Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt grundlegend. Neue Geschäftsmodelle und Produktionsweisen entstehen, neue Kompetenzen sind gefordert. Welche Chancen und Risiken sich daraus für den Kanton Uri ergeben, analysierten Forschende der Hochschule Luzern. Basierend auf ihren Handlungsempfehlungen hat der Kanton nun seine Digitalisierungsstrategie definiert. Im Zentrum der Studie stand die Frage, wie sich Arbeitsplätze und Qualifikation der Fachkräfte in den für Uri wichtigen Branchen verändern. Dabei ging es nicht darum vorherzusagen, wie viele Arbeitsplätze aufgrund der Digitalisierung entstehen oder verloren gehen. Die Studie zeigt vielmehr auf, welche Stärken und Schwächen die heutige Wirtschaftsstruktur in Bezug auf ihre Wandlungsfähigkeit aufweist, welche Chancen und Risiken sich daraus für die Zukunft ergeben und wie sich Bevölkerung, Unternehmen und öffentliche Hand optimal darauf vorbereiten können.
Agilität als Schlüsselkompetenz
Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für die digitale Transformation ist Agilität, so eine Haupterkenntnis der Studie. Entscheidend ist, ob im Kanton Uri eine positive Haltung gegenüber dem Wandel und ein System von Unternehmen, engagierten Arbeitskräften und Behörden entsteht, welche in Zeiten des Wandels flexibel agieren und Innovationen vorantreiben. Solche agilen Systeme werden künftig für den Standortentscheid von Unternehmen, aber auch für die Wahl des Arbeitsortes von Fachkräften immer wichtiger. «Uri muss in diesem Sinne günstige Voraussetzungen für die digitale Transformation schaffen», erklärt Projektleiter Stephan Käppeli. Dazu zählt laut Studie insbesondere die Sensibilisierung aller Akteure, die eine kritisch-positive Haltung und Offenheit für Neues fördert. Weitere Rahmenbedingungen betreffen den Ausbau der digitalen Infrastruktur sowie den zweckmässigen Umgang mit Daten und Datenschutz.
Treiber für den Wandel
Die öffentliche Hand übernimmt eine wichtige Rolle in der digitalen Transformation. Sie sorgt nicht nur für die entsprechenden Rahmenbedingungen, sondern kann laut Studie auch als Treiber fungieren, indem sie als gutes Beispiel vorangeht und die Schnittstellen zu Unternehmen sowie Einwohnerinnen und Einwohnern digitalisiert. Analog zur digitalen Transformation von Unternehmen ist auch bei Kanton und Gemeinden eine Organisationsstruktur notwendig, welche Innovation und Kooperationsbereitschaft fördert. Der Kanton kann unterstützend wirken, indem er beispielsweise die Vernetzung zwischen den Unternehmen anregt, Anpassungs- und Entwicklungsspielräume zulässt und eine einfache Interaktion zwischen Unternehmen und Behörden gewährleistet. Die Ansiedelung von Unternehmen aus dem hochqualifizierten Dienstleistungssektor und innovativer Start-ups, die in der Digitalisierung vorausgehen, könnte die Entwicklung der Region zusätzlich begünstigen. Dank der überschaubaren Grösse des Kantons verfügt die öffentliche Hand ausserdem über hohe Flexibilität und Reaktionsfähigkeit. «Der Kanton eignet sich daher in verschiedener Hinsicht als Modellregion der Digitalisierung», so Käppeli.
Unternehmen sind gefordert
Die Hauptverantwortung für die digitale Transformation liegt jedoch laut den Studienautoren bei den Unternehmen. Diese sind nicht nur aufgrund der technischen Aspekte der Digitalisierung, sondern auch bezüglich Unternehmenskultur, Kooperationsbereitschaft und Kompetenzen der Mitarbeitenden gefordert. Mit der Digitalisierung steigt der Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften, was laut Studie den Fachkräftemangel in Uri zusätzlich verschärfen wird. Der Aus- und Weiterbildung auf allen Bildungsstufen kommt daher eine grosse Bedeutung zu. Nicht nur Kanton und Gemeinden, sondern auch die Unternehmen sind gefordert, entsprechende Ressourcen zur Verfügung zu stellen.
Einbezug wesentlicher Akteure
Um das regionale Wissen einzubinden, führten die Forschenden der Hochschule Luzern zahlreiche Interviews und veranstalteten Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern grösserer Arbeitgeber sowie relevanter Branchen des Kantons. Laut Käppeli ein entscheidender Schritt: «So konnten wir wichtige Akteure bereits während der Analysephase für die Aspekte des digitalen Wandels sensibilisieren, dies erhöht mutmasslich auch deren Agilität im Umgang mit der digitalen Transformation.» In die anschliessende Strategiefindung waren der Gesamtregierungsrat und alle Direktionen involviert. «Eine departementsübergreifende Gesamtstrategie bildet eine wichtige Voraussetzung für die Transformation, durchdringt die Digitalisierung doch alle Bereiche. Ein vernetztes, konsistentes Vorgehen ist daher entscheidend», so Käppeli.