Text: Maria van Harskamp
Fotos: Claude Hurni
HSLU-Absolvent Nils Loeffel erzählt uns über sein vielseitiges Engagement.
Nils Loeffel, du bist Sozialarbeiter, Mitorganisator eines Musikfestivals und seit Kurzem im Stadtrat von Olten. Sind das drei unabhängige Engagements oder beeinflussen sich diese Aufgaben gegenseitig?
Diese drei Tätigkeiten stehen in unmittelbarem Zusammenhang. In der Sozialen Arbeit geht es um die Zusammenarbeit mit Menschen; Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen, Bedürfnissen und Ansprüchen. So ist es auch in der Kulturarbeit und in der Politik. Eine weitere Parallele ist, dass die geleistete Arbeit nicht immer direkt messbar ist. Oftmals ist es eine Investition in die Zukunft, mit mehr oder weniger ungewissem Ausgang. Man kann vieles prüfen, planen, vorbereiten und versuchen sich abzusichern – eine 100-prozentige Garantie, dass es am Ende wirklich funktioniert, gibt es aber nicht. Es trotzdem zu machen, braucht Mut. Das habe ich im Rahmen des Studiums und des Berufslebens bisher gelernt und das hilft mir gerade auch in der Politik sehr.
Inwiefern profitieren deine anderen Tätigkeiten
von deinem Wissen aus der Sozialen Arbeit?
Das Studium in Sozialer Arbeit hilft mir dahingehend, dass ich mir ein grosses Hintergrundwissen im Bereich der Sozial-, Familien- sowie Kinder- und Jugendpolitik erarbeiten konnte. Zudem bin ich es durch die Arbeit als Sozialarbeiter gewohnt, mit unbekannten Leuten ins Gespräch zu kommen. Seit einigen Jahren arbeite ich beim Kanton Solothurn, aktuell als Leiter der kantonalen Anlauf- und Koordinationsstelle für Kinder- und Jugendfragen. So habe ich die Prozesse und Tücken der öffentlichen Verwaltung kennengelernt. Und gesehen, was es alles braucht, um sinnvolle und mehrheitsfähige Lösungen zu finden – eine hilfreiche Voraussetzung für den Start als Stadtrat. Vieles kenne ich bereits und ich weiss, wie es funktioniert. Diese Arbeitsstelle habe ich übrigens dank meinem Studium an der Hochschule Luzern bekommen. Das damalige Ausbildungspraktikum hat mir viele Türen geöffnet.
Dann hat das eine zum anderen geführt, begonnen beim Studium an der HSLU?
Genau. Kurz nach Beginn meines Studiums habe ich begonnen, mich im ehemaligen Kulturlokal «Coq d’Or» in Olten zu engagieren. Ich habe Konzerte organisiert, Konzepte geschrieben, einen Verein gegründet und Projekte umgesetzt. Dabei konnte ich vieles, was ich im Studium gelernt hatte, direkt anwenden. Von Ideen, wie möglichst viele Menschen in ein Projekt miteinbezogen werden können, über das Wissen, wie man auf die öffentliche Hand zugehen muss, um Unterstützung zu erhalten, bis zum klassischen Projektmanagement. Politisch schon immer sehr interessiert, bin ich dann über die Kulturarbeit in die Lokalpolitik gerutscht. Etwas, das ich mir lange nicht zugetraut hatte, bis zur Gründung der Partei «Olten jetzt» zusammen mit ein paar Freunden. Und jetzt bin ich vier Jahre später völlig überraschend in den Stadtrat gewählt worden. Dieser Erfolg wäre niemals möglich gewesen ohne unsere Kulturarbeit und die damit einhergehende Bekanntheit. Die Ausbildung im Bereich Soziale Arbeit wiederum hat mir persönlich die nötigen Fähigkeiten und das Selbstvertrauen dafür geliefert.
Dabei wolltest du ursprünglich «sicher nichts Soziales» machen. Woher der Sinneswandel?
Das stimmt! Nach der regulären Schule habe ich mich für eine Ausbildung zum Mediamatiker entschieden. Nicht etwa, weil das mein Traumberuf war, sondern vielmehr, weil ich mich von meinem Elternhaus abgrenzen wollte. Der Vater Sozialarbeiter, die Mutter Kindergärtnerin und Reitpädagogin – ich wollte eine ganz andere Richtung einschlagen. Relativ früh musste ich mir dann aber eingestehen, dass mir dieser Beruf nicht entspricht: Ich bin zu wenig kreativ, um mich in die Grafik zu vertiefen, zu wenig ehrgeizig, um Informatikprobleme zu lösen, und zu wenig konzentriert, um mich im KV festzusetzen. Zudem fehlte mir die Arbeit mit Menschen.
Nichtsdestotrotz hast du die Lehre abgeschlossen. Danach folgte der Wechsel zur Sozialen Arbeit, deinem Plan B. Ein richtiger Entscheid?
Ja, dieser Schritt war naheliegend. Aufgewachsen bin ich auf einem Pferdehof, meine Eltern haben da Time-outs für Jugendliche sowie die IV-unterstützte Ausbildung zum Pferdewart, zur Pferdewartin angeboten, Lager für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung organisiert und eine teilbetreute Wohngruppe aufgebaut. Meine Schwester und ich waren dabei mal weniger mal mehr in die Arbeit involviert. Im Austausch mit meinem Vater und durch die eigenen Erfahrungen, wusste ich, dass ich in der Sozialen Arbeit finden würde, was mir in der Mediamatiker-Ausbildung fehlte. Ich holte dann die Berufsmatura nach und leistete meine Zivildiensteinsätze in Institutionen für Menschen mit einer Suchtproblematik. Danach wusste ich: Das ist mein Weg.
Es folgten der Bachelor und der Master in Sozialer Arbeit der Hochschule Luzern. Hat dir das Studium besser gefallen als deine Erstausbildung
Definitiv. Ich wusste im Vorfeld nicht wirklich, ob das mit dem Studieren funktioniert und wie viel Spass es mir machen würde. Aber es hat mich vom ersten Tag an begeistert. Relativ schnell habe ich festgestellt, dass ich mich gerne in einige Bereiche vertiefen möchte und das Master-Studium dafür bestens geeignet ist. Es war absolut der richtige Entscheid! Gerade der Master hat mich beruflich wie auch in meinem privaten und politischen Engagement weitergebracht.
Transformation gestalten – Das Master-Studium in Sozialer Arbeit
Das Master-Studium ermöglicht Fachleuten aus der Sozialen Arbeit eine optimale Positionierung für anspruchsvolle Aufgaben in Praxis, Forschung sowie Lehre und eröffnet neue berufliche Aussichten. Der Master in Sozialer Arbeit ist eine Kooperation der Fachhochschulen Bern, Luzern und St. Gallen. Neben den Basismodulen bieten die Standorte thematische Schwerpunkte zur individuellen Profilschärfung. Mit dem Projektatelier und der Forschungswerkstatt sowie in der Masterarbeit können Studierende aktuelle Fragen aus der Praxis bearbeiten und ihre Forschungshandwerk erproben und schärfen.
Weitere Informationen gibt es HIER.