Stefan Kull, Du hast selber schon auf allen Stufen von der Primarschule über das Gymnasium bis zur Universität unterrichtet. Woher kommt Deine Passion für den Unterricht?
Ich kam schon sehr früh in den Kontakt mit Unterrichten. In der Primarschule war ich in einer Gesamtschule mit mehreren Jahrgängen. Da war es normal, dass man den jüngeren Mitschülerinnen und Mitschülern hilft und erklärt. Da hat mein Lehrer wohl schon früh gemerkt, dass ich die Gabe habe, auch komplexere Zusammenhänge verständlich zu erklären. Dies ist auch 40 Jahre später in meiner Rolle als Dozent im MSc in Banking and Finance immer noch eine Kernkompetenz.
Im MSc in Banking and Finance unterrichtest Du Makroökonomie und Behavioural Finance. Kannst Du uns ein konkretes Beispiel geben, wie der Unterricht bei dir abläuft?
Wir unterrichten immer in Halbtagen. Somit können wir uns detailliert mit einem Thema beschäftigen. In der Makroökonomie gibt es ja kaum eine Woche ohne relevante wirtschaftliche Veränderungen, welche ich mittels Zeitungsbeiträgen oder Charts aufbereite. Ein Beispiel? Wenn das Federal Reserve eine Anpassung des Leitzinses beschliesst, diskutieren wir Ursachen des Entscheids und Folgen für Finanzmärkte und Realwirtschaft – auch unter Berücksichtigung der Schweizer Volkswirtschaft. Dabei reflektieren wird auch kritisch die Theorie der Lehrbücher und zeigen, wo diese an Grenzen stösst. Mit diesem Vorgehen bauen wir nicht nur das Strukturwissen bei unseren Studierenden auf, sondern schulen gleichzeitig auch deren Denkfertigkeiten.
Mit welchen Lehr- und Lernmethoden wird im MSc in Banking and Finance unterrichtet?
Basierend auf realen Problemstellungen dienen Methoden immer der Zielerreichung. Persönlich setze ich viele verschiedene Methoden ein. Im Bereich der Lehrmethoden sind das beispielsweise Dialoge und Lehrgespräche. Als Lernmethoden setzen wir zum Beispiel Simulationen (Netzwerke) mit Präsentationen oder Klassengespräche ein.
Wie gross sind die Klassen normalerweise?
Je nach Kurs sind dies zwischen 20 und 40 Studierenden. Diese Klassengrössen erlauben es, den Unterricht interaktiv zu gestalten und kooperativ zu lernen. Die Atmosphäre ist sehr persönlich.
Was möchtest Du den Studierenden im MSc in Banking and Finance mitgeben?
Erstens möchte ich die Studierenden befähigen, sich eine eigene, wissenschaftlich fundierte Meinung zu bilden. Zweitens sollen unsere Studierenden im Team komplexe Problemstellungen diskutieren und lösen können. Im Zeitalter der Digitalisierung ist es nicht mehr schwierig, volkswirtschaftliche Ereignisse zu simulieren. Doch welche Schlüsse kann beispielsweise eine Unternehmensleitung für das eigene Unternehmen daraus ziehen? Und drittens möchte ich Freude am Fach vermitteln und die Studierenden motivieren, sich auch nach dem Studium mit volkswirtschaftlichen Themen zu beschäftigen.
Entstehen durch den Unterricht auch Diskussionen und Kooperationen, welche über den eigentlichen Unterricht hinausgehen?
Die Studierenden schreiben verschiedene Arbeiten bei uns. Daraus können sich sich einerseits Praxispartnerschaften mit Unternehmen ergeben und andererseits auch «akademischer Output» in Form von wissenschaftlichen Publikationen.
Wann bist Du als Dozent zufrieden mit deiner Arbeit?
Wenn man ehemalige Studierende per Zufall wieder antrifft, diese positiv auf den Unterricht zurückblicken und sagen, dass das Gelernte sinnvoll für das berufliche und private Leben sei. Das ist mir erst kürzlich wieder am Flughafen passiert – eine grosse Freude und Antrieb für die Zukunft.