoffice effizienter gearbeitet zu haben als im Büro. Bei den Gemeinden sind es etwa 44 Prozent. (Abbildung 1: Wie schätzen Sie Ihre Arbeit im Homeoffice ein?)
«Unsere Befragung zeigt, dass Homeoffice auch in öffentlichen Verwaltungen funktioniert», so Jana Z’Rotz, Co-Leiterin der Studie und Forscherin an der Hochschule Luzern. Diese Tatsache spiegelt sich auch in der deutlich positiveren Einstellung zur Arbeit im Homeoffice wider: Vor der Pandemie waren rund 40 Prozent der Befragten positiv gegenüber Homeoffice eingestellt, 20 Prozent waren skeptisch. Heute sind knapp 70 Prozent der Befragten positiv eingestellt und nur sechs Prozent bleiben skeptisch. Auch Führungskräfte sind nun offener gegenüber dieser Arbeitsform und vertrauen den Mitarbeitenden.
Die Akzeptanz gegenüber Homeoffice ist in Gemeinde- und Kantonsverwaltungen im Laufe der Covid-19-Pandemie stark angestiegen. Während dem Homeoffice vor Ausbruch der Pandemie lediglich rund 40 Prozent der Befragten positiv gegenüberstanden, sind es heute fast 70 Prozent. (Abbildung 2: Wie ist Ihre Einstellung zur Arbeit im Homeoffice im Vergleich vor der Covid-19-Pandemie und heute?)
Arbeitskultur als Homeoffice-Hürde
Die Studie der Hochschule Luzern verdeutlicht, dass die Arbeitskultur in öffentlichen Verwaltungen wesentlich dazu beigetragen hat, dass vor der Pandemie kaum im Homeoffice gearbeitet wurde: In vielen Verwaltungen war Homeoffice bis anhin verwaltungsweit (58 Prozent) oder durch die direkten Vorgesetzten (45 Prozent) nicht oder nur in Ausnahmefällen erlaubt. «Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass viele Verwaltungen von einer Präsenzkultur geprägt sind. Die Vorgesetzten beurteilen die Arbeitsleistung primär aufgrund Anwesenheit und Einsatz vor Ort», erklärt Z’Rotz.
Aber auch die Mitarbeitenden waren vor der Pandemie aus unterschiedlichen Gründen eher kritisch eingestellt gegenüber der Arbeit im Homeoffice: Rund 30 Prozent der Befragten hatten vor der Pandemie keinen Bedarf, von zuhause aus zu arbeiten. Die Hälfte der Befragten waren der Meinung, dass für die Teamzusammenarbeit räumliche Nähe erforderlich sei. Fehlende Infrastruktur, Bedenken bezüglich IT-Sicherheit und Datenschutz sowie notwendiger Schalterkontakt zählen zu den weiteren, häufig genannten Hemmnissen.
Kantone weiter vorangeschritten als Gemeinden
Die Studie zeigt, dass die Umstellung der Arbeit ins Homeoffice bei den Mitarbeitenden von Gemeindeverwaltungen leicht holpriger verlaufen ist als bei den Kantonsverwaltungen. «Wir vermuten, dass insbesondere für die Gemeindeverwaltungen Homeoffice eine komplett neue Arbeitsform darstellt, da sie Verwaltungsprozesse tendenziell weniger digitalisiert und professionalisiert haben», so Z’Rotz. Das unterstreichen auch die Resultate der Studie: Für einen Drittel der Verwaltungsangestellten von Gemeinden war der Austausch im Team eher herausfordernd. Mehr als die Hälfte der Führungspersonen aus Gemeindeverwaltungen haben zudem Bedenken bezüglich IT-Sicherheit und Datenschutz bei mobil-flexiblem Arbeiten.
Flexiblere Arbeitsformen
Die Verwaltungen haben ihre Arbeitsorganisation während des Lockdowns zwangsläufig flexibilisiert. Die Covid-19-Pandemie hat den Prozess hin zu flexibleren Arbeitsformen beschleunigt. «Wir beobachten ein Umdenken in der Arbeitskultur und gehen davon aus, dass sich Homeoffice auch in öffentlichen Verwaltungen etablieren wird – jedoch langsamer als in anderen Wirtschaftszweigen», so Z’Rotz.
Laut der Studie bietet Homeoffice die gleichen Vorteile für Verwaltungen wie für Unternehmen – etwa eine besser Work-Life-Balance der Mitarbeitenden. Homeoffice trägt aber auch zur Attraktivität der öffentlichen Verwaltung als Arbeitgeberin bei und vergrössert den potenziellen Rekrutierungspool für Kantone und Gemeinden.