Das Frühlingssemester war alles andere als gewöhnlich. «Am Freitag, 13. März sassen wir noch im Unterricht und erwarteten gespannt die Information des Bundesrates – am Samstag loggten wir uns bereits in den Online-Unterricht ein», erinnert sich Annina Fröhlich, die das CAS Betriebswirtschaft mit Vertiefung Public Management an der Hochschule Luzern absolviert hat. «Ich war extrem überrascht, wie schnell und reibungslos die Umstellung funktioniert hat.»
Keine Qualitätseinbussen
Die direkte Umstellung auf digitalen Unterricht war insbesondere für die Dozierenden eine grosse Herausforderung: Die neue Technik musste sich erst einspielen und die Vorbereitung der Unterrichtseinheiten verursachte vielerorts einen beträchtlichen Mehraufwand. Teilweise waren auch Unsicherheit und Skepsis gegenüber dem neuen Format zu spüren: «Unsere Dozenten schienen sehr besorgt um die Qualität des Unterrichts», sagt Louise Genna, die im März mit dem CAS Management der Kundeninteraktion startete. Ihre Klasse hat es besonders hart getroffen: Bereits der erste Unterrichtstag musste online stattfinden. «Ich hatte jedoch nicht den Eindruck, dass die Qualität des Unterrichts gelitten hat – auch der Austausch mit meinen Mitstudierenden hat dank der kleinen Gruppe gut funktioniert», so Genna.
Anstrengend, aber effizient
Und Lutz Polz, der nach seinem ersten Online-Unterricht starke Kopfschmerzen hatte und unsicher war, das CAS Management der Kundeninteraktion in diesem Format fortzuführen? «Vier Stunden geschäftliches Online-Meeting und fünf Lektionen Online-Unterricht in Folge waren sehr anstrengend. Man gewöhnt sich aber an die neue Art zu lernen und zu arbeiten.» Und nicht nur das: Polz entwickelte sich mit der Zeit zum regelrechten «Online-Fan»: «Die Referenten wurden vertrauter mit der Technik und nutzten die verschiedenen Möglichkeiten des Formats. Und natürlich habe ich es geschätzt, dass ich mir den Reiseweg nach Luzern sparen konnte.»
Heute ist Polz überzeugt, dass Online-Unterricht sehr effizient und effektiv ist, da man sich stärker auf das Wesentliche beschränke. «Voraussetzung ist, dass sich die Referenten darauf einlassen, der Situation Rechnung tragen und den Unterricht entsprechend vorbereiten», so Polz. Das sei einigen ganz besonders gut gelungen: Zu seinen persönlichen Highlights zählten die Videosequenzen eines Dozenten, der die wesentlichen Inhalte kurz und knackig auf den Punkt brachte. Die Aufnahmen dienten dem Selbststudium, im Anschluss ging der Dozent im Online-Unterricht ausführlich auf die Fragen der Studierenden ein. «Dieses Format war so effizient, dass uns die Fragen ausgegangen sind, bevor die geplante Unterrichtszeit zu Ende war», sagt Polz.
Auch bei seiner nächsten Weiterbildung könnte er sich Module im Online-Format gut vorstellen, wobei er einräumt, dass der Präsenzunterricht für einige Themen definitiv besser geeignet sei. Beispielsweise bei Präsentationen, wo man direktes Feedback für den eigenen Auftritt erhält und auch nonverbale Elemente eine grosse Rolle spielen.
Weniger Austausch, dafür konzentrierter
Annina Fröhlich, die die erste Hälfte ihrer Weiterbildung im Präsenzformat absolvierte, vergibt dem Online-Unterricht ebenfalls gute Noten. «Fachlich mussten wir keine Abstriche machen. Die Dozierenden haben sich sehr viele Gedanken gemacht, wie sie uns den Stoff im Online-Format am besten vermitteln. Im Vergleich zum Präsenzunterricht gab es etwas weniger Wortmeldungen, dafür habe ich konzentrierter gearbeitet und den Stoff einfacher aufnehmen und verarbeiten können, ohne Ablenkung zuhause.»
Mit der Zeit fehlte der CAS-Absolventin jedoch immer mehr der persönliche Kontakt. Als ergänzendes Angebot für Abend- oder Wochenendkurse findet sie Online-Unterricht, insbesondere für Personen mit langem Reiseweg, eine gute Lösung. «Wenn man offen ist für dieses Format und sich darauf einlässt, ist sehr vieles möglich – ich war selber überrascht!»
Zur Halbzeit seines CAS Betriebswirtschaft wechselte auch Luis Baffetti vor den Bildschirm: «Am meisten vermisst habe ich den persönlichen Austausch in der Gruppe in den Kaffeepausen oder beim Mittagessen – davon habe ich jeweils sehr profitiert.» Prinzipiell kam Baffetti das Online-Format entgegen. Aufgrund einer Seheinschränkung hat ihm die Nähe zum Bildschirm den Unterricht erleichtert. Im Rückblick würde er die «lehrreiche Erfahrung nicht missen wollen». Ein sehr besonderer Moment war für ihn jedoch die Zertifikatsübergabe am Ende des CAS: «Wir haben uns alle sehr über das Wiedersehen gefreut – nach fast drei Monaten Pause.»
Persönlicher Kontakt bleibt zentral
Fürs Herbstsemester sind die CAS- und MAS-Programme an der Hochschule Luzern – Wirtschaft wieder im Präsenzformat geplant, wenn nötig, können Studierende auch online teilnehmen. Das gemeinsame Lernen vor Ort, der Kontakt auf Augenhöhe zwischen Studierenden und Dozierenden sowie bei Bedarf auch mal ein Zweiergespräch nach Unterrichtsschluss prägen die Weiterbildung an der Hochschule Luzern. «Der persönliche Kontakt und direkte Austausch unter den Studierenden ist und bleibt wichtig für uns», so Ingo Stolz, der am Institut für Betriebs- und Regionalökonomie IBR die Weiterbildung leitet. «Es ist jedoch ein gutes Gefühl zu wissen, dass wir jederzeit ohne Qualitätsverlust in den Online-Modus switchen können, wenn die Situation dies erfordert.» Im Rückblick auf das Frühlingssemester sagt er: «Danke allen, die sich darauf eingelassen haben. Den Studierenden, Dozierenden und auch den Sekretariatsmitarbeiterinnen – ihr alle habt dazu beigetragen, dass Weiterbildung in dieser speziellen Zeit so gut funktioniert hat.»