Ein von Innotour unterstütztes Forschungsprojekt ging diesen und anderen Fragen nach. Unter der Federführung von Luzern Tourismus untersuchte das Institut für Tourismuswirtschaft ITW der Hochschule Luzern mit 17 weiteren touristischen Projektpartnern das Reiseverhalten der chinesischen Individualreisenden. Dabei kamen interessante Erkenntnisse zu Tage: Chinesische Individualreisende sind grundsätzlich an denselben Höhepunkten interessiert wie die Gruppenreisenden und besuchen die Zentralschweiz für Sehenswürdigkeiten, Bergerlebnisse und Shopping. Aber es gibt auch spannende Unterschiede: Individualreisende aus China nehmen sich mehr Zeit für kulturelle Erlebnisse, legen mehr Wert auf lokales Essen und geben mehr Geld für eine breitere Palette von Aktivitäten aus.
Die Forschungsergebnisse stützen sich auf qualitative und quantitative Erhebungen in der Schweiz und China. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wurden im Rahmen des Projekts konkrete Angebote entwickelt und versuchsweise über die chinesische Online-Reiseplattform Fliggy vertrieben. Dabei wurde nicht nur festgesellt, dass chinesische Individualreisende lieber Einzelleistungen statt Packages buchen, sondern vor allem, wie wichtig die Rundum-Beratung im Online-Chat ist. Und zwar vor als auch während der Reise. Eine Erkenntnis, die für die weitere Bearbeitung des Zukunftmarktes China von zentraler Bedeutung ist.
Das Projekt wurde Anfang 2020 abgeschlossen, wird aber als Wissensnetzwerk der Projektpartner weitergeführt. Über die Marketing-Organisation «Lake Lucerne Region» werden Erkenntnisse über die Entwicklung des chinesischen Individualreisemarktes ausgetauscht, um das Wertschöpfungspotenzial auch in Zukunft auszuschöpfen. Sollten die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stabil bleiben, wird mit einem zunehmenden Wachstum von Individualreisenden aus China gerechnet. Dass diese Rahmenbedingen äusserst fragil und unberechenbar sind, zeigt aktuell der Ausbruch des Corona-Virus, der unter anderem zu drastischen Einschränkung im Reiseverhalten führte.