Wohin bewegt sich die Sozialhilfe und was sind aus rechtlicher aber auch beraterischer und fachlicher Hinsicht die Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche Sozialhilfe? Muss sich etwas ändern und wenn ja was?
An sich hat die Sozialhilfe eine beachtliche Entwicklung durchgemacht. Von Armenhäusern und Almosen hin zu einer anerkannten öffentlichen Aufgabe mit individuell durchsetzbaren Ansprüchen auf staatliche Unterstützungsleistungen. Dennoch: die Herausforderungen, die das letzte sozialstaatliche Auffangnetz zu meistern hat, sind längst nicht alle überwunden und stellen sich aufgrund sich wandelnder sozialer Risiken zumindest zum Teil auch wieder neu.
Im Referat von Peter Mösch Payot werden zunächst im Sinne einer Standortbestimmung wesentliche Entwicklungslinien der Veränderungen des Rechts zur Existenzsicherung in der Schweiz während der letzten Jahre nachgezeichnet. Zudem wird rechtsvergleichend eine Übersicht über aktuelle Reformen der Grundsicherung in den Nachbarstaaten und der dahinterliegenden Zielsetzungen der Armutspolitik dargestellt. Daraus werden abschliessend Thesen und Anregungen zur Weiterentwicklung des Sozialhilferechts abgeleitet.
Patrick Zobrist beschäftigt sich mit Beratungsmethoden der Sozialen Arbeit in rechtlichen Kontexten. In seinem Referat skizziert er die herausfordernden Bedingungen der Sozialhilfe als (methodischer) Pflicht- oder ggfs. Zwangskontext und legt exemplarisch am Beispiel von psychisch erkrankten Klient*innen und von jungen Erwachsenen in der Sozialhilfe dar, welche anspruchsvollen Problemstellungen in der Praxis zu bearbeiten sind und welche Herausforderungen sich dabei in fachlich-personeller und organisationaler Hinsicht stellen. Hier knüpfen dann auch seine Überlegungen für die Zukunft an.
Zum Abschluss des Morgens geht unser Blick zur aktuellen Umsetzung des Rechts auf Sozialhilfe in der Praxis. In einem dialogischen Inputreferat werden Kurzeinblicke in Erkenntnisse aus Forschungsprojekten und der Praxis der Unabhängigen Fachstelle für Sozialhilferecht (UFS) geboten. Melanie Studer knüpft hauptsächlich an eine abgeschlossene Studie an, die auf Hürden beim Rechtsschutz und Rechtsberatung in der Sozialhilfe hinweist. Christophe Roulin und Benedikt Hassler (beide FHNW) berichten von aktuellen Resultaten aus einer Untersuchung zu Unterschieden im Vollzug des Sozialhilferechts in fünf Deutschschweizer Kantonen: wie gross sind die Unterschiede in der Praxis – von Kanton zu Kanton oder sogar von Gemeinde zu Gemeinde? Und Nicole Hauptlin von der UFS legt aus Sicht der auf Sozialhilferecht spezialisierten Rechtsberatungsstelle die grössten Herausforderungen in Bezug auf den Vollzug des Sozialhilferechts dar. Wo ist anzusetzen, um eine rechtstaatliche Sozialhilfe für die Zukunft zu sichern?