Die Hochschule Luzern erschliesst das volle Arbeitspotenzial von Frauen und Männern in der Schweiz
Nach einer längeren Karrierepause, in der sie sich vielleicht um Kinder oder kranke Angehörige gekümmert haben, macht es die Lücke im Lebenslauf Frauen wie Männern schwer, wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Dabei bringen gerade diese Arbeitnehmenden oft eine Fülle wertvoller Erfahrungen und langjähriges Know-how mit und sind damit für Unternehmen äussert interessant. Die Hochschule Luzern lanciert deshalb das Projekt «Professional Returnship Programme». Dieses soll Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber beim Aufbau und bei der Implementierung von Rückkehrprogrammen unterstützen, damit Frauen und Männer nach einer Karrierepause leichter zurück ins Berufsleben finden.
Denn wenn es mit dem Wiedereinstieg hapert, nehmen nicht wenige Arbeitsnehmende Stellen an, die weit unter ihren Fähigkeiten liegen, machen sich selbstständig oder setzen ihre Arbeitskraft für wohltätige Zwecke ein. Dieser eigentliche «brain drain» kostet die Schweizer Wirtschaft Tausende gut qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – etwas, das sie sich besonders in Zeiten des Fachkräftemangels aufgrund des demografischen Wandels nicht leisten sollte.
Bisher bieten nur wenige Schweizer Unternehmen professionelle Wiedereinstiegsprogramme an. Mit dem Projekt will die Hochschule Luzern aufzeigen, wie wirksam solche Programme für die Rekrutierung von qualifizierten und erfahrenen Mitarbeitenden sind und wie Unternehmen damit dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Gleichzeitig engagiert sich die Hochschule Luzern mit dem Projekt für die Chancenerhöhung der Geschlechter und leistet einen praxisnahen Beitrag zur Gleichstellung. Der erste Stakeholder-Workshop findet im Mai 2019 statt.
Viele Nichtberufstätige wollen zurück auf den Arbeitsmarkt
Arbeitnehmende in der Karrierepause sind ein bisher vernachlässigter Talentpool. So bieten etwa nichtberufstätige Mütter ein riesiges Potenzial. Gemäss der Publikation «Mütter auf dem Arbeitsmarkt» des Bundesamtes für Statistik (BFS, 2016) sind 55 Prozent der beruflich inaktiven Mütter, das heisst rund 84’000 Frauen, bereit, eine interessante Arbeitsstelle anzutreten. Rund 25'000 Frauen sind innert zwei Wochen verfügbar, weitere 24'000 Frauen innerhalb von drei Monaten. 84'000 Mütter repräsentieren 3,7 Prozent der 2,26 Millionen weiblichen Arbeitskräfte in der Schweiz. Damit besteht in der Schweiz ein Potenzial von knapp 4 Prozent der berufstätigen Frauen, welches mittels Rückkehrprogrammen aktiviert werden könnte. Insbesondere in Branchen, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, ist es wichtig, erfahrene Frauen zurück in den Arbeitsmarkt zu bringen. Selbstverständlich gilt das ebenso für die Männer.
Anforderungen ändern sich, Talent und Begabung bleiben gleich
Häufig betrachten Unternehmen Arbeitnehmende mit Karrierepausen als Risikofaktoren. Erst wenige erkennen, dass diese Mitarbeitenden nebst all ihren Qualifikationen und Erfahrungen neue Sichtweisen ins Unternehmen einbringen, die Diversität in den Teams steigern und damit vielfältigere Kundengruppen widerspiegeln. Da Tätigkeiten und Anforderungen im Arbeitsmarkt einem steten Wandel unterworfen sind, sollten die Wiedereinstiegsprogramme darauf abzielen, dass die «Returners» einzelne Kenntnisse auffrischen oder erweitern können. Das so erzielte Aufrechterhalten der Arbeitsmarktfähigkeit gewinnt an Bedeutung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels – nicht nur für die Berufsrückkehrerinnen und -rückkehrer, sondern für alle Arbeitnehmenden.
Das Projektteam der Hochschule Luzern arbeitet mit Unternehmen aus dem Ausland zusammen, um Best Practices zugänglich zu machen. Für die Lancierung unterstützt es derzeit drei Unternehmen in der Zentralschweiz beim Aufbau ihrer eigenen Rückkehrprogramme. Darüber hinaus werden Partnerschaften mit Organisationen eingegangen, die Coaching-, Trainings- und Qualifizierungsdienstleistungen für Frauen und Männer, die ins Berufsleben zurückkehren, anbieten.