Die finanzielle Vorsorge für Kinder hat bei Schweizer Eltern eine hohe Priorität: Über 60 Prozent beginnen bereits im ersten Lebensjahr mit dem Sparen, rund 10 Prozent sogar schon vor der Geburt. Das zeigt eine Umfrage der Hochschule Luzern (HSLU) unter Eltern aus der Deutsch- und Westschweiz. Die Studie entstand im Auftrag von True Wealth und wurde mit einem Innovationsscheck von Innosuisse unterstützt.
Sparkonti weiterhin die bevorzugte Anlageform
Über drei Viertel aller Eltern (76 Prozent) legen das Geld ihrer Kinder auf einem Sparkonto an, während lediglich 21 Prozent in Wertschriftenanlagen wie Aktien oder ETFs investieren.
Für die Beliebtheit von Sparkonti sehen die Studienautorinnen mehrere Gründe. «Für viele Eltern ist das klassische Sparkonto eine bewährte und scheinbar sichere Anlageform, auch wenn diese kaum eine Rendite erzielt und das gesparte Geld durch Inflation an Wert verlieren kann», erklärt Studienautorin Dr. Tatiana Agnesens.
Dem Sparkonto gegenüber stehen Wertschriftenanlagen. Agnesens vermutet, dass viele Eltern damit ein höheres Risiko verknüpfen. Hinzu könnten fehlendes Wissen über Wertschriftenportfolios kommen. «Dabei würden Kinder mit ihrem langen Anlagehorizont ideale Voraussetzungen mitbringen, um die Vorteile von renditestarken Anlagen zu nutzen und vom Zinseszins-Effekt zu profitieren», so Agnesens.
Digitale Anlageplattformen bieten Chancen – aber Skepsis bleibt hoch
Digitale Anlageplattformen ermöglichen es, Geld einfach online anzulegen und zu verwalten – ohne persönliche Beratung oder vertiefte Finanzkenntnisse. «Damit erfüllen sie die wichtigen Bedürfnisse der Eltern bei der Geldanlage ihrer Kinder», sagt Felix Niederer, CEO on True Wealth. Gemäss der Studie sind dies niedrige Kosten, Transparenz und einen minimalen administrativen Aufwand. Dennoch ist die Akzeptanz noch gering: Nur 22 Prozent der Eltern sind offen für digitale Anlageplattformen, während 37 Prozent diese ablehnen. Besonders Eltern mit geringerem Finanzwissen und jene, die selbst nie in Wertschriften investiert haben, stehen digitalen Lösungen skeptisch gegenüber. Dabei ist zu berücksichtigten, dass digitale Angebote für Kinder und Jugendliche noch relativ neu auf dem Markt sind.
Finanzbildung für Kinder bleibt zweitrangig
Obwohl Eltern grossen Wert auf die finanzielle Absicherung ihrer Kinder legen, spielt die aktive Vermittlung von Finanzwissen nur eine Nebenrolle. «Der Fokus liegt auf dem Sparen – nicht darauf, den Kindern frühzeitig Anlageoptionen zu erklären», summiert Agnesens. Dabei könnten spielerische Apps oder digitale Plattformen eine sinnvolle Ergänzung sein, um Kindern frühzeitig finanzielle Kompetenzen zu vermitteln. Die Studienautorinnen sehen hier grosses Potenzial: «Indem Kinder aktiv in den Anlageprozess eingebunden werden, lernen sie früh einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld und bauen finanzielle Kenntnisse auf», so die Ökonomin. Dem stimmt auch Felix Niederer zu: «Finanzielle Bildung ist keine Option, sondern eine Verantwortung gegenüber der nächsten Generation.»