Mit dem Kantonalen Innovations- und Kreativitätsindex (KIKI) stellt die Hochschule Luzern ein Analysemodell vor, mit dem sich Innovation und Kreativität von Kantonen messen lassen. «Der KIKI ist der erste kantonale Index, der diese Schlüsselfähigkeiten regional und im Detail auswertet», sagt Christoph Hauser, Professor am Institut für Betriebs- und Regionalökonomie der Hochschule Luzern und Verfasser des Index.
Der KIKI besteht aus einer gewichteten Summe von 101 Einzelindikatoren, die zu vier Themenfeldern «Wissen und Umfeld» sowie «Kreation und Wachstum» mit insgesamt acht thematischen Säulen zusammengefasst wurden (siehe Kasten). Als Datenquellen dienen unter anderem das Bundesamt für Statistik (BFS), die Eidgenössische Finanzverwaltung, die Innovationsagentur des Bundes Innosuisse, die OECD sowie das Eidgenössische Institut für geistiges Eigentum.
Kanton Zug auf dem Spitzenplatz
Die Forschenden haben mithilfe des KIKI eine Rangliste für die Kantone der Schweiz erstellt (vgl. Abbildung 1). Auf Basis der Daten des Jahres 2024 belegt der Kanton Zug mit knapp 60 von 100 theoretisch möglichen Punkten den ersten Platz, gefolgt von Basel-Stadt und Zürich. Auf den Rängen vier bis sechs liegen die Kantone Waadt, Neuenburg und Genf dicht beieinander. Danach folgt ein breites Mittelfeld mit Werten zwischen 31 und 41.
Abbildung 1: Kantonaler Innovations- und Kreativitätsindex 2024, erhoben von der Hochschule Luzern - Wirtschaft
Zug führt bei den Themenfeldern Wissen, Kreation und Wachstum das Feld an. Basel-Stadt weist den höchsten Wert bei der Kreation auf und ist bei den weiteren Indikatoren auf dem zweiten oder dritten Platz. Der drittplatzierte Kanton Zürich liegt überall weit vorne, ausser beim Wachstum.
«Die Kantone auf den hinteren Rängen erreichen immerhin noch fast die Hälfte der Punkte von Zug, was angesichts des hohen Niveaus respektabel ist», sagt Christoph Hauser. Insbesondere wenn man bedenke, dass die Schweiz gemäss Global Innovation Index als innovativstes Land der Welt gilt, und sich somit die gesamte Auswertung auf einem sehr hohen Niveau abspiele. Uri kann trotz ansonsten tieferen Indikatoren ein gutes Wachstum vorweisen. Glarus punktet vorwiegend bei verschiedenen unterstützenden Faktoren. Der Kanton hat zum Beispiel viel Erholungswert und ist dennoch in einem urbanen Einflussgebiet.
«Der KIKI zeigt, wie Innovation und Kreativität auf vielfältige Weise zum Ausdruck kommen», sagt Christoph Hauser. Es gebe daher nicht ein einziges, einfaches Mittel zur Förderung davon. «Doch Innovation und Kreativität zu pflegen, lohnt sich offenbar. Es hat uns überrascht, wie eng der KIKI mit der Wirtschaftskraft der Kantone korreliert.»
Die acht Säulen des KIKI
Auf globaler Ebene existiert mit dem Global Innovation Index (GII) bereits seit einigen Jahren ein vergleichbarer Index. Die Schweiz belegt dabei wiederholt Platz eins. Der KIKI orientiert sich am GII und besteht aus unterschiedlichen Indikatoren, die in «Input» und «Output» gruppiert werden. Inputfaktoren sind solche, welche Innovation und Kreativität begünstigen, während Outputfaktoren die Wirkung von Innovation und Kreativität messen. Beide Dimensionen enthalten je zwei Untergruppen, nämlich Wissen und Umfeld (Input) sowie Kreation und Wachstum (Output). Diese wiederum enthalten je zwei, also insgesamt acht Säulen. Jede Säule berücksichtigt zwischen 8 und 20 Einzelindikatoren, welche schliesslich innerhalb der Säule gleich gewichtet sind. Die Säulen entsprechen wichtigen, in der wissenschaftlichen Literatur bestätigten Input- resp. Outputfaktoren für Innovation und Kreativität.
- Die Säule Bildung- und Bildungserfolg enthält verschiedene Indikatoren zu Angebot, Inanspruchnahme und Erfolgsquoten im Bildungsbereich. Breit gefächerte und genutzte Bildung ist Grundlage des Humankapitals respektive der Kompetenzen und Fähigkeiten, die für kreative und innovative Prozesse unerlässlich sind.
- Die Säule Forschung, Entwicklung und Wissen enthält verschiedene Statistiken zu Aktivitäten der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung Innosuisse oder zu öffentlichen Forschungsausgaben. Ein hoher Anteil technologie- und wissensintensiver Industrien sowie Dienstleistungen deutet ebenfalls auf eine starke Forschungsbasis hin.
- Die Säule Diversität beschreibt die Vielfalt einer Gesellschaft in Bezug auf ethnische Herkunft, Geschlecht, Religion, Sprache und kulturelle Hintergründe sowie die Inklusion verschiedener sozialer Gruppen in den Arbeitsmarkt. Eine diverse Bevölkerung bringt eine breite Palette von Perspektiven, Erfahrungen und Fähigkeiten in den Innovationsprozess ein und führt zu einer vielfältigeren Kreativität.
- Die Säule Unterstützende Faktoren umfasst soziale, politische, rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die Innovationen begünstigen (oder hemmen) können. Dazu zählen die räumliche Infrastruktur, Umweltbedingungen sowie steuerliche und finanzielle Anreize für Unternehmen und Einzelpersonen. Ein Beispiel ist die Möglichkeit, Forschungsaufwände steuerlich von der Gewinnsteuer abzusetzen.
- Die Säule Kunst und Kultur ist im KIKI enthalten, da diese eine wesentliche Rolle in der Entstehung und Förderung von Kreativität spielt. Diese Säule umfasst die kreativen Ausdrucksformen einer Gesellschaft und deren institutionelle Förderung, einschliesslich staatlicher und privater Kulturausgaben sowie der Bedeutung kreativer Sektoren im Wirtschaftsleben.
- Die Säule Patente, Marken und Designs bezieht sich auf den Schutz und die Verwertung geistigen Eigentums durch Patente, Marken und Designs. Geistiges Eigentum ist ein wesentlicher Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg von Innovationen, da es Erfinderinnen oder Designern ermöglicht, ihre Kreationen rechtlich zu schützen und davon wirtschaftlich zu profitieren.
- Die Säule Unternehmen und Startups erfasst die praktischen Umsetzer von Innovationen. Diese Säule umfasst die Gründungsaktivität, das Wachstum von Unternehmen sowie den Beitrag von jungen und von wachstumsstarken Unternehmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur wirtschaftlichen Entwicklung.