Die Grenzen dessen, was als Musik verstanden wird, werden in der europäischen Kunstmusik von Generation zu Generation erweitert. Eine Entwicklung, die spätestens seit Edgard Varèse («what is music but organized noises?») eine extreme Beschleunigung erfahren hat. Mit den Ideen und der Musik von John Cage wurde schliesslich der Musikbegriff völlig entfesselt. Seit diesem musikalischen Urknall der Moderne herrscht weitgehend die Devise «anything goes».
Im Vergleich zur oft von einem ideologischen Überbau geprägten Musik des 20. Jahrhunderts fallen die Ausartungen dieser Revolution heute oft weniger radikal aus. Sie nehmen Bezug auf Bilder und Geräusche unseres (digital geprägten) Alltags, ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu heben. Mit seinem grandiosen Werk «Black Box Music» hat Simon Steen-Andersen eine Persiflage auf den Dirigenten-Mythos und gleichzeitig ein hochunterhaltsames Werk voller schönsten Überraschungen geschaffen. Bei seinem «Run_Time_Error» spielt das Neubad selbst die Hauptrolle – seine Klänge und äussere Erscheinung sind dann keine Begleiterscheinung des Konzerts, sie sind das Werk selbst.
Junge Komponisten wie Alexander Schubert, Simon Løffler und der Schweizer Stefan Keller stehen am zweiten Tag im Fokus des Festivals. Sie zeigen mit ihren sehr unterschiedlichen Standpunkten einige der spannenden Möglichkeiten auf, heute mit «organized noises» umzugehen.
Programm
FR 05.04.2019
19:00 Uhr: Eröffnungskonzert – Portraitkonzert Simon Steen-Andersen
22:00 Uhr: Late Night: Step Across The Border – Alexander Schubert
SA 06.04.2019, 19.30 Uhr
Konzert mit Werken von Simon Løffler, Alexander Schubert und Stefan Keller
Studierende und Dozierende des Studios für zeitgenössische Musik
Erik Borgir, Gesamtleitung