Die konventionelle Arbeitsteilung führt beim Planen und Bauen komplexer Bauwerke oder grossräumiger Areale in Städten und Gemeinden oft nicht zum gewünschten Ergebnis. Viele Organisationen passen deshalb ihre Strukturen und Prozesse an, um den Aufgaben der vernetzen Welt in Sachen Lebensqualität, Effizienz und vor allem Nachhaltigkeit zu begegnen. Ein möglicher Weg ist die integrale Projektabwicklung (Integrated Project Delivery), bei der alle Beteiligten in partnerschaftlicher Zusammenarbeit und gemeinsamer Verantwortung zusammen auf ein Ziel hinarbeiten.
Dies zeigte exemplarisch Adrian Steiner von Thermoplan in seinem Referat auf. Beim Bau eines neuen Produktions- und Verwaltungsgebäudes in Weggis nutzte Thermoplan die integrale Projektabwicklung mit sehr zufriedenstellenden Ergebnissen. Steiner empfahl das Konzept als «nicht perfekt, aber wichtigen und guten Schritt» weiter. Patrick Suter von der Erne AG Holzbau führte aus, wie wichtig in Bauprojekten das frühe Einbinden von Schlüsselunternehmen, die bewusst aufgabenbezogene Teambildung sowie gemeinsame Anreizsysteme seien. Er riet dazu, Folgeprojekte möglichst in einer ähnlichen Zusammensetzung abzuwickeln: Man kenne sich, es sei alles eingeübt und so entstehe daraus der grösstmögliche Mehrwert für die Kundinnen und Kunden.
Gemeinsam geht es besser
Wie ganze Stadtteile in partizipativen Verfahren mit einer Vielzahl von Stakeholdern entwickelt werden, erläuterte Sarah Gäumann, Stadtplanung Biel. Das Zusammenspiel von Privaten, Stadt und gemeinnützigen Wohnbauträgern, eine aktive Bodenpolitik mit Landumlegungen, Landtausch und der Abgabe von Wohnbauland im Baurecht sowie die Koordination von privaten und öffentlichen Bauprojekten hätten sich als zielführend erwiesen. Michael Camenzind von Suter von Känel Wild Planer und Architekten, der über den Nutzen des Standards SNBS-Areal bei Test- und Sondernutzungsplanungen sprach, vertrat ebenfalls die Meinung, Prozesse gemeinsam aufzugleisen, sei mit und ohne Label wichtig. Er betonte jedoch auch die Vordenkerrolle solcher Labels, die oft den Gesetzgebungsprozess beeinflussten.
Martin Tschirren vom Bundesamt für Wohnungswesen stellte den «Aktionsplan Wohnungsknappheit» von Bund, Kantonen, Gemeinden und Vertretenden der Immobilien- und Baubranche vor. Dieser soll mit Hilfe von zahlreichen Massnahmen das Angebot an preisgünstigem Wohnraum erhöhen. Wie wichtig solche Initiativen seien, betonte auch Robert Weinert. Der Anteil leerstehender Wohnungen sei in 21 von 26 Kantonen zu tief. Bloss das Angebot an teuren Wohnungen nehme zu. Wer umziehe, müsse aufgrund der gestiegenen Angebotsmieten mit einer höheren Miete rechnen, was viele Haushalte vor Probleme stelle. Dass die Mietkosten schneller stiegen als die Einkommen, verstärke den politischen Handlungsbedarf zur Regulierung, mahnte Matthias Catto von PwC Schweiz. Dies wiederum verunsichere institutionelle Investor:innen, die deshalb Sanierungen hinauszögerten. Er stellte ein Tool vor, mit dem sich die wirtschaftlich optimale Sanierungsstrategie für ein Objekt berechnen lässt. Dieses konnten die Teilnehmenden in einem Workshop gleich selbst testen.
Konflikte als Chancen nutzen
Das Plenum war sich einig, dass das gemeinsame Entwickeln, Planen und Bauen in jedem Fall zu besseren Lösungen führt. Doch wo Menschen zusammenarbeiten, gibt es auch Konflikte. Tanja Pohle, Pom+Consulting AG, zeigte auf, wie diese in Projekten und Organisationen als Chancen genutzt werden können. Eine erfolgreiche Konfliktlösung erfordere Empathie, klare Kommunikation und den gemeinsamen Fokus auf Lösungen. Sie lasse das Team gestärkt aus der Situation hervorgehen und effizienter zusammenarbeiten.
Das grosse Interesse am Anlass, die engagierte Mitarbeit in den Workshops am Vormittag und die angeregten Diskussionen zu den Referaten am Nachmittag zeigen, dass die Suche nach neuen Formen der Zusammenarbeit im Bau viele bewegt. Die vorgestellten Best Practices können als Wegweiser dienen, in welche Richtung sich das Bauen in Zukunft entwickelt.
Das Schweizer Bau- und Immobilienforum wird veranstaltet vom Institut für Gebäudetechnik und Energie (IGE) und vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS). Dieses Jahr besuchten über 100 Bau- und Immobilienfachleute den Anlass. Das nächste Schweizer Bau- und Immobilienforum findet am 12. November 2025 statt.
Über das Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz NNBS
Ziel des NNBS ist es, das nachhaltige Bauen in der Schweiz zu fördern. Mit über 180 Mitgliedern aus Wirtschaft, öffentlicher Hand, Forschung und Bildung ist es breit abgestützt. Das ermöglicht es ihm, die Kräfte zu bündeln und ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Indem es nützliche Instrumente bereitstellt und für die nötigen Rahmenbedingungen sorgt, fördert es die Umsetzung in die Praxis.