Der interdisziplinäre Schwerpunkt Datenwelten lud am 15. März 2016 zum zweiten Big Data Seminar ein. Das Seminar fördert den Austausch zwischen Expertinnen und Experten aus Unternehmen und Forschenden zum Thema Big Data.
Fallbeispiel Suva
Den Einstieg in den Abend machte Rolf Schmidiger aus dem Stab der Geschäftsleitung «Care» der Suva. In seiner Keynote stellte er einen Anwendungsfall aus der Praxis vor: Das «Sumex Programm» der Suva ermöglicht dank intelligenter Datenanwendung das Einsparen von 200 Millionen Schweizer Franken im Bereich der Rechnungskontrolle. Eine Software ermöglicht es, ungerechtfertigte Forderungen noch vor der Auszahlung zu erkennen. Im Jahr 2015 spürte die Suva in 2.5 Millionen kontrollierten Rechnungen rund 290‘000 Unstimmigkeiten auf und wies diese zurück. Die Analyse erfolgte mit Hilfe relationaler Datenbanken – was gemäss dem National Institute of Standards and Technology (NIST) jedoch nicht dem eigentlichen Big Data Paradigma entspricht.
Workshops – technische und ökonomische Aspekte im Fokus
Im Workshop zum Thema «Zusammenarbeit von Business und IT», unter der Leitung von Dr. Michael Kaufmann, wurde die Definition von Big Data weiter diskutiert: Wie grenzen sich Business Intelligence und Datenbanksysteme von Big Data ab? Die Vorstellungen sind unterschiedlich. Aus Business-Sicht wird Big Data als datenbasierte Entscheidungsunterstützung verstanden, aus IT-Sicht existieren teilweise genaue Vorstellungen von Anzahl Datenmengen pro Sekunde, die eingehalten werden müssen. Die Diskussion ist jedoch müssig: Der Begriff ist mittlerweile etabliert und standardisiert. Das National Institute of Standards and Technology (NIST) hat Big Data eindeutig definiert:
«Big Data consists of extensive datasets primarily in the characteristics of volume, variety, velocity, and/or variability that require a scalable architecture for efficient storage, manipulation, and analysis.» (NIST, 2015, p. 5)
Die Diskussion unter den Teilnehmenden zeigte weiter auf, dass Big Data Projekte teilweise business-getrieben sind, weil es in Mode ist. Manager/innen kaufen Big Data Lösungen ein und suchen dazu passende Probleme. Auch eine Huhn-Ei-Problematik wurde beobachtet: Das Business fragt die IT: «Welche Daten habt ihr, welche Analysen sind möglich?» Die IT wiederum entgegnet: «Gebt uns konkrete Anforderungen, dann klären wir, welche Daten wir liefern können.»
Im zweiten, parallel geführten Workshop von Prof. Dr. Christoph Hauser fokussierten sich die Teilnehmenden darauf, wie aus Daten einen Business-Nutzen generiert werden kann. Auch hier gab es unterschiedliche Ansichten:
- Daten bieten einen Nutzen, in dem sie als Entscheidungsunterstützung dienen
- Daten ermöglichen datenbasierte Produkte und Innovationen
Business-Nutzen für die Suva
Für die Suva ergibt sich dank dem «Sumex Programm» einen weiteren Business-Nutzen. Auch um Missbrauch im Medikamentenbezug aufzudecken wird die Software eingesetzt. Versuchen Ärztinnen oder Ärzte mehr Medikamente zu verschreiben als die Diagnose nötig macht, entlarvt sie die Software, beispielsweise wenn Medikamentenbezüge nicht im Zusammenhang mit dem Unfall stehen.
Möchten auch Sie mit Experten/-innen aus der Praxis und Forschenden der Hochschule Luzern diskutieren? Das nächste Seminar zu Big Data findet im Herbst 2016 statt.