Aufgrund der knappen Bodenressourcen muss die Schweiz dringend verdichten und bestehende Siedlungsräume nach innen entwickeln. Aber dies ist leichter gesagt als getan. Denn gerade beim Bauen im Bestand zeigen sich viele Hindernisse.
Das liegt an der Komplexität dieser Form der Siedlungsentwicklung. Sie stellt andere und deutlich höhere Ansprüche an Planung, Umsetzung und Partizipation als das Bauen auf der grünen Wiese in der Vergangenheit. Denn die sukzessive Transformation bestehender Wohn- und Mischgebiete ist mit einer Vielzahl unterschiedlichster Stakeholder, Interessen und Zielsetzungen verknüpft. Damit erhöht sich die Komplexität und auch das Risiko des Scheiterns solcher Projekte deutlich. Als Reaktion darauf wird in der Planungspraxis oft jedes Projekt als Einzelfall betrachtet und ein massgeschneidertes Projektdesign entwickelt.
Prozessmodelle und Kernelemente
Hier setzt der neue Leitfaden an, der von der Ostschweizer Fachhochschule und der Hochschule Luzern entwickelt worden ist. Die Autor:innen haben eine Vielzahl verschiedenster Fallbeispiele aus der Praxis analysiert und dabei gewisse Muster und Kernelemente erkannt, die bei den konkreten Fällen fürs Gelingen oder Misslingen entscheidend waren. Die daraus entwickelten Musterprozesse mit unterschiedlichen Komplexitätsstufen bilden das Kernstück des nun vorliegenden Leitfadens für die Praxis.
Die Musterprozesse beschreiben einen ko-evolutiven Planungsprozess, der – von der Problemanalyse über die Lösungsfindung bis hin zur Strategiebildung – auf einem strukturierten und gleichberechtigten Dialog zwischen qualifizierten Planungsfachleuten und relevanten Stakeholdern basiert. Hierfür werden die wichtigsten Akteursgruppen und deren Rollen und wesentliche Leitlinien beschrieben. Abgerundet wird das Dokument mit einem Anhang, der diverse Fallbeispiele aus der Praxis porträtiert.
Hochrelevante Innenentwicklung
Die Autor:innen wollen mit ihren Erkenntnissen dazu beitragen, dass mehr und erfolgreichere Siedlungsverdichtungs-Projekte realisiert werden. Denn diese sind unerlässlich, um die prognostizierten 20 Prozent Bevölkerungswachstum bis 2050 effektiv in den bestehenden Bauzonen unterzubringen.
Bilder: Netzwerk kooperative Umsetzung der Innenentwicklung Teilprojekt Entlebuch (Mitwirkungsveranstaltung), Teilprojekt Aesch (Modell Handlungsraum 2, Allgemeine Eigentümerveranstaltung)