Für ihre Bachelorarbeit im Studium Digital Ideation entwickeln Lina Haag und Valerie Bachmann eine App für Personen, die an einer postpartalen Depression (PPD) leiden. Die Erkrankung gilt bis heute als Tabuthema und ist wenig erforscht, obwohl über 20 Prozent der Frauen und über zehn Prozent der Väter davon betroffen sind. Die Symptome einer PPD sind etwa depressive Verstimmungen, Angstzustände, Schlafstörungen und Suizidgedanken.
Haag, die mit Schwerpunkt Design studiert, und Bachmann, deren Schwerpunkt auf der Informatik liegt, kontaktierten den Verein Postpartale Depression Schweiz (demnächst Periparto Schweiz). Sie stiessen dort auf so offene Ohren, dass der Verein ihnen nicht nur Ansprechpartnerinnen vermittelte, sondern ihre App auch weiterentwickeln möchte.
Aus Gesprächen mit Betroffenen filterten Haag und Bachmann Informationen und suchten nach Mustern und Gemeinsamkeiten in den Abläufen, um die Ursachen der Erkrankung zu analysieren, und zu erkennen, was helfen kann. «Oft hilft es Betroffenen schon zu merken, dass sie mit ihrer Situation nicht allein sind», sagt Haag. Deshalb finden Betroffene in der App Patinnen und Paten, die in Video- und Audioformaten von Erfahrungen mit PPD, über ihren Krankheitsverlauf und ihre Symptome berichten. Sie können auch Tipps geben, was ihnen geholfen hat, wieder gesund zu werden. Nach dem Studium wollen Bachmann und Haag die App so perfektionieren, dass sie in das Unterstützungsangebot des Vereins integriert werden kann und Betroffene direkt nach dem für sie passenden Angebot suchen oder eine Patin oder einen Paten kontaktieren können.
Die Arbeit von Lina Haag und Valerie Bachmann wird an der Werkschau im Foyer der Hochschule Luzern – Design Film Kunst in Luzern-Emmenbrücke präsentiert. Dort sind alle Arbeiten der Bachelor Digital Ideation und Data Design + Art zu sehen, da die Digitalität Kern beider Studienrichtungen und Schwerpunkt der Arbeit am Departement ist. Zusätzlich wird sich das Departement bis 2026 verstärkt den Themen Nachhaltigkeit und Culture of Trust widmen. Ausgewählte Arbeiten, die diese Themen behandeln, werden an der Werkschau hervorgehoben. Die Schwerpunktthemen sind auch in der Gesellschaft von herausragender Bedeutung, wie Jacqueline Holzer, Direktorin des Departements Design Film Kunst, sagt. «Wenn unsere Studierenden ihr Können einer breiten Öffentlichkeit zeigen, beweisen sie gleichzeitig, wie relevant ihre Themen für die Zukunft der Gesellschaft sind.»
Insgesamt rund 280 Arbeiten von Absolventinnen und Absolventen werden an der Werkschau Design Film Kunst zu sehen sein. Die öffentliche Ausstellung läuft vom 22. bis zum 30. Juni 2024 am Hochschulstandort 745 Viscosistadt in Luzern-Emmenbrücke.
StudioLab Days
Die angehenden Absolventinnen und Absolventen des Master Kunst präsentieren ihre Werke bereits vom 13. bis 16. Juni an den Studio Lab Days 2024 auf dem Kampus Südpol in Kriens. In den StudioLabs Eco, Post! und ¿Wo? arbeiten die Master Kunst-Studierenden für die gesamte Dauer ihres zweijährigen Studiums in der gleichen Gruppe an einem Thema. An den StudioLab Days sind rund 50 Arbeiten zu sehen, von Installationen und Performances bis zu ephemeren Projekten und recherchebasierten künstlerischen Arbeiten. Sie verhandeln aktuelle Themen wie Posthumanismus, Ökologie und Kollaboratives Arbeiten aus den Feldern Art in Public Spheres, Critical Image Practices und Art Teaching/Lehramt bildnerisches Gestalten.
Ein Beispiel dafür ist Daniela Ardiris Masterarbeit «If I Was Born Rosa, cultivating care as an anti-capitalist strategy». Darin lotet die Mailänderin die Grenzen zwischen bezahlter Arbeit, Hausarbeit und (unbezahlter) Pflege aus und sucht nach einer Strategie, um neue Formen der Fürsorge zu kultivieren. Die Arbeit besteht aus zwei Teilen: Einem Kunst-Happening zu den Studio Lab Days und einer künstlerischen Publikation als Kochbuch, Sammlung von Austausch und Wissen und Handbuch für eine fürsorgliche Praxis. MEHR
Ausgewählte Abschlussarbeiten
Hilfe für Helfende (Bachelor Design Management, International)
Natascha Haller (Meilen, ZH) entwickelt zwei Designstrategien, um Verwandte und Freunde von Paaren zu unterstützen, die keine Kinder bekommen können. Ein Toolkit für Betroffene und ihre Bezugspersonen legt Grundsätze für die Kommunikation und Unterstützung fest und regt mit Fragekarten das Gespräch über den Kinderwunsch an. Und ein digitales Handbuch vermittelt Informationen in Text und Film. MEHR
Vom Eisvogel zur Tarnkleidung (Bachelor Illustration Nonfiction)
Anna Wenger (Spiegel bei Bern) erarbeitet ein Sachbuch für Erwachsene zum Thema Bionik. Idee des Buches ist es, Tiere wie den Haifisch, den Kofferfisch oder den Blauen Morphofalter zu illustrieren und darzulegen, wie ihre Attribute oder Fähigkeiten technisch genutzt werden können. Wenger konzentriert sich auf den Eisvogel, um Umsetzungsmöglichkeiten und die Grenzen der vermittelnden Illustration auszutesten. MEHR
Rassistisches Tagebuch (Master Film)
Elena Ottavis (Mendrisio) Abschlussprojekt ist der digital-animierte 2D-Kurzfilm «Racist Journal». Der Rassismus sei in der Gesellschaft so tief verwurzelt, sagt Ottavi, dass er zu einem integralen Bestandteil geworden sei. Sie folgt im Film einem Tag im Leben von Andrea, der behauptet, Rassist zu sein, aber ein ganz normales Leben führt. Der Monolog spielt mit Klischees der Diskriminierung und will die Zusehenden dazu bringen, die Wahrnehmung von sich selbst und anderen zu überdenken. MEHR