Jeweils im 5. Semester bearbeiten die Gebäudetechnikerinnen und Gebäudetechniker des Bachelorstudiums der Hochschule Luzern, Technik & Architektur, Institut für Gebäudetechnik und Energie im Rahmen des Industrieprojekts ein aussergewöhnliches Bauobjekt. Im Herbstsemester 2021 hatten 9 Teams die Aufgabe ein HLKSE-Konzept für eine Tropenhalle in Luzern zu erstellen. Professorin Katja Biek von der Berliner Hochschule für Technik (ehemals Beuth Hochschule Berlin), Fachbereich IV – Architektur und Gebäudetechnik stellte den Studierenden die Grundrisspläne eines Referenzobjekts zur Verfügung und unterstützte die Studierenden bei zoologischen und technischen Fragen. Besonders ist nicht nur das Projekt, sondern, dass es zurzeit sogar im Allwetter-Zoo in Münster (Nordrhein-Westfalen, D) realisiert wird.
Unser Team hatte die einzigartige Möglichkeit vom 02. bis 04. April die Baustelle zu besichtigen. Dies wurde durch die Hochschule Luzern, Prof. Katja Biek, Prof. Werner Betschart, Prof. Dr. Rüdiger Külpmann und Herr Dirk Heese, dem technischen Leiter des Allwetter-Zoos, organisiert und ermöglicht.
Am Samstagabend kamen wir mit dem Zug in Münster an. Bereits am Sonntagmorgen zeigte uns Frau Biek die Baustelle. Dabei konnten viele Fragen, die sich unsererseits im Laufe der Projektbearbeitung stellten, «am lebenden Objekt» beantwortet werden. Im Schulprojekt entschied sich unser Team für ein holzbetriebenes Blockheizkraftwerk. Dieses deckt die Grundlast ab und wird bei Bedarf von zusätzlichen Holzfeuerungen unterstützt. Die Planerinnen und Planer, unter der Federführung von der BAnTec GmbH, Institut für Planung und Beratung, Berlin (Inhaberin ist Frau Katja Biek), der Meranti-Halle in Münster wählten hingegen eine Sole-/Wasser-Wärmepumpe zur Wärmebereitstellung. Interessant war vor allem die Idee, in den Aussenwänden ein sogenanntes thermisch aktiviertes Bauteilsystem (TABS) einzubauen. Das TABS sind tief im Beton eingelegte wasserführende Rohrschlagen. Es wird nicht nur zur Wärmeabgabe, sondern auch zur Kühlung der Halle und Regeneration der Erdwärmesonden verwendet. Die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten zwischen unserer Semesterarbeit und der Meranti-Halle waren sehr spannend und boten viel Stoff für interessante Fachgespräche. Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist, dass das Schulprojekt in Luzern angesiedelt war. Durch die Vorstellung des Schulprojekts in Münster und die Besichtigung konnten generelle Unterschiede unmittelbar erkannt werden.
Am Sonntagnachmittag stand die Besichtigung der Stadt Münster auf dem Programm. Eine geführte Tour mit dem waschechten Münsteraner Dr. Frank Wille wurde durch Herr Prof. Dr. Külpmann organisiert. Diese Besichtigung zu Fuss ermöglichte einen vertieften und spannenden Einblick in die Geschichte der Stadt. Wir liessen den Abend im Restaurant Kleiner Kiepenkerl mit lokalen Spezialitäten und lebhaften Austausch über deutsche und schweizerische Wahrnehmungen und Lebensweisheiten ausklingen.
Am Montagmorgen durften wir unsere Konzeptversion der Tropenhalle der Direktorin Frau Dr. Schehka und Herr Heese vom Allwetterzoo vorstellen. Im Anschluss an die Präsentation fand ein intensiver Austausch mit dem technischen Leiter, den Dozenten und uns Studierenden statt. Herr Heese führte uns anschliessend durch die technischen Anlagen, dem Backstage des Zoos und verdeutlichte allen dabei die Komplexität und den Umfang des Zoobetriebs auf. Der krönende Abschluss bildete die Fütterung der Elefanten. Nach einem vom Allwetterzoo gespendeten Mittagessen fuhren wir mit der Deutschen Bahn zurück in die Schweiz und erreichten mit vielen neuen Erfahrungen zufrieden um 22 Uhr Luzern.
Das Industrieprojekt wird uns wegen der hohen Komplexität, den vielseitigen Herausforderungen und grossen Praxisnähe zusammen mit der einmaligen Besichtigungsmöglichkeit in eindrücklicher Erinnerung bleiben. Ein riesiges Dankeschön allen, welche uns diese interessante und lehrreiche Zeit und Reise ermöglichten.