Die Teilnehmenden waren sich einig: Ohne Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) geht auch in der Baubranche nichts mehr. Es braucht sie als Reaktion auf die zunehmende Komplexität – etwa in der Gebäudetechnik, wo Menschen die riesige Anzahl gesammelter Daten gar nicht mehr selbst verarbeiten können. Es braucht sie aber auch zugunsten der Steigerung von Effizienz und Produktivität in Zeiten des Fachkräftemangels, abnehmender Produktivität und der dringend nötigen Senkung der Treibhausgase im Bau.
In ihren Vorträgen präsentierten die Referierenden Beispiele aus ihren Fachbereichen. So sprach Bruno Michel von IBM Research über neueste Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz für die Baubranche, aber auch darüber, weshalb wir über den enormen Energieverbrauch von KI ebenso sprechen sollten wie über «künstliche Dummheit», wenn generative KI mit schlechten Trainingsdaten aus dem Internet falsche Informationen generiert. Auch Jörn Plönnigs von der Universität Rostock hielt fest, dass fehlende Trainingsdaten im Baubereich ein grosses Problem darstellten. Er betonte jedoch, KI im Bau sei weder Fluch noch Segen, sondern eine Notwendigkeit. Dass deren Vorteile immer mehr erkannt würden, spiegle sich im folgenden Vergleich: 66 Prozent der Architektinnen und Architektten arbeiteten mit BIM, das es seit rund dreissig Jahren gebe. Im Gegensatz dazu nutzten bereits 41 Prozent die erst wenige Jahre alte KI.
Digitalisiert in die Zukunft
Dass die Digitalisierung auch bei Aufzügen ganz neue Lösungen ermöglicht, erläuterte Marcel Imfeld, Schindler Aufzüge AG. Intelligente Aufzugssteuerungen erhöhten die Transportkapazitäten der Lifte und senkten ihren Energieverbrauch. So begünstigten sie verdichtetes Bauen und die flexible Umnutzung bestehender Gebäude. Über intelligente Mobilität sprach auch Roman Steffen, Trafiko AG/Trafikpoint AG. Er präsentierte einen neuen Ansatz für «Mobility as a service» mit privaten Mobilitätsstationen für Areale, wobei die Sharing-Fahrzeuge via App gebucht und bezahlt werden. Ziele sind die Reduktion von Parkplätzen, die Erhöhung der Akzeptanz von Bauprojekten und das Erreichen von Klima- und Nachhaltigkeitszielen.
Automatisiert messen, analysieren und vergleichen
Das automatisierte Monitoring von Gebäuden wurde in diversen Referaten behandelt. Stefan Schneiter, Amstein+Walthert AG, stellte ein digitales Testsystem für das Performance Monitoring im grössten Minergie-P-Eco-zertifizierten Spitalgebäude der Schweiz vor. Die Digitalisierung ermöglicht eine Verlängerung der Testphase bis ins erste Betriebsjahr unter realer Nutzung und damit das frühzeitige Erkennen von Fehlfunktionen. Ebenfalls über das Monitoring nach Inbetriebnahme neuer Bauten sprach Sabine von Stockar von Minergie. Sie stellte Monitoring+ vor, das Plan- und Messdaten in Minergie-Gebäuden automatisch vergleicht. Nach der Inbetriebnahme wird damit ein Befund erhoben, Fehleinstellungen werden optimiert und damit Energie eingespart. Für gut betriebene Minergie-Gebäude wird im Mai 2025 das Zertifikat Minergie-Betrieb lanciert. Auch Olivier Steiger von der Hochschule Luzern referierte über das Einregulierungsmonitoring im ersten und zweiten Betriebsjahr von Bauten. Er präsentierte ein von der HSLU entwickeltes Low-Cost-Monitoring, mit dem einzelne Anlagen einfach und auch temporär untersucht und anschliessend optimiert werden können.
Projekte aus der Hochschule Luzern
Gemessen, bewertet und optimiert werden sollte auch die Beleuchtungsqualität, führte Oliver Stefani, Hochschule Luzern, aus. Licht steuert den zirkadianen Rhythmus des Körpers; ist dieser gestört, erhöht sich das Risiko für diverse Krankheiten und damit der volkswirtschaftliche Schaden. Er präsentierte das Projekt Lightscore, das eine evidenzbasierte integrative Lichtbewertung auf den Weg bringen will.
Dass bis heute in der Schweiz auch Normen für die Energieeffizienz von Rechenzentren fehlen, obwohl deren Stromverbrauch sich mit dem Aufkommen Künstlicher Intelligenz bis 2040 verdoppeln dürfte, führte Adrian Altenburger von der Hochschule Luzern aus. Er stellte die Arbeit an einer neuen SIA-Norm für die Energieeffizienz von Rechenzentren vor und präsentierte Best-Practice-Beispiele von Rechenzentren, bei denen etwa die Abwärme für das Heizen genutzt wird.
Nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit finden sich spannende Innovationen. Auf einer Weltreise tausend Lösungen gegen den Klimawandel zu finden, ist das Ziel des «Solar Butterfly». Dabei handelt es sich um ein von der Hochschule Luzern entwickeltes und hauptsächlich aus Ozean-PET hergestelltes Gefährt, das dank speziell angefertigter Solarzellen emissionsfrei fährt. Damit war Roger Buser von der HSLU in Indien unterwegs. Er berichtete mit eindrücklichen Bildern von seiner Reise und den zahlreichen innovativen Lösungsansätzen, die weltweit gegen den Klimawandel gefunden werden.
Medienbilder des IGE-Seminars können Sie hier herunterladen.
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21. IGE-Seminar des Instituts für Gebäudetechnik und Energie, 12. März 2025, Horw
Das IGE-Seminar mit rund 110 Teilnehmenden aus den Bereichen Architektur, Energie und Gebäudetechnik sowie verwandten Disziplinen fand am Mittwoch, 12. März 2025, statt.
Weitere Informationen unter: hslu.ch/ige-seminar
Nächste Durchführung
Das 22. IGE-Seminar findet am Mittwoch, 11. März 2026, statt.