Anlass zu dieser Tagung ist die Veröffentlichung der Forschungsarbeit «Vermittlung Freier Improvisation – ein Kompendium», die an der Hochschule Luzern – Musik entwickelt wurde. Die Tagung möchte ausgehend von dieser Arbeit und ihrem Thema mit improvisierenden Menschen ins Gespräch kommen.
Der Austausch über Zielsetzungen und Vermittlungsmethoden ist denn Kernthema der Tagung. Improvisation soll aber auch grundsätzlich thematisiert und in unterschiedlichen soziokulturellen Kontexten betrachtet werden. Denn sowohl im Arbeitsleben als auch im nicht-beruflichen Alltag, in den allermeisten Kommunikationssituationen und sogar bei Routinehandlungen improvisieren wir. Um die weitreichende Bedeutung von Improvisation zu reflektieren und über sie zu diskutieren, laden wir zu diesem Treffen mit Konzerten, Workshops und Referaten ein.
Die Tagung richtet sich an Interessierte, insbesondere an Studierende und Dozierende von Schweizer Musikhochschulen und an Exponenten der Freien Improvisation ausländischer Musikhochschulen. Teilnehmende werden eingeladen, ihre Musikinstrumente mitzubringen.
Impulsreferat
Wer sucht, der findet nicht
Ist Improvisation ein musikalischer Produktionsprozess?
Nicht nur im Musikbusiness ist der Begriff der Produktion vor allem mit Vermarktung und Design verbunden.
Aber eine musikalische Improvisation – wird die produziert? Stellen Improvisierende mehr oder weniger geeignete Bestandteile zusammen, um ein Produkt zu erzeugen?
Eine radikale Improvisationshaltung schert sich nicht darum, was für eine Musik am Ende herauskommt. Daher mögen es «wahre Improvisierende» auch nicht, wenn Mitspieler Klischees benutzen.
Denn Benutzen verhindert Finden. Das Benutzen weiss ja schon, was es gleich tut: Hier etwas ganz anderes spielen, da einen Wechsel einleiten, eine Weile gar nicht reagieren und dergleichen mehr.
Das ist jedoch ein Widerspruch zum Finden, zum Unvorhergesehenen der Improvisation. Dann bleibt aber die Frage, ob ein Axel Dörner weiss, was er spielt und ob ein Han Bennink seine Tricks benutzt.
Carl Ludwig Hübsch beleuchtet in seinem Impulsreferat das Thema «Produktionsprozess bzw Produktionsbedingungen» der Improvisierten Musik.
Carl Ludwig Hübsch ist Tubist, Improvisierer und Komponist. Er komponiert für kleine und grosse Besetzungen improvisierender bzw zeitgenössischer Musik. Er ist als Tubist ein im In- und Ausland gefragter Interpret und Kooperationspartner und spielt Konzerte Improvisierter, Neuer oder jazzartiger Musik mit bekannten Meistern dieser Genres. Er ist als Referent und Workshop-Leiter regelmässiger Teilnehmer an improvisationsbezogenen Symposien.