Was macht ein erfolgreiches Geschäftsmodell aus? Sind es herkömmliche Strategien und Konzepte oder ist es die Differenzierung, die Erfolg bringt? Was heisst es, anders zu sein? Welche Herausforderungen und Grenzen bringt die Andersartigkeit mit sich? Diese Fragen und weitere Aspekte verschiedenartiger Geschäftsmodelle wurden am diesjährigen Tourismustag thematisiert und diskutiert.
Rund 130 Gäste aus der Tourismusbranche, der Hotellerie, aus der Politik und von Transportunternehmen folgten mit grossem Interesse dem Programm, durch welches Timo Albiez, Stv. Direktion der Schweizerischen Hotelfachschule SHL führte. Dieser moderierte den Anlass – passend zum Thema – einmal etwas anders, in Versform.
Zu Wort kamen Personen, die mit ihrem Geschäftsmodell, mit ihrer Lebenseinstellung oder mit ihrer Art die Dinge zu sehen, einen etwas anderen Weg eingeschlagen haben. So war auch das Ziel des Abends, die Tagungsgäste zu inspirieren, ihnen einen Anstoss zum Hinterfragen des eigenen Geschäftsmodells sowie Inputs für neue Ideen fürs eigene Angebot mitzugeben.
Das Grusswort sprach die Luzerner Stadträtin Franziska Bitzi Staub. Sie betonte die Wichtigkeit des Zentralschweizer Tourismustages zum Austausch in der Branche und gab der Branche die Empfehlung, sich wohl von Konkurrenten zu unterscheiden, aber nicht um jeden Preis anders sein zu wollen.
Hauptreferent war André Lüthi, CEO des Berner Reiseunternehmens Globetrotter Group. Er hat sich vor allem mit seiner unglaublichen Motivation und Leidenschaft vom Bäcker bis zum CEO der Globetrotter Group, einer Holding mit 450 Angestellten und 14 Unternehmen, die auf Individualreisen spezialisiert sind, hochgearbeitet. Dies ist denn auch seine Empfehlung, es braucht Leidenschaft: «In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst». So geht er auch bei der Rekrutierung vor, Bedingung für eine Anstellung sind nicht Diplome, sondern die Begeisterung fürs Reisen. Mindestens drei Monate Reiseerfahrung auf drei Kontinenten – ausgenommen Europa – müssen für eine Anstellung vorgewiesen werden können. Im Mittelpunkt stehe denn auch der Mensch, einerseits der Gast, aber auch die Angestellten. Wichtig ist es, den Mitarbeitenden ein Umfeld zu schaffen, in welchem sie motiviert arbeiten können. Ebenso wichtig sei die Führung, diese sollte durch Vertrauen geprägt sein und auch Eigenständigkeit zulassen.
Das anschliessende Kurzreferat hielt Jasmin Feierabend, Inhaberin des Catering Unternehmens Happy Souls. Sie beeindruckt durch unglaubliche Energie, Lebendigkeit und Motivation. So hat sie es von der Betreiberin eines Streetfood Popup Standes zur Inhaberin einer Catering Firma mit eigenem Geschäft geschafft. Auch bei ihr stehen Leidenschaft und Motivation im Vordergrund und bei ihr und ihren Mitarbeitenden heisst es immer eine Meile mehr und noch ein Pfefferkorn oben drauf.
Urs Vogel, Hotel Manager von Motel One Zürich, sprach über das Hotelkonzept, welches in den letzten Jahren für Aufsehen gesorgt hat. Die Hotelkette hat sich mit Top Standorten, Qualität und auch der sorgfältigen Auswahl der Mitarbeitenden von der Motel Gruppe mit Stockbetten und Getränkeautomaten an Autobahnen zur gehobenen Hotelkette entwickelt. In der Schweiz wurde das erste Hotel im Juli 2016 in Basel eröffnet, ein Jahr später kam das zweite Haus der Münchner Budget Design Hotelgruppe nach Zürich.
Das letzte Kurzreferat hielt Benedikt Lüchinger, CEO des Startup Unternehmens Unique Mobility Services Edel & Stark. Er hat ein Nischenprodukt entdeckt und mit viel Leidenschaft und Überzeugungskraft Besitzer von Luxuskarossen dazu gebracht, diese als Mietautos für seine Plattform Edel & Stark zur Verfügung zu stellen.
Beim anschliessenden Podiumsgespräch mit den drei Referenten und der Referentin versuchte Raphael Prinz, Inland-Korrespondent von SRF, noch etwas mehr über die vier verschiedenen Charaktere herauszufinden. Nebst der Unterstützung und dem Halt durch Familie und Freunde scheint unter anderem eine gewisse Risikobereitschaft und der richtige Umgang mit Fehlern und Fehlentscheiden ausschlaggebend sein.
Das zusammenfassende Schlusswort und Fazit der Organisatoren Jürg Stettler, Vizedirektor und Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft ITW der Hochschule Luzern, Marcel Perren, Direktor Luzern Tourismus, Timo Albiez, Stv. Direktion SHL: Wichtig sind klare Werte nach innen und nach aussen, die drei Geschäftsmodelle sind recht einfach, aber es handelt sich um Nischen und zum Teil hochspezialisierte und massgeschneiderte Angebote. Was jedoch offenbar am meisten zählt, sind die Einzigartigkeit und Leidenschaft sowie die Menschen und die Mitarbeitenden.
Abschluss und heimlicher Höhepunkt das Abend war das Netzwerken beim Apéro, bei welchem sich die Gastronomie der Schweizerischen Hotelfachschule SHL selber übertroffen hat. Professionell von den Studierenden der SHL serviert, überraschten und begeisterten die Gäste die mit viel Fantasie und Liebe kreierten andersartigen Apéro-Häppchen und Getränke.
Der Tourismustag ist ein Networking- und Weiterbildungsanlass der Zentralschweizer Tourismusbranche. Die Hochschule Luzern organisiert die Veranstaltung jährlich in einem der Zentralschweizer Kantone in Zusammenarbeit mit der Luzern Tourismus AG und der Schweizerischen Hotelfachschule SHL.