Sich an Recht und Gesetz zu halten und das «Richtige» zu tun, ist für Unternehmen aus rechtlichen und ethischen Gründen unabdingbar – unabhängig vom wirtschaftlichen Nutzen. Dass dies für Unternehmen nicht immer einfach ist, zeigen die zahlreichen Skandale der letzten Jahre. Oftmals werden rechtliche und ethische Anforderungen hinten angestellt, wenn es vermeintlich dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens dient. Compliance-Verantwortliche stehen daher vor der Herausforderung, ihre Arbeit rechtfertigen zu müssen.
«Für Compliance-Verantwortliche ist es schwierig, den Beitrag ihrer Arbeit zum Unternehmenserfolg aufzuzeigen und die Effektivität und Effizienz von Compliance-Massnahmen zu belegen», sagt Christian Hauser, Co-Projektleiter und Professor an der FH Graubünden. Bisher wurde Compliance vor allem als Kostentreiber betrachtet. Der Wertbeitrag der teilweise hohen Investitionen blieb weitgehend unklar. Die durch Compliance vermiedenen Risiken und Kosten sind schwer zu beziffern, da sie meist präventiver Natur sind. «Umso wichtiger war es, diesen Wertbeitrag zu ermitteln. Hier setzt unser Forschungsprojekt an. Wir konnten erstmals den sogenannten Compliance Business Case nachweisen», sagt Mirjam Gruber-Durrer, Co-Projektleiterin und Professorin an der Hochschule Luzern.
Compliance als Erfolgsfaktor
Die Forschenden haben elf Faktoren identifiziert, die die Effektivität und Effizienz von Compliance positiv beeinflussen – wenn auch in unterschiedlichem Masse. Drei dieser Faktoren haben sich als besonders relevant erwiesen: Compliance-Kompetenz, Entscheidungsrelevanz und Anpassungsfähigkeit. Unter Compliance-Kompetenz wird die Fähigkeit der Mitarbeitenden verstanden, potenzielle rechtliche und ethische Risiken zu erkennen, angemessen darauf zu reagieren und geeignete Massnahmen zu ergreifen. Entscheidungsrelevanz bedeutet, dass Compliance fest in die strategischen und operativen Entscheidungsprozesse des Unternehmens eingebettet ist. Und Anpassungsfähigkeit beschreibt die Fähigkeit der Compliance, dynamisch auf Veränderungen im Geschäftsumfeld zu reagieren.
«Unsere Ergebnisse zeigen zudem, dass eine effektive und effiziente Compliance bis zu 18 Prozent der Varianz des Unternehmenserfolgs erklärt, was einen beachtlichen Wert darstellt», sagt Christian Hauser. Das Forschungsprojekt konnte somit nachweisen, dass Compliance einen wesentlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg leistet. Die Ergebnisse des von der schweizerischen Agentur für Innovationsförderung – Innosuisse geförderten Projekts sind nun im Buch «Return on Compliance – Erfolgsfaktoren der Compliance und ihr Beitrag zum Unternehmenswert» zusammengefasst, das bei Springer Gabler erschienen ist.
Lösungen für die Praxis
Das Schweizerische Institut für Entrepreneurship orientiert sich thematisch an aktuellen Herausforderungen der Praxis. Es erforscht Fragestellungen zur digitalen Transformation inklusive Internet der Dinge, Servicerobotik, Innovation und Design Thinking, Internationalisierung und Supply Chain wie auch Corporate Responsibility. Ausserdem beschäftigt sich das Institut mit der Frage, wie Unternehmen und Organisationen Transparenz, nachhaltige Entwicklung und unternehmerische Verantwortung in ihrer Unternehmensphilosophie verankern können. Pro Jahr kooperiert das Schweizerische Institut für Entrepreneurship mit Wirtschaftspartnern und Konsortien in bis zu sechs grossen, nationalen und internationalen Forschungsprojekten. Daneben führt das Institut auch eine grosse Zahl an kleineren Forschungs- und Dienstleistungsprojekten durch.
Quelle: FH Graubünden