Welche Barrieren machen Luzernerinnen und Luzernern das Leben schwer? Auf diese Frage suchen die Hochschule Luzern und das gemeinnützige Medienhaus Correctiv in der Schweiz in den kommenden Wochen nach Antworten aus der Bevölkerung. Auf einer interaktiven Online-Plattform können Interessierte Orte eintragen, die sie als Barrieren im Alltag empfinden. An diesem Freitag sind die Initianten des Projekts «Achtung Barriere! Wo wird dir das Leben erschwert?» mit einer Pop-up-Redaktion auf dem Löwenplatz präsent. Das Projekt wird unterstützt von der Stadt Luzern. Die Gebert Rüf Stiftung fördert die Recherche, bei der auch neue Medien wie Augmented Reality eingesetzt werden.
«Barrieren betreffen alle Menschen», betont Nadine Grabmaier, Projektmitarbeiterin von der HSLU. «Mal halten Treppen diejenigen auf, die schlecht zu Fuss sind oder im Rollstuhl sitzen; mal fehlen Leitsysteme für diejenigen, die schlecht oder gar nicht sehen; mal machen schlecht ausgeleuchtete Räume Radfahrerinnen oder Passanten in der Dunkelheit Angst.» Die Umfrage von «Achtung Barriere» betreffe daher alle Menschen, nicht nur diejenigen mit Beeinträchtigung.
Diese sind von Barrieren im Alltag allerdings in erheblichem Masse betroffen. Darauf weist eine Datenauswertung von Correctiv in der Schweiz hin. «In der Schweiz stehen Menschen mit Beeinträchtigungen täglich vor erheblichen Barrieren. Das gilt selbst bei so grundlegenden Dienstleistungen wie dem Besuch von Ämtern», erklärt Hanna Fröhlich von Correctiv in der Schweiz.
Viele öffentliche Gebäude seien nicht barrierefrei. Wenn überhaupt, würden meist nur die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrenden berücksichtigt. «Für andere Beeinträchtigungen, etwa die mit 500'000 Betroffenen weit verbreiteten Sehbehinderungen, gilt das nicht.» Basis sind landesweite Daten der Fachorganisation ProInfirmis, die sich für Beeinträchtigte engagiert, sowie von Correctiv erhobene Daten aus dem Kanton Luzern.
Mit der neuerlichen Datensammlung möchten die Hochschule Luzern und CORRECTIV in der Schweiz herausfinden, welche Barrieren die Menschen in ihrem Alltag als besonders störend empfinden. Diese Daten werden live auf der Projekt-Webseite und mithilfe neuer Medien aufbereitet. «Wir setzen gezielt auf Augmented Reality (AR) als Dialog- und Vermittlungsmedium, um unsichtbare Barrieren im Raum sichtbar zu machen», erklärt Tobias Matter, Co-Projektleiter von der HSLU – AR nutzt digitale Inhalte, um die physische Umgebung über das Smartphone zu erweitern. «So können Nutzerinnen und Nutzer die gemeldeten Barrieren narrativ im hybriden Raum erleben und gemeinsam besprechen.»
Bis zum Abschluss der Datensammlung im Januar werden immer wieder Geschichten auf Basis der Antworten aus der Bevölkerung veröffentlicht. Zudem sind weitere Pop-ups an Orten vorgesehen, die Betroffene als besonders wichtig kennzeichnen. Auch deshalb hoffen die Verantwortlichen, dass möglichst viele Menschen sich beteiligen. «In der Vergangenheit haben wir gesehen, dass Bürgerrecherchen grosse Veränderungen anstossen können», sagt Marc Engelhardt, Geschäftsführer von Correctiv in der Schweiz. So seien nach einer ähnlichen Recherche zur Sicherheit von Schulwegen zahlreiche Wege verbessert worden. «Wir garantieren, dass die Daten sicher sind – wer möchte, kann auch anonym teilnehmen.»
Quelle: Correctiv in der Schweiz
Wo kann ich mitmachen?
Interessierte können via correctiv.link/achtungbarriere Daten zu Barrieren im öffentlichen Raum eingeben und einsehen. Weitere Informationen zum Projekt «Achtung Barriere!» finden sich zudem auf der Website von Correctiv in der Schweiz.