Das Ziel des Gleichstellungsberichts ist anspruchsvoll: Er soll aufzeigen, auf welchem Stand die Gleichstellung von Personen unterschiedlichen Geschlechts sowie von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans, intergeschlechtlichen und queeren Personen im Kanton Luzern ist. «Während die Gleichstellung von Frau und Mann bereits weiter ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt ist, werden LGBTIQ-Anliegen auf kantonaler Ebene gerade erst thematisiert», erklärt Stefanie Boulila, Co-Studienautorin und Dozentin an der Hochschule Luzern. Für das Ziel wurden verschiedene Erhebungsmethoden miteinander kombiniert, ein breites Themenspektrum abgedeckt und schliesslich zentrale Handlungsempfehlungen erarbeitet – insbesondere die strategische Ausrichtung der kantonalen Gleichstellungsarbeit wurde mittels eines mehrjährigen Aktionsplans angeregt.
Zentrale Frage: Was bedeutet Gleichstellung?
Rechtliche Verpflichtungen auf kantonaler, nationaler und internationaler Ebene sowie Einstellungen und Wünsche in der Bevölkerung machen eine koordinierte Gleichstellungspolitik des Kantons notwendig. Aber was heisst Gleichstellung überhaupt? «Die Thematik hat ganz unterschiedliche Facetten», weiss Gesine Fuchs, Co-Studienautorin und Dozentin für Gleichstellungs- und Sozialpolitik an der Hochschule Luzern. So bedeute Gleichstellung der Geschlechter einerseits, dass alle Personen unabhängig des Geschlechts den gleichen Zugang zu Ressourcen wie Geld, Zeit, Entscheidungsmacht, Sicherheit und Anerkennung haben – andererseits aber auch, dass tatsächliche Handlungsmöglichkeiten nach persönlichen Wünschen vorhanden sind und genutzt werden können.
Während der Stand der Gleichstellung sich in vielen Bereichen über (geschlechtergetrennte) Statistiken und entsprechende Auswertungen erheben lässt, waren bei der Erarbeitung des Berichts zusätzliche Erhebungsmethoden nötig: Es wurden Onlineumfragen, Interviews und Fokusgruppengespräche mit verschiedenen Dienststellen, zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren und Gruppen geführt. «Dies ermöglichte es, ein genaueres Bild über die gelebte Gleichstellung, die Lebensrealitäten, Anliegen und die Lücken bei der Gleichstellung und den Gleichstellungsmassnahmen zu erarbeiten», so Lucia Lanfranconi, ebenfalls Co-Studienautorin und Dozentin für Gleichstellungs- und Sozialpolitik.
Gleichstellungspolitik langfristig ausrichten
Mit explorativen Fokusgruppengesprächen in städtischem und ländlichem Kontext konnten auch den sozialräumlichen Unterschieden und inhaltlichen Gemeinsamkeiten nachgegangen werden.
Im Bericht wurden so die Ergebnisse der verschiedenen Erhebungsmethoden in einem breiten Themenspektrum miteinander kombiniert:
- Gesellschaft (Armut, Migration und Rassismus, Bildung, Gesundheit, geschlechtsspezifische Gewalt)
- Familie (Elterliche Sorge, familiale Lebensformen und Regenbogenfamilien, familiale Arbeitsteilung, Kinderbetreuung)
- Wirtschaft (Gleichstellung im Erwerbsleben, Umsetzung des Gleichstellungsgesetzes, der Kanton als Arbeitgeber)
- Öffentlichkeit (Kultur, öffentliche Kommunikation, Medien, Politik)
Mit dieser thematischen Breite und seiner fundierten, methodischen Herangehensweise ist der Bericht schweizweit einzigartig. Er bietet dem Kanton Luzern eine gute Grundlage, um seine Gleichstellungspolitik für die kommenden Jahre auszurichten und kann auch anderen Kantonen als «best practice» dienen.