Neben den Spielräumen selbst bieten partizipative Planungs- und Gestaltungsprozesse Kindern wichtige (ausserschulische) Lern- und Erfahrungsräume. Durch solche Prozesse können Kinder ihren Sozialraum aktiv mitgestalten und sich dabei ihren Spielraum (wieder) aneignen. Dies hat die praktische Folge, dass der Spielraum einerseits bedürfnisgerechter geplant und gestaltet wird, andererseits steigt damit auch die Identifikation der Kinder mit ihrem Spielraum. Die Kinder werden durch die aktive Mitwirkung nicht nur in ihrer gestalterischen Entwicklung gefördert, sondern auch darin bestärkt, ein kritisches Bewusstsein für ihre Umwelt zu entwickeln und unabhängiger zu werden. Sie erhalten ferner die Gelegenheit, eine Rolle in der Gesellschaft zu übernehmen und von Erwachsenen als aktive Akteurinnen und Akteure in politischen und sozialen Prozessen anerkannt zu werden. Durch eine von Partizipation geprägte Sozialisation machen Kinder Erfahrungen, die ihr zukünftiges Verhalten und ihre Einstellungen gegenüber Mitwirkung beeinflussen. Sie erkennen, dass sie als handelnde Subjekte Einfluss auf ihre Umgebung nehmen können. Noch stellt Partizipation aber auch eine Herausforderung dar: Mangelndes Wissen und fehlende Erfahrungswerte über die Gestaltung von Beteiligungsprozessen führen oft zu einer ablehnenden Haltung; Partizipationsprozesse sind grundsätzlich ergebnisoffen und verlangen von den Beteiligten eine hohe Toleranz von Unsicherheit.
Im Projekt «Kinderpartizipation in Planungsprozessen von Spielräumen» im Rahmen des IDS Kooperation Bau und Raum befassten sich Annina Friz und Lea Aeschlimann von der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit zusammen mit Richard Zemp vom Kompetenzzentrum Typologie und Planung in Architektur (CCTP) der Hochschule Luzern – Technik und Architektur mit dem Thema der transdisziplinären und partizipativen Planung von Spielräumen für Kinder.
Dabei wurden zahlreiche Planungsbeispiele von Spielräumen der letzten 15 Jahre aus der deutschsprachigen Schweiz in Bezug auf die förderlichen und hinderlichen Faktoren der durchgeführten Partizipationsprozesse analysiert. Die erkannten relevanten Prozessmerkmale wurden in einem Katalog zusammengestellt und mit Praxispartnern und Praxispartnerinnen diskutiert. Der Fokus lag dabei auf der transdisziplinären Zusammenarbeit aller Beteiligten. Daraus entstand eine Handlungsempfehlung für Planungsfachleute (Architektur, Landschaftsgärtnerei/-architektur, Spielplatzbau, etc.), Partizipationsfachleute (Soziokulturelle Animatorinnen und Animatoren, Kinder- und Jugendarbeitende, Schulsozialarbeitende, etc.) und Auftraggebende (Gemeinden, Siedlungen, Schulen, etc.). Mit dieser Handlungsempfehlung wird aufgezeigt, wie in der Zusammenarbeit von unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren und Disziplinen Spielräume partizipativ geplant und gestaltet werden können. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Herausforderungen der transdisziplinären Zusammenarbeit. Sie richtet sich deshalb an alle beteiligten Personen, namentlich an Fachleute aus den Bereichen Soziokultur und Partizipation, wie auch aus den planenden und gestalterischen Disziplinen an Institutionen und Behörden und nicht zuletzt an private und öffentliche Auftraggebende.
Die «Handlungsempfehlung für die transdisziplinäre und partizipative Planung von Spielräumen für Kinder» steht zum Download bereit.